Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Strähnen gelöst hatten, die ihr Gesicht umrahmten.
Sie sah aus wie Nashs ältere Schwester. Eine extrem attraktive ältere Schwester. Tante Val würde sie hassen …
Als Mrs Hudson mir in die Augen sah, schien die Welt stillzustehen. Oder vielmehr Mrs Hudson. Vollkommen still. Sie schien nicht einmal mehr zu atmen. Wahrscheinlich hatte sie auch etwas anderes erwartet. Nashs bisherige Freundinnen waren alle wunderschön gewesen. Und mit Sicherheit war keine von ihnen je in einem schlabberigen lila Poloshirt mit dem Kino-Logo auf der Schulter hier hereingeschneit.
Was auch immer der Grund war, ihr stechender Blick brachte mich völlig aus dem Konzept. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nur in die Augen sehen musste, um meine Gedanken zu lesen, und verspürte den dringenden Wunsch, die Augen zu schließen, falls es tatsächlich so war. Stattdessen umklammerte ich die Papiertüte der Fastfood-Kette und erwiderte ihren Blick so fest, wie ich konnte. Sie wirkte schließlich nicht verärgert, nur unglaublich neugierig.
Als das Schweigen unangenehm zu werden drohte, zauberte sie ein umwerfendes, nicht sonderlich mütterliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie nickte mir zu, so als wollte sie sagen, dass ihr das gefiel, was sie in mir gesehen hatte. „Hallo Kaylee, ich bin Harmony.“ Nachdem sie die rechte Hand an der Jeans abgewischt hatte, wobei sie einen weißlichen Mehlabdruck in der Form ihrer Handfläche hinterlassen hatte, kam sie auf mich zu. Zögerndschüttelte ich ihr die ausgestreckte Hand. „Ich habe schon so viel von dir gehört.“
Sie hatte von mir gehört?
Ich drehte mich zu Nash um und sah gerade noch, wie er seiner Mutter einen ärgerlichen Blick zuwarf. Ich hatte den sicheren Eindruck, dass er kurz zuvor den Kopf geschüttelt oder ihr ein anderes Zeichen gegeben hatte, damit sie schwieg.
Was hatte ich hier verpasst?
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Hudson.“ Ich unterdrückte den Wunsch, mir den Mehlstaub an der Hose abzuwischen.
„Oh, eigentlich heißt es Miss.“ Ihr Lächeln wurde sanft, doch sie wandte den Blick nicht von mir. „Nash und ich sind schon seit Jahren alleine. Was ist mit dir, Kaylee? Erzähl mir von deinen Eltern.“
„Ich … äh …“
Nash griff nach meiner Hand und zog mich an sich. „Kaylee wollte meinen Computer benutzen.“ Er deutete auf die von Fettflecken übersäte Papiertüte. „Wir essen in meinem Zimmer.“
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Ms Hudson widersprechen. Doch sie beschränkte sich auf ein strenges Lächeln. „Lasst bitte die Tür offen.“
Nash murmelte eine undeutliche Antwort, griff nach den Bechern und ging den Flur hinunter. Ich folgte ihm, immer noch sprachlos und die Tüte an die Brust gedrückt.
Nashs Zimmer war zwanglos und gemütlich eingerichtet, und ich fühlte mich sofort wohl. Das Bett war zerwühlt, und auf dem Schreibtisch stapelten sich CDs, Computerspiele und Süßigkeitenpapier. Der Fernseher lief noch, aber Nash drückte im Vorbeigehen auf den Aus-Knopf, und der Bildschirm wurde schwarz.
Es gab nur einen Stuhl im ganzen Zimmer, und das war der Schreibtischstuhl. Der offenen Coladose auf dem Tisch nach zu urteilen, hatte Nash vorher hier gesessen. Blieb nur das Bett als Sitzgelegenheit. Ich saß in der Falle! Das Blut rauschte mir inden Ohren, und ich war einen Moment lang wie gelähmt.
Nash lachte, als er meinen Blick auffing, und schloss die Tür bis auf einen winzigen Spalt. Mit der Hand deutete er aufs Bett. „Es wird dich schon nicht verschlucken, keine Angst.“
Ich war mir da gar nicht so sicher. Wie viele Mädchen hatten wohl schon vor mir dort gesessen …
Bevor die Situation noch peinlicher werden konnte, schob ich das Chemiebuch auf der Decke zur Seite und setzte mich auf die Bettkante. „Hier.“ Ich nahm einen Burger und eine Schachtel Pommes aus der Tüte und reichte sie Nash.
Er legte beides auf den Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Dann rüttelte er die Maus, bis der Bildschirm des Computers aufleuchtete. „Wonach suchen wir genau?“, fragte er und steckte sich Pommes frites in den Mund.
Während ich meinen Burger auswickelte, überlegte ich fieberhaft, wie ich es ihm beibringen sollte. Mir blieb nichts anderes übrig, als es zu sagen, wie es war. „Heute ist noch ein Mädchen gestorben, im Ciné in Arlington. Ein Kollege von mir war dort und hat erzählt, dass sie einfach tot umgefallen ist, eine Tüte Popcorn in der Hand.“
Nash hörte vor Schreck auf zu
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