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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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blass. Die Worte schienen in seinem Hals festzustecken, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. „Bist du sicher?“, flüsterte er, und ich nickte wieder. Mein Kiefer drohte vor Anstrengung zu zerbersten. Sie war es, ich war sicher!
    Als Nash die Hand ausstreckte, sah ich, dass ihm die Fingerzitterten. Zentimeter vor der unheimlichen Schattenwolke hielt er inne und warf mir einen letzten, fragenden Blick zu. Dann legte er die Hand auf die Schulter des Mädchens.
    Sie drehte sich um, und mir blieb das Herz stehen.
    Es war Emma!
    Sie hatte anscheinend den Pferdeschwanz gelöst und war weitergegangen, als ich stehengeblieben war.
    Ich musste mich zwingen, zu atmen, meine Lungen mit Luft zu füllen und dabei die Zähne aufeinanderzupressen. Wieder wurde es um mich dunkel, als sich der dichte, unheimliche Nebel über alles legte. Die Welt verschwamm vor meinen Augen, so als blicke ich durch einen feinen farblosen Schleier.
    Emma starrte mich aus der Dunkelheit an. Ihre Augen waren groß und von dem umgebenden Schatten verdunkelt. Sie schien zu begreifen, was passierte – bis auf ein kleines, lebenswichtiges Detail. „Es geschieht schon wieder, oder?“, fragte sie und griff nach meiner freien Hand. „Wer ist es, weißt du es schon?“
    Ich nickte, und zwei Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Sie brannten wie Feuer auf der Haut. Ein Junge aus meinem Biologiekurs streifte Emmas Arm und drang dabei in ihren Schatten ein, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Überall um uns herum bewegten sich Schüler und Eltern langsam und ziellos auf die Tür zu, vollkommen blind für die Schatten der Unterwelt um sie herum. Blind für das, was im nächsten Augenblick passieren würde.
    Aus den Augenwinkeln sah ich etwas Großes, Dunkles und Schnelles durch das Grau huschen! Mein Herz machte einen Satz, und das Adrenalin schoss mir in die Adern. Ich versuchte fieberhaft, die seltsame Gestalt genauer zu erkennen, doch sie verschwand leichtfüßig in der Menge, ohne die Umstehenden auch nur zu berühren. Diese Gestalt bewegte sich anders als alles, was ich bisher gesehen hatte, mit einer eigenartigen, schiefen Anmut, so als besäße sie zu viele Gliedmaßen. Oder zu wenige.
    Niemand außer mir schien sie zu bemerken.
    Entsetzt kniff ich die Augen zu. Mein Verstand wehrte sichnach Kräften gegen das, was ich sah, stempelte es als unmöglich ab! Ich wusste, dass da draußen unbekannte Dinge lauerten. Man hatte mich davor gewarnt, und ich hatte selbst schon einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen. Aber das hier war zu viel; trotz aller Bemühungen sickerten die ersten, zarten Töne des Gesangs aus meiner Kehle.
    „Wir müssen noch warten!“, flüsterte Nash.
    Ich öffnete die Augen und konzentrierte mich wieder auf Emma und die schreckliche Aufgabe, die vor uns lag. Die missgebildete Gestalt ging mir nicht aus dem Kopf; die Umrisse ihrer massigen Form schienen sich in meine Augenlider eingebrannt zu haben. „Sie muss erst sterben, bevor wir sie zurückbringen können. Wenn du zu früh singst, verschwendest du nur deine Energie!“
    Nein! Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mir das Haar ins Gesicht schlug, und versuchte zu leugnen, was ich bereits wusste. Ich konnte Emma nicht sterben lassen, und ich würde es auch nicht! Aber es gab nichts, was ich dagegen tun konnte, und wir beide wussten es. Emma dagegen nicht.
    „Was ist los?“ Verwirrt blickte sie erst mich, dann Nash an. „Wovon redet er?“
    Mir brach der kalte Schweiß aus, und ausnahmsweise war ich froh darüber, dass ich nicht sprechen konnte. So blieb mir eine Antwort erspart. Stattdessen schluckte ich qualvoll, während sich mir der Hals immer enger um den glühend heißen Schrei zuzog. Der graue Dunst verdunkelte sich zunehmend. Ich konnte zwar immer noch ungehindert hindurchsehen, doch alles schien irgendwie verfärbt zu sein, so als wäre die Turnhalle in eine durchsichtige Smogwolke gehüllt. Am Rande meines Blickfelds erahnte ich immer noch Bewegung, Gestalten, die meine Aufmerksamkeit mal da-, mal dorthin lenkten.
    Ich hätte alles darum gegeben, sprechen zu können, nicht um Emma zu warnen – das war augenscheinlich sinnlos –, sondern um Nash zu fragen, was hier verdammt noch mal vor sich ging! Sah er dasselbe wie ich? Und vor allem: Konnten sie unsauch schon sehen?
    Panisch verfolgte ich jede noch so kleine Bewegung, drehte ich mich mal hier, mal dort hin, und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die geisterhafte Dunkelheit. Mir pochten die

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