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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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parkten an der Straße in der Nähe der Turnhalle und gingen fast einen halben Kilometer zu Fuß. Nash nahm unterwegs meine Hand, und an der Eingangstür trafen wir Emma. Eine ihrer Schwestern hatte sie hergebracht, und ich hatte versprochen, sie heimzufahren.
    Emma sah schrecklich aus. Sie hatte sich das Haar streng nach hinten gebunden, ganz ohne Pony, und trug kaum Make-up. Ihre Augen waren rot unterlaufen, so als hätte sie geweint. Dabei hatte sie Meredith doch auch nicht besser gekannt als ich.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich und legte ihr einen Arm um die Schultern, während wir uns mit den anderen Schülern durch die Flügeltüren drängten.
    „Ja, schon. Die ganze Sache ist nur so unheimlich!“, erklärte sie. „Erst das Mädchen im Club, dann die im Kino. Und jetzt eine aus unserer Schule. Es ist das Gesprächsthema Nummer eins! Dabei wissen die anderen ja noch nicht einmal etwas von dir “, fügte sie flüsternd hinzu.
    „Stell dir vor, es wird sogar noch unheimlicher.“ Nash und ich gingen mit Emma in eine kleine Nische in der Nähe der Toiletten. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihr die neuesten Entwicklungen zu erzählen, und ausnahmsweise war ich froh über ihr Telefonverbot gewesen. Denn hätte ich ihr die ganze Geschichte – inklusive Banshees, Reapern und Todeslisten – brühwarm erzählt, hätte es sie nur noch mehr verstört.
    „Wie soll es denn noch unheimlicher werden als das hier?“Emma breitete die Arme aus und wies auf die feierliche Menschenmasse, die sich durch die Lobby schob.
    „Etwas stimmt an der ganzen Sache nicht. Sie hätten nicht sterben dürfen“, flüsterte ich auf Zehenspitzen in ihr Ohr. Nash schirmte uns von der anderen Seite ab.
    Emma riss erstaunt die Augen auf. „Was meinst du mit nicht dürfen ?“
    Ich sah Nash fragend an, und er schüttelte unauffällig den Kopf. Es wäre wirklich clever gewesen, vorher abzusprechen, wie viel wir Emma erzählen wollten. „Naja, manche Leute müssen sterben, sonst wäre die Welt ja übervölkert. Zum Beispiel … die alten Leute. Sie haben ihr Leben gelebt, und manche von ihnen freuen sich sogar darauf zu sterben. Aber wir sind noch zu jung. Meredith hatte noch fast ihr ganzes Leben vor sich!“
    Emmas Blick zeigte mir, dass sie mich für völlig durchgeknallt hielt. Oder zumindest für senil. Nein, ich war wirklich keine gute Lügnerin, obwohl es genau genommen ja gar keine Lüge war.
    Während Emma noch versuchte, meine seltsame Ansprache über den Tod zu verdauen, führte Nash uns durch die Menge in die Turnhalle. Wir fanden auf der Tribüne Platz, auf der normalerweise die Fans der gegnerischen Mannschaft saßen, und drängten uns mit mehreren hundert anderen Schülern zusammen. Auf einer Seite des Basketballfelds, unter einem der Körbe, war eine provisorische Bühne errichtet worden. Darauf saßen einige Mitglieder der Schulleitung, zusammen mit Merediths Familie, über ihnen das Banner der Schule, die Staatsflagge und die amerikanische Fahne.
    Eineinhalb Stunden lang hörten wir Merediths Freunden und Verwandten zu, die einer nach dem anderen vortraten, um zu erzählen, wie nett sie gewesen war, wie hübsch, klug und freundlich. So manche Lobhudelei hätte auf Meredith zu Lebzeiten nicht wirklich zugetroffen, doch Menschen neigen dazu, die Toten schnell zu Heiligen zu machen, und Ms Cole bildete keine Ausnahme.
    Um genau zu sein, unterschied sie sich kaum von all den anderen Schülern, abgesehen davon, dass sie ausnehmend hübsch und beliebt gewesen war. Genau aus diesem Grund waren auch alle so verstört. Dass Meredith gestorben war, bedeutete, dass es jeden von uns treffen konnte. Emma, die neben mir saß, hatte feuchte Augen. Und auch mir kamen die Tränen, als Mrs Cole schluchzend das Podium betrat.
    Sophie saß in der ersten Reihe zwischen lauter weinenden Tänzerinnen, die sich die zerlaufene Wimperntusche mit Taschentüchern abtupften, die sie aus ihren kleinen, geschmackvollen Handtaschen hervorgezaubert hatten. Einige von ihnen, Klassenkameraden von Meredith, trugen auf dem Podium voller Inbrunst abgedroschene Plattitüden vor. Meredith habe gewollt, dass wir weitermachen. Sie habe das Leben und das Tanzen geliebt und würde nicht wollen, dass wir damit aufhören. Sie wolle uns nicht weinen sehen, und so weiter.
    Nachdem die Klassenkameraden gesprochen hatten, fuhr eine weiße Leinwand von der Decke herab, auf dem ein Video mit Fotografien von Merediths Geburt bis ihrem Tod gezeigt wurde. Dazu

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