Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
Vom Netzwerk:
dem war Tante Elenis Name ein Tabu. Nun wusste Zinos, wo sein Platz sein würde.
    REZEPT: UDO PAVESES CROSTINI DI FEGATO
    MAN BRAUCHT
    – Zweihundertfünfzig Gramm Kalbsleber
    – eine Zwiebel normaler Größe oder drei kleine Schalotten
    – eine große Knoblauchzehe
    – fünfzig Gramm Italienischen Schinken, z.B. Parma oder San Daniele
    – ein Sardellenfilet
    – einen Esslöffel Kapern
    – vier große gehackte Salbeiblätter
    – zwei Esslöffel Weißwein
    – zwei Esslöffel Rinder- oder Gemüsebrühe
    – Olivenöl
    – Salz und frisch gemahlenen Pfeffer zum Abschmecken (eigentlich steckt genug Salz im Schinken, der Sardelle und den Kapern, aber mancher mag es so salzig wie kein anderer)
    – weißes Brot
    ZUBEREITUNG
    Die Leber, die Zwiebeln, den Knoblauch, die Sardelle, den Salbei, den Schinken und die Kapern so klein wie möglich schneiden (wenn man pürieren will, braucht man sich nicht so anstrengen).
    Hilfreich für das Finale ist ein traditionelles Scbwinghackebeil mit zwei Griffen.
    Nun das Gemenge in Olivenöl braten, bis es anfängt zu duften, mit Wein und Brühe ablöschen, einkochen lassen, bis man den Alkohol mit der Nase dicht über der Pfanne nicht mehr riechen kann. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
    Die Temperatur nun runterdrehen und schmoren lassen. Weißbrotscheiben, so groß, wie man mag, so dick oder dünn, wie man Lust hat, auf ein Backblech legen, mit Olivenöl bestreichen und in den zweihundert Grad heißen Ofen schieben.
    Wenn das Brot gebräunt ist, herausholen, auf einem großen Teller oder einer Platte verteilen und mit der Masse bestreichen. In die Mitte des Tisches stellen und sofort nachlegen, wenn nicht mehr so viele Brote da liegen, wie Personen am Tisch sitzen. Alle Salate, die man sich vorstellen kann, passen dazu.
    Wenn man etwas übrig behält, kann man es in den Kühlschrank stellen und hat noch zwei Tage einen herrlichen kalten Brotaufstrich. Die Masse wird erst richtig fest, wenn man sie ein paar Stunden, am besten über Nacht, stehen lässt.
    Man sollte mindestens ein Glas nicht zu schweren Rotwein dazu trinken, egal, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit. Nichts anderes passt dazu! Zinos würde auch eine kalte Cola schmecken, aber nicht, wenn Udo in der Nähe wäre
    Hat man sich an unzähligen Broten satt gegessen, tut ein Branca Menta gut, aber auch der klassisch magische Fernet Branca regt, gern nach, vor oder zusammen mit einem Espresso, den Geist und das Gespräch wieder an.
    Wenn man in launiger Runde Beschwingendes von Billy Paul zu all dem hört, schmeckt es noch besser; einsam Melancholisches von Donny Hathaway verdirbt einem vielleicht den Appetit. Aber dann lässt man die Crostini di Fegato einfach weg und trinkt nur Rotwein, doch auch dann besser einen leichten: Sangiovese, meist die Traube des Chianti, Barbera, Bardolino, Nero d’Ávola oder auch einen Spätburgunder, der einzige nicht Italienische Wein, der Udo schmeckt.

Brief einer Frau
    »Das Leben ist zu kurz, um Früchte einzulegen. «
    Von Piräus nahm man die Fähre, die mittlerweile streng nach Fahrplan ablegte und einmal in der Woche neben zahlreichen anderen Inseln auch M. ansteuerte, wie es abgekürzt auf der Informationstafel vermerkt war, vor der Zinos stand. Die Fähre sollte um drei Uhr morgens ablegen. Zinos hatte noch eine gute Stunde Zeit.
    Er suchte sich einen Platz etwas abseits vom Hafen und musste aufpassen, nicht einzuschlafen. Es war jetzt endlich kühl, deshalb nickte er immer wieder kurz ein. In der Hand hielt er eine leere Colaflasche, die jedes Mal, wenn seine Hand erschlaffte, scheppernd auf den Boden fiel. Zinos war seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen.
    Schweiß klebte an seiner Haut. Er hatte sich am ganzen Körper mit Deo besprüht, und er hoffte, dass der Duft verflogen war – sobald er sich das Deck mit denen teilen musste, die nun gemächlich durch die Nacht zum Hafen strömten wie Zombies. Einige kamen angerannt, nur wenige Minuten, bevor es losging. Zinos war erstaunt, wie gelassen er selbst war. Wenn er die Fähre verpasste, müsste er große Umwege fahren, mehrmals umsteigen und hoffen, dass ein Fischer ihn von einer Nachbarinsel nach M. brachte. Oder er würde eine Woche in Athen verbringen, wofür er kein Geld hatte. Schon jetzt verspeiste er nur süß und salzig gefüllte Blätterteigtaschen.
    In Hamburg hatte Zinos vergeblich versucht, auf die Schnelle einen vertrauenswürdigen Untermieter aufzutreiben. Da er nicht einmal wusste, wie die Miete zu

Weitere Kostenlose Bücher