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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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Gerichtsmediziner hatte Heidi Andersons Todesursache bekannt gegeben: Herzversagen. Starben wir letztendlich nicht alle daran? In Heidis Fall fehlte jedoch die Begründung. Es war so, wie ich gesagt hatte: Sie war einfach gestorben. Punkt.
    Enttäuscht schaltete ich den Computer aus und ging ins Bad. Auf dem Weg dorthin stellte ich das Telefon zurück in die Ladestation. Keine zwanzig Minuten später saß ich frisch geduscht, geföhnt und angezogen am Küchentresen, vor mir ein Glas Saft und einen Müsliriegel. Als ich gerade die Verpackung aufreißen wollte, betrat Tante Val die Küche. Statt ihres seidenen Morgenmantels trug sie heute Onkel Brendons Baumwollmodell. Ihr Haar war völlig verfilzt, und wo das Gel vom Vortag noch wirkte, standen einzelne Strähnen wirr vom Kopf ab, wodurch sie fast wie ein Punk aussah. Um die Augen war überall Kajal verschmiert, und unter den kümmerlichen Resten von Rouge und Make-up wirkte Tante Val blass und eingefallen.
    Sie schlurfte geradewegs zur Kaffeekanne, die bis obenhin gefüllt war, und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Ein paar Minuten schwiegen wir beide, während ich meinen Riegel kaute und Tante Val an ihrem Kaffee nippte. Erst als sie sich die zweite Tasse einschenkte, zeigte das Koffein Wirkung und sie gesellte sich zu mir an den Tresen.
    „Bitte entschuldige meinen Auftritt gestern Abend, Liebling.“ Sie fuhr sich mit einer Hand übers Haar, doch es ließ sich nicht bändigen. „Ich wollte dich nicht vor deinem Freund in Verlegenheit bringen.“
    „Ist schon okay.“ Ich knüllte das leere Papier zusammen und warf es in den Abfalleimer an der gegenüberliegenden Wand. „Ich hatte genug andere Probleme, als mich um meine betrunkene Tante zu kümmern.“
    Val zog eine Grimasse. „Ich schätze, das habe ich verdient.“
    Ihr war deutlich anzusehen, dass ihr jede noch so kleine Bewegung wehtat – als reiche schon der bloße Kontakt mit derLuft –, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. „Nein, das hast du nicht. Es tut mir leid.“
    „Mir auch.“ Tante Val rang sich ein Lächeln ab. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr! Das alles ist nicht deine Schuld …“ Sie brach ab und starrte in ihre Tasse, als wären die restlichen Worte in den Kaffee gefallen und nicht mehr zu gebrauchen.
    „Mach dir darüber keine Sorgen.“ Ich trank meinen Orangensaft aus und stellte das Glas in die Spüle. Anschließend ging ich zurück in mein Zimmer und schrieb Emma eine SMS, um zu erfahren, ob sie immer noch vorhatte, zur Trauerfeier zu kommen.
    Emmas Mom antwortete, dass Emma mich dort fünfzehn Minuten vorher treffen würde, also um Viertel vor eins.
    Den Rest des Vormittags verbrachte ich damit, fernzusehen und im Internet zu surfen. Ich startete zwei erfolglose Versuche, unter vier Augen mit meinem Onkel zu sprechen, um Todds Informationen weiterzugeben. Aber Sophie hing an ihm wie eine Klette. Sie wirkte ungewöhnlich ernst, als hätte sie genauso viel Angst vor der Trauerfeier wie ich.
    Wir aßen früh zu Mittag, doch ich hatte kaum Appetit und würgte nur ein paar Bissen herunter. Dann zog ich eine langärmelige schwarze Bluse an und hoffte inständig, dass das ein angemessenes Outfit für die Trauerfeier eines Menschen war, dessen Leben ich nicht hatte retten können. Ich wollte gerade zur Tür hinaus gehen, als ich Sophie in einem schmalen schwarzen Kleid und mit im Schoß gefalteten Händen in der Diele sitzen saß. Sie hielt den Kopf gesenkt, und ihr blondes Haar hing traurig nach unten. Sie sah so bemitleidenswert und verloren aus, dass ich ihr anbot, sie mitzunehmen, auch auf die Gefahr hin, dass sie mir die Fahrt mit Nash verdarb.
    „Mom fährt mich“, antwortete sie und warf mir aus ihren großen Augen einen traurigen Blick zu.
    „Alles klar.“ Umso besser.
    Fünf Minuten später hielt ich vor Nashs Haus und ließ ihn einsteigen. Meine Befürchtung, dass die Stimmung unter unseremnächtlichen Streit vielleicht gelitten hatte, bewahrheitete sich nicht. Sobald er die Tür zugezogen hatte, beugte er sich zu mir und küsste mich. Der Intensität des Kusses nach zu urteilen – und der Tatsache, dass keiner von uns ihn beenden wollte –, hatte es der Stimmung keinen Abbruch getan.
    Der Parkplatz vor der Schule war völlig überfüllt. Viele Schüler wurden von ihren Eltern begleitet, auch ein paar Politiker waren gekommen. Der Zeitung zufolge hatte die Schule sogar externe Berater engagiert, die den Schülern helfen sollten, mit der Trauer umzugehen.
    Wir

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