Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
sein. Was genau hat Nash dir über unsere Fähigkeiten erzählt?“
„Alles, was wichtig ist, hoffe ich.“ Selbst wenn er ein paar Dinge ausgelassen hatte, waren diese Lücken nichts im Vergleich zu den Abgründen, die ich meiner Familie zu verdanken hatte.
Onkel Brendon schien da seine Zweifel zu haben. „Hat er auch erwähnt, was mit der Seele eines Menschen passiert, der stirbt?“
„Ja, dann kommt Todd ins Spiel.“
„Wer ist Todd?“
„Der Reaper, der im Krankenhaus arbeitet. Er hängt da fest, weil er mal ein kleines Mädchen gerettet hat. Sein Boss hat sich die Großmutter der Kleinen geholt. Aber egal …“
Onkel Brendon schien kurz vorm Explodieren zu sein. Er sprang vom Stuhl auf und lief so knallrot an, dass ich schon befürchtete, er würde einen Hirnschlag bekommen. Sofern das überhaupt möglich war bei einem Banshee.
„Nash hat dir einen Reaper vorgestellt?“ Aufgebracht stapfte Onkel Brendon durch mein Zimmer. „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie gefährlich das ist?“ Ich kam gar nicht dazu, ihm zu antworten, denn er stürmte direkt auf mich zu und funkelte mich wütend an. „Reaper mögen keine Banshees! Ihre und unsere Fähigkeiten stehen in krassem Widerspruch, und die meisten Reaper fühlen sich von uns bedroht. Einen Reaper zu treffen ist so, als würdest du mit geladener Waffe in ein Polizeirevier stürmen!“
„Ich weiß“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. Ich musste ihn irgendwie besänftigen. „Aber Nash kannte diesen Typen schon, bevor er zum Reaper geworden ist. Sie sind Freunde – oder zumindest so etwas Ähnliches.“
„Das glaubt Nash vielleicht, aber ich bezweifle, dass Todd das genauso sieht.“ Er lief weiter im Zimmer auf und ab, als könne er beim Laufen besser denken. Ich persönlich hatte die Erfahrung gemacht, dass es rein gar nicht half.
„Tja, ich denke doch. Schließlich hat er sich bereit erklärt,uns zu helfen.“ Was ich unerwähnt ließ, war, dass ich dabei die meiste Überzeugungsarbeit geleistet hatte.
„Helfen? Womit?“ Onkel Brendon blieb mitten im Zimmer wie angewurzelt stehen und richtete den Blick auf mich. Diesmal bildete ich mir das Wirbeln in seinen Augen sicher nicht ein.
„Herauszufinden, was da vor sich geht. Er beschafft uns ein paar Informationen.“
Damit brachte ich das Fass zum Überlaufen. Die Iris seiner Augen drehten sich so schnell, dass mir fast schwindelig wurde, und ich rang erschrocken nach Luft. „Was für Informationen? Kaylee, was habt ihr vor? Sag mir sofort die Wahrheit, oder du verlässt dieses Haus erst wieder, wenn du einundzwanzig bist!“
Es war schon fast zum Lachen, dass Onkel Brendon mich nach der Wahrheit fragte. Ich seufzte vernehmlich und richtete mich ein wenig auf. „Okay, ich sage es dir, aber du darfst nicht ausflippen. Es ist nicht so gefährlich, wie es klingt …“ Das hoffte ich zumindest. „… denn es gibt da ein Schlupfloch beim Seelentausch, und …“
„Der Seelentausch?“, wiederholte Onkel Brendon aufgebracht. „Siehst du, genau deshalb wollten wir, dass dein Vater dir das alles erklärt. Oder zumindest ich! Dann wüsste ich wenigstens, was du wirklich verstanden hast und was nicht!“
„Ich weiß mehr als genug!“ So langsam reichte es mir. Ich legte den iPod schnell auf den Nachttisch, bevor ich die Kopfhörer vollends ruinierte.
„Anscheinend nicht!“, entgegnete Onkel Brendon. „Sonst wüsstest du, wie gefährlich es ist, sich in das Geschäft der Reaper einzumischen. Du darfst nicht einmal über den Seelentausch nachdenken!“
„Weißt du, was am allergefährlichsten ist, Onkel Brendon? Unwissenheit! Verstehst du das nicht?“ Ich sprang auf und schleuderte den Wäschestapel vom Bett. „Überleg doch mal! Hätte ich noch mehr Todesahnungen gehabt, hätte ich früher oder später zwangsläufig eine Seele besungen und damit den Zeitplan eines Reapers durcheinandergebracht. Das hätte ihnecht verärgert – und wer weiß, welche Kreaturen noch! Und ich hätte keinen blassen Schimmer gehabt, was ich da anrichte. Verstehst du? Je länger ihr alle mich im Dunkeln tappen lasst, desto größer ist die Gefahr, dass ich in irgendetwas hineingerate, das ich nicht verstehe. Nash weiß das! Er hat mir die Möglichkeiten und die Konsequenzen aufgezeigt, um mich stark zu machen. Die beste Verteidigung ist es immer noch, zu wissen, wie man Ärger vermeidet.“
„Mir kommt es eher so vor, als seid ihr geradewegs auf der Suche nach Ärger!“
„Nicht
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