Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
kommen, dann rede ich nicht mit dir und berühre dich nicht, dann existierst du nicht mehr für mich. Ist das klar? Es ist nun mal so, wie es ist. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Ich habe dich nicht verdient.«
Mein Hirn kann langsam nicht mehr folgen. Im einen Moment sind wir noch Seelenverwandte und im nächsten schnauzt er mich so an.
Dann aber begreife ich, dass das, was Danny gesagt hat, nur ein umso größerer Beweis dafür ist, wie viel ich ihm bedeute – er würde alles für mich aufgeben, selbst seine einzige Chance, glücklich zu sein.
»Verstanden«, sage ich.
»Wirklich?«
Ich nicke.
Wir stehen jetzt beide und blicken uns an. Mein Körper kribbelt von Kopf bis Fuß und ich werde kein Detail dieses Augenblicks jemals vergessen. Den Duft nach Minze, Limetten und Gegrilltem. Das Rauschen des Meeres und, darunter gerade noch hörbar, ein Saxofon, das eine Bluesmelodie spielt: Amazing Grace …
Ich werde mich an diese Augen erinnern, die nicht länger gequält blicken, sondern nun leidenschaftlich funkeln. Diese Lippen, die so viel versprechen, aber mir nie mehr als Worte werden geben können.
Irgendwo, weit weg, vibriert mein Handy, als es eine neue SMS empfängt.
»Was war das?«, fragt Danny. Er spürt, dass mich etwas ablenkt.
»Nichts Wichtiges. Nichts, das so wichtig wäre wie das hier.« Dann aber höre ich noch ein anderes Geräusch: ein leises Wimmern, wie von einem verletzten Tier.
Danny sieht nach links, in Richtung des verschwommenen, unfertigen Teils des Strandes. »Triti«, sagt er und in seinen Augen formt sich eine Frage.
»Sollen wir sie suchen gehen?«, schlage ich zögerlich vor.
Ich spüre, dass wir beide dasselbe denken, aber das hier ist doch unser Moment.
»In deiner Welt kannst du ihr besser helfen als hier in ihrer«, meint Danny.
Ich nicke. »Ich arbeite dran.«
Er lächelt, als wüsste er genau, wie schwer das alles für mich ist. »Dann sollte ich dich wohl besser gehen und weitermachen lassen.«
»Nein«, protestiere ich, aber er bewegt sich schon rückwärts.
Wie verabschiedet man sich von dem Jungen, den man liebt, aber niemals berühren kann? Ihm einen Luftkuss zuzuwerfen, wie ich es immer mit Meggie mache, scheint mir zu trivial.
Danny beantwortet meine Frage. Er formt mit den Lippen lautlos »Gute Nacht, träum süß« und legt dann die Hand aufs Herz, wie ein Versprechen.
Ich tue es ihm nach.
Als der Strand im Nebel verschwunden ist, starre ich noch über eine Minute lang einfach auf den Bildschirm. Dann fällt mir die SMS wieder ein und ich greife nach meinem Handy.
Gib Tim nicht auf, Alice, er will dir die Wahrheit sagen, da bin ich mir sicher. Ich werde ihn auf jeden Fall so lange bearbeiten, bis er es tut, glaub mir. Dein Freund, A.
Ich starre auf das Display. Irgendetwas am Tonfall dieser Nachricht kommt mir nicht ganz richtig vor, zu intim, zu aufdringlich. Aber ich kann es mir nicht leisten, Adrian vor den Kopf zu stoßen, nicht, solange ich Tim noch nicht erreicht und ein paar Antworten aus ihm herausbekommen habe.
Also schreibe ich Danke zurück und schalte dann das Handy aus, um mich auf das zu konzentrieren, was kurz zuvor passiert ist.
Ist das nun Liebe, oder zumindest etwas Ähnliches?
Seit meine Schwester ermordet wurde, ist mir Glück immer wie etwas vorgekommen, auf das nur noch andere Leute hoffen können. Ich selbst war nur wie eine Beobachterin, die vom Rand aus bei einem ausgelassenen Tanz zusah, ohne jemals mitmachen zu können.
Erst in diesen letzten Minuten hat mich endlich jemand zurück auf die Tanzfläche geholt.
Danny ist in mich verliebt und ich in ihn und nichts anderes scheint plötzlich mehr wichtig.
52
»Du bist irgendwie anders.« Cara fängt mich in der Pause vor dem Klo ab.
»Ach ja? Inwiefern?« Anders? Anders beschreibt es nicht mal annähernd. Meine ganze Welt steht kopf.
»Tja, also erstens habe ich dich im Unterricht tatsächlich mal lächeln sehen, was so ziemlich seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Und außerdem summst du andauernd vor dich hin.«
»Tu ich das?« Alles kommt mir auf einmal so wunderschön vor, auch wenn Danny niemals hier bei mir sein kann. Trotz der Distanz zwischen uns dudeln in meinem Kopf Liebeslieder, weil es irgendwo einen Menschen gibt, der mich mehr braucht als alles andere, und ich ihn genauso. »Tut mir leid. Ich weiß, wie nervig das ist, Mum macht es auch immer.«
»Und da ich deine beste Freundin und Vertraute Nummer eins bin, hättest du es mir
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