Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Jahr schon erzählen, als du im … Krankenhaus gewesen bist. Aber dein Dad hat mich gebeten, es nicht zu tun.“ Ich glaubte ihm. „Der Schaden war ja schon angerichtet, und er wollte noch ein bisschen Zeit gewinnen. Zumindest, bis du die Highschool abgeschlossen hast.“
Das war also damit gemeint gewesen, dass sie sich mehr Zeit gewünscht hätten. Es ging nicht um meine Lebenszeit, sondern um mein Leben als normaler Teenager, als Mensch. Ein edles Vorhaben, an dessen Umsetzung es jedoch mangelte.
„Mich überrascht, dass eure kleine Farce überhaupt so lange funktioniert hat!“ Ich war an den äußersten Rand der Couch vorgerückt und hielt Nashs Hand fest umklammert. Er war das Einzige, was mich überhaupt noch auf dem Sofa hielt, während ich dem Gebrodel aus Wut und Verachtung Luft machte, das mich fast zum Wahnsinn trieb. „Was habt ihr gedacht, wie lange es dauern würde, bis mir jemand über den Weg läuft, dessen Tod kurz bevorsteht?“
Onkel Brendon zuckte hilflos die Schultern, wich meinem Blick jedoch nicht aus. „Die meisten Teenager sehen nie jemanden sterben“, antwortete er. „Wir hatten gehofft, dass du Glück hast und wir warten könnten, bis dein Dad dir alles erklärt. Später, wenn du bereit gewesen wärst.“
„Wenn ich bereit gewesen wäre? Ich war letztes Jahr bereit, als ich das glatzköpfige Kind gesehen habe, das in einem Rollstuhl durchs Einkaufszentrum geschoben wurde, eingehüllt inseine ganz private Todeswolke. Ihr habt darauf gewartet, dass er so weit ist!“ Mein Vater. Er sollte kommen und seinen Anspruch geltend machen.
„Sie hat recht, Brendon“, nuschelte Tante Val. Sie war tief in den Sessel gesunken und hatte die Beine wenig anmutig gespreizt. Ich sah sie erwartungsvoll an, wurde jedoch enttäuscht, als sie ohne ein weiteres Wort wieder zum Trinken ansetzte.
„Warum habt ihr überhaupt ein Geheimnis daraus gemacht?“
„Weil du …“ Tante Val setzte erneut an und schwenkte in einer theatralischen Geste den Becher, doch Brendon hielt sie mit einem strengen Blick vom Sprechen ab.
„Das soll dir dein Vater erklären.“
„Dazu hatte er doch genügend Zeit!“, rief ich aufgebracht. „Ganze sechzehn Jahre!“
Onkel Brendon nickte. Er schien das Ganze ehrlich zu bedauern. „Ich weiß. Und das gilt auch für uns. Wenn man bedenkt, wie du es schließlich herausgefunden hast …“ Er warf Nash einen entschuldigenden Blick zu. „… war es wohl falsch, so lange zu warten. Aber dein Dad wird morgen früh hier sein, und ich werde ihm jetzt nicht auf den Schlips treten und den Rest erzählen. Es ist seine Geschichte!“
Es gab eine Geschichte dazu? Nicht nur eine einfache Erklärung, sondern eine richtige Geschichte?
„Er kommt also wirklich?“, fragte ich erstaunt. Das glaubte ich erst, wenn ich ihn sah.
Bei dem Gedanken daran stieg mein Adrenalinpegel rasant an: Mein Dad hatte also Antworten, die mir niemand anderes geben konnte. Ich hätte ahnen sollen, dass es einer Beinah-Katastrophe bedurfte, um ihn mal wieder herzulocken. Er kam nicht, um mich zu sehen, sondern um Schadenkontrolle zu betreiben.
Onkel Brendon entging meine Skepsis nicht. Er konnte sie wahrscheinlich in meinen Augen strudeln sehen. „Wir haben ihn heute Nachmittag angerufen …“
„ Ich habe ihn angerufen“, widersprach Tante Val. „Ich habeihm gesagt, er soll seinen Hintern ins Flugzeug schwingen, sonst …“
„Du hattest genug!“ Schnell wie der Blitz war Onkel Brendon aufgesprungen und hatte Tante Val den Becher aus der Hand gerissen. Ihre Hand hing ausgestreckt in der Luft, so als hielte sie immer noch den Becher, und ihre Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen. „Ich hole dir einen frischen Kaffee“, sagte Onkel Brendon. An der Türschwelle blieb er kurz stehen und drehte sich zu Nash um. „Es tut mir leid“, sagte er. „Die ganze Sache nimmt meine Frau ziemlich mit. Sie macht sich Sorgen um die Mädchen, und sie ist mit Meredith Coles Mutter befreundet.“
Ja, aber die beiden waren keine siamesischen Zwillinge, sie kannten sich nur aus dem Fitnessstudio. Und ich hatte meine Tante bisher nie mehr als ein Glas Wein trinken sehen. Sie behauptete immer, Alkohol habe zu viele Kalorien.
Nash nickte verständnisvoll. „Meiner Mutter würde es genauso gehen.“
Ja, aber sie würde sich wohl nicht mit Brandy ertränken.
„Wie geht es deiner Mutter?“, fragte Onkel Brendon.
„Sie vermisst ihn immer noch sehr“, antwortete Nash und hielt den Blick auf
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