Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
eine Art Surren, und als ich hinschaue, ist sein Körper verdreht und windet sich krampfhaft, als versuchte Danny verzweifelt, sein Gleichgewicht wiederzufinden, während er fällt … und fällt … und fällt …
Im letzten Moment zwinkert das rechte Mädchen dem linken zu und die beiden senken das Seil ein Stückchen, bis es seine Haut berührt. Er schreckt zusammen, als hätten sie ihm ein Messer in den Bauch gestoßen, und kippt dann rückwärts mit einem eigentümlichen, tiefen Stöhnen und einem Klatschen in den Sand, sodass die Körnchen aufstieben wie Rauchschwaden.
Rings um ihn wird gelacht und applaudiert, doch keiner der anderen Gästen hilft ihm auf, während schon der nächste Limbotänzer ins Rampenlicht tritt.
Er versucht sich aufzurichten und sieht sich um, als wüsste er nicht so recht, wo er ist.
»Danny?«, rufe ich und eile auf ihn zu. »Alles okay?«
Die anderen können mich natürlich nicht hören, doch als Danny mich sieht, überzieht ein unglaublich breites Lächeln sein Gesicht. »Alice! Wie cool!«
»Ich würde dir ja hochhelfen, aber, na ja …« Ich hebe die Hände und komme mir absolut nutzlos vor.
»Kein Problem. Das krieg ich gleich schon allein hin. Kann ja nicht so schwer sein.« Er versucht es und scheitert wieder. »Puh, ist mir schwindelig. Liegt sicher am Limbo.«
»Und nicht etwa an Sams Mojitos?«
»Okay, vielleicht auch ein bisschen an denen. Sie macht die immer viel zu stark.« Beim dritten Mal gelingt es ihm, stehen zu bleiben, und er wischt sich den Sand von der goldbraunen Haut. »Aber ich hätte trotzdem gern noch einen. Kommst du mit?«
»Eigentlich bin ich auf der Suche nach meiner Schwester. Und nach Triti.«
Jetzt verdüstert sich seine Miene. »Klar doch. Ich weiß, wo die beiden sind. Weißt du schon, ob du Triti helfen kannst?«
»Ich arbeite dran.«
»Du schaffst das ganz bestimmt. Wie sagt man so schön? An dir ist mehr dran als nur ein hübsches Gesicht.« Und er sieht mich so eindringlich an, dass ich wegsehen muss, bevor ich rot werde oder irgendwas sage, das ich hinterher bereue.
»Du bist ja betrunken.«
Er starrt mich immer noch an. »Weißt du, da könntest du recht haben.«
»Ich sollte jetzt wirklich Triti suchen gehen.«
Danny macht ein unglückliches Gesicht. »Noch nicht«, sagt er und in seiner Stimme schwingt Panik mit. »Ich meine«, fügt er dann hinzu und lächelt wieder, »holen wir uns doch erst mal was zu trinken, ja, Alice? Das wirst du auf jeden Fall brauchen, wenn du mit ihr redest.«
»Aber ich kann doch gar nicht …« Ich beende den Satz nicht. Danny scheint den Unterschied zwischen uns vergessen zu haben: Er ist ein Gast hier und ich bin nur zu Besuch. Und als ich neben ihm durch den Sand stapfe und sich unsere Schritte aneinander anpassen, wünschte ich, ich könnte ihn auch vergessen.
51
Wir sitzen auf den Stufen vor der Strandbar. Abgesehen von vereinzelten Gästen, die nach drinnen flitzen und sich Getränkenachschub holen, ist sie völlig leer.
»Schätze mal, das ist der ruhigste Ort, den man heute Abend hier findet«, sagt Danny.
Ich sehe nach rechts, in Richtung des etwas wilderen Küstenstrichs, wo sich wahrscheinlich Triti versteckt.
Er schüttelt den Kopf. »Vergiss sie doch mal einen Moment. Bitte. Ich will über mich reden, mich, mich, mich!«
Ich öffne den Mund, um zu protestieren, als mir plötzlich auffällt, dass seine Augen trotz des Hundeblicks, den er aufgesetzt hat, so scharfsinnig wirken wie eh und je. Ergreift die Verzweiflung langsam auch von ihm Besitz? Wird Danny vielleicht der Nächste, dessen Tod ich aufklären muss, wie eine Art paranormale Miss Marple?
Ob er wohl weiß, dass ich so ziemlich alles für ihn tun würde, wenn er nur lieb fragt?
»Okay, ich bleib ja hier. Leg los, ich höre zu.«
»Du hältst mich wahrscheinlich für verrückt, aber ich sag es dir jetzt einfach trotzdem. Morgen kann ich’s dann wenigstens auf den Alkohol schieben.«
Die Geräuschkulisse verändert sich, die Partymusik wird leiser, übertönt vom Rauschen der Wellen und einer Art Knistern, als wäre die Luft um uns elektrisch aufgeladen.
»Lass es lieber. Das klingt nach einem ernsthaften Gespräch und das führt man besser nicht, wenn man betrunken ist.«
Danny lächelt. »Sehe ich ganz anders. Ein viel größerer Fehler ist es, wenn man die Dinge nicht ausspricht, die gesagt werden müssen, obwohl der Zeitpunkt genau richtig ist. Zumindest das hat mich das Totsein gelehrt, Alice.«
Dagegen kann
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