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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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jedoch nicht, meine viel kräftigere Stimme zu übertönen.
    Und dann, ehe ich überhaupt begriffen hatte, was passiert war, schien sich die ganze Welt zu verschieben.
    Der feine graue Nebel war jetzt überall, und er schien sich über die normale Welt zu breiten, auch wenn ich dafür keinen Beweis hatte. Die seltsam missgebildeten Kreaturen, die ich vorher nur schwer erkannt hatte, tauchten plötzlich überall auf. Manche standen zwischen den Menschen, andere bedeckten sie sogar, und sie glotzten mich genauso überrascht an wie die Schüler und Eltern, nur von der anderen Seite des grauen Schleiers aus. Die Gestalten wirkten irgendwie trist und glanzlos, als entziehe der Schleier ihnen die Farbe, und weit entfernt, als würde ich sie durch eine getönte Scheibe hindurch betrachten.
    Hatte Nash das gemeint, als er gesagt hatte, sie seien nicht wirklich hier? Mir war der Unterschied nicht ganz klar. Die Gestalten waren eindeutig näher, als mir lieb war, und sie kamen mit jeder Sekunde näher.
    Links von mir stand zwischen zwei Jungs in zerknitterten Khakihosen eine seltsame Kreatur ohne Kopf und blinzelte mich an. Ihre Augen befanden sich mitten auf dem Brustkorb zwischenzwei kleinen farblosen Brustwarzen. Unter dem Brustbein ragte eine seltsam schmale Nase hervor, und über dem Nabel bewegten sich ein paar dünne Lippen.
    Es war eindeutig zu erkennen, dass es ein Er war …
    Ich schloss entsetzt die Augen, und mein Schrei wurde schwächer. Aber dann dachte ich an Emma. Em brauchte mich!
    Sie sind nicht hier, sie sind nicht hier, hörte ich Nash rufen. Ich entfesselte den Schrei von Neuem, selbst erstaunt über das Volumen meiner Lungen, und öffnete die Augen. Diesmal würde ich niemanden ansehen außer Nash. Er konnte mir helfen, das alles durchzustehen; er hatte es schon einmal geschafft.
    Doch mein Blick haftete stattdessen an einem wunderschönen Pärchen, das durch die Menge auf mich zukam. Der Mann und die Frau sahen beinah normal aus, abgesehen von ihrer neblig-grauen Farbe und den seltsam langgestreckten Gliedmaßen – und dem Schwanz, der sich um den schmalen Knöchel der Frau ringelte. Als ich sie wie gebannt beobachtete, lief der Mann einfach durch meine Naturkundelehrerin hindurch. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    Das reichte endgültig! Noch mehr von diesen grauen Monstern konnte ich nicht ertragen. Diesmal musste ich Nash ansehen, ihn und sonst nichts.
    Mir brannte der Hals wie Feuer. Der Schrei gellte mir in den Ohren, und mir drohte der Schädel zu platzen. Doch als ich es endlich schaffte, mich auf Nash zu konzentrieren, der mir direkt gegenübersaß, stellte ich entsetzt fest, dass er meinen Blick nicht erwiderte. Er starrte wie gebannt auf eine Stelle über Emmas Leiche, die Augen angestrengt zusammengekniffen, und auf seinem Gesicht glänzte der Schweiß.
    Ich blickte auf und verstand sofort. Es war Emma! Nicht ihr Körper, der vor mir auf dem Boden langsam abkühlte, sondern die echte Emma. Ihre Seele schwebte vor uns in der Luft, und es war der unglaublichste Anblick, den ich je gesehen hatte!
    Die Seele sah anders aus, als ich es erwartet hatte, nicht so wunderschön. Was ich sah war keine strahlende Lichtkugel, keinGeist in Emmas Gestalt, der in einer überirdischen Brise flatterte. Vielmehr war die Seele dunkel und gestaltlos, aber durchscheinend, wie ein klarer, langsam wabernder Schatten aus … Nichts. Doch was der Seele an Gestalt mangelte, machte sie an Gefühl wett. Ich spürte sie deutlich, sie fühlte sich wichtig an, lebendig!
    Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich eine kalte Hand am Arm berührte. Doch es war keine der Gestalten aus dem Jenseits, sondern die Rektorin, die sich neben mich gekauert hatte. Sie sprach mit mir, wollte wissen, was passiert war, doch ich konnte nicht sprechen. Als sie versuchte, mich von Emma wegzuziehen, rührte ich mich nicht vom Fleck. Und ich ließ mich auch nicht zum Schweigen bringen.
    Eine kleine, rundliche Frau in einem sackartigen Kleid sprengte den Kreis, der sich um uns gebildet hatte, indem sie die Leute grob zur Seite schubste. Die grauen Kreaturen schenkten ihr keinerlei Beachtung, und mir wurde klar, dass sie die Frau wahrscheinlich gar nicht sehen konnten. Genauso wenig wie die anderen Menschen.
    Die Frau kniete sich neben Nash und rief ihm etwas zu, doch er antwortete nicht. Seine Augen waren glasig; die Hände hielt er schlaff im Schoß. Als ihr klar wurde, dass sie nicht zu ihm durchdringen konnte, warf sie mir einen

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