Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
selbstverständlich erzählt, wenn du einen Typen kennengelernt hättest oder so was, richtig?«
Ich spüre, wie ich rot werde. »Ich? Wenn man dir glaubt, verbringe ich doch mein ganzes Leben damit, mich in meinem Zimmer zu verschanzen und Depri-Musik zu hören.« Ich lächle, um zu zeigen, dass ich es nicht so ernst meine.
»Ach ja, stimmt.« Cara grinst reuig. »Aber vielleicht hast du ja zufällig online den passenden Depri-Kerl gefunden?«
»Kann schon sein.«
»Na, sieh mal einer an, die kleine Miss Geheimnisvoll.« Sie mustert mich. »Soll das etwa heißen, du kommst zu uns zurück, Alice? Ich glaube nämlich, das würde ich nicht aushalten, mir erst Hoffnungen zu machen und dann zusehen zu müssen, wie dir wieder die Sicherungen durchknallen.«
Ich wünschte, ich könnte ihr sagen, was sie hören will: dass alles wieder genauso wird wie früher. Aber wie könnte ich das, nach allem, was ich gesehen und erfahren habe?
»Ein bisschen besser geht’s mir wirklich, aber erwarte lieber nicht zu viel von mir, Cara. Das Ganze hat mich verändert. Ich wäre wahrscheinlich noch viel seltsamer, wenn nicht …« Ich wende den Blick ab.
»Ja.«
Sie umarmt mich und ich drücke sie an mich, sehne mich so sehr danach, ihr wieder nahe zu sein, aber ich weiß, dass meine beste Freundin um keinen Preis von meiner verrückten, verzweifelten neuen Welt erfahren darf.
Als wir einander loslassen, erfüllt mich Trauer; genau so war es früher immer zwischen uns. »Genug jetzt von mir, Cara. Wie läuft’s mit Felipe?«
Schon legt sie los mit den neuesten Storys, in denen jede Menge Drama und Leidenschaft und Extensions eine Rolle spielen, doch ich kann die ganze Zeit nur daran denken, dass dies alles nicht so einseitig sein dürfte. Wir müssten das, was uns bewegt, miteinander teilen, wie es beste Freundinnen nun mal tun. Doch wie soll das gehen?
Als Cara zwischendurch mal Luft holt, hebe ich schnell die Hand. »Tut mir leid, ich will den Rest auf keinen Fall verpassen, aber ich muss wirklich mal dringend aufs Klo, bevor die nächste Stunde anfängt.«
»Ich komme mit«, sagt sie und rattert weiter alle Einzelheiten herunter, inklusive jeder SMS und jedes Gerüchts, das sie jemals über ihren neuen argentinischen Freund gehört hat. Und zwar mit voller Lautstärke, damit ich sie über die Toilettenspülungen und rauschenden Wasserhähne hinweg auf jeden Fall höre.
Als ich wieder rauskomme, betrachte ich mich im fleckigen Toilettenspiegel. Es ist das erste Mal seit Wochen, dass ich mich richtig ansehe.
Und in das da hat Danny sich verliebt? In diese ungezupften Augenbrauen und strubbeligen Locken und Haut, die so weiß ist, dass es scheint, als hätten die vielen Stunden vor dem Bildschirm sie förmlich ausgebleicht?
Aber er sieht ja nicht wirklich mich. Er sieht die geschönte Version von Alice, die es ohne die Hilfe von plastischer Chirurgie nie geben könnte. Unter den Augen habe ich immer noch dunkle Ringe und hier und da blühen ein paar Pickel, die sich, wenn ich nicht aufpasse, schnell wieder in eine handfeste Akne verwandeln könnten.
Einen Moment lang droht mein Liebes-Hoch ins Wanken zu geraten. Hätte der gut aussehende, stinkreiche Danny Cross sich auch dann in mich verliebt, wenn wir uns, auf welche Art auch immer, im realen Leben kennengelernt hätten? So wie das, wie meine Cousine Stacie behauptet, bei Seelenverwandten eben ist?
Meine Augen. Die sehen tatsächlich anders aus als früher. Sie leuchten. Wissend. Voller Sehnsucht.
Genau wie seine.
Ich verlasse die Toiletten. Die Schulklingel unterbricht Caras Geschichte genau an der Stelle, an der sie mir anvertraut, er könne vielleicht der Eine sein, und ich lächele, denn zum ersten Mal überhaupt kann ich nachempfinden, wie es ihr geht. Und dieser Moment des Verstehens, auch wenn ich Cara nichts davon sagen kann, baut mich auf, wenn auch nur für ein, zwei Sekunden, und sorgt dafür, dass ich mich meiner Freundin wieder nahe fühle.
Doch es gibt nur einen einzigen Menschen, dem ich alles erzählen will. Nur einen einzigen Menschen, der genau weiß, wie das Leben – oder der Tod – einen völlig unvermittelt aus der Bahn werfen kann.
Meggie wird mich verstehen.
»Heute fühle ich mich so nah an einem Kater dran wie seit Monaten nicht«, stöhnt meine Schwester und hält sich in typischer Meggie-Melodramatik den Kopf, dann setzt sie sich eine riesige Sonnenbrille auf.
»Ich dachte, ihr könnt hier gar nicht verkatert sein.«
»Dachte ich
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