Soul Screamers: Sophie (German Edition)
hinunter, über die sich nur eine einzige Ranke schlängelte.
„Perfekt.“ Luca sprang förmlich über die Bodenranken zwischen uns, dann hockte er sich hin, um in die dunkle Kammer zu spähen. „Am besten zwängst du dich da rein und suchst nach einem scharfen Gegenstand, und ich kümmere mich um unsere Schutzkleidung.“
„Da rein?“ Ich hatte mich zu ihm gesellt und schaute in die Kammer, in der es so dunkel war, dass man nichts erkennen konnte. „Du willst, dass ich in ein dunkles Loch in der Wand krieche, in dem vermutlich irgendein grauenerregendes Unterweltmonster nur darauf wartet, mich bei lebendigem Leib zu verschlingen? Ich befürchte, du verwechselst mich mit Lara Croft.“
Luca runzelte die Stirn, und ich war mir nicht sicher, ob er genervt oder amüsiert war. „Verzeiht die Korrektur, Eure Hoheit, aber in Wahrheit hatte ich Euch mit jemandem verwechselt, der das hier überleben möchte.“ Als ich einfach nur die Arme vor der Brust verschränkte und darauf wartete, dass sein gesunder Menschenverstand zurückkehrte, seufzte Luca frustriert auf. „Wenn da drin irgendwas wäre, was dich umbringen will, wärst du schon längst tot.“
Wie kam es nur, dass mich diese Vorstellung nicht im Geringsten tröstete, während ich auf der Suche nach glühenden Augen und fiesen Reißzähnen in die dunkle Kammer lugte? „Und warum kriechst du dann nicht in die Höhle unaussprechlichen Grauens und lässt mich das mit der Schutzkleidung machen?“ Wie auch immer die aussehen mochte.
„Sicher“, sagte Luca, und ich drehte mich um, nur um festzustellen, dass er von der Taille aufwärts nackt war. Sein T-Shirt in den Händen, hielt er der ganzen Welt seine glatte, durchtrainierte Brust entgegen. Der ganzen Unter welt jedenfalls. „Ich hätte einfach nur nicht gedacht, dass du bereit bist, dafür einen Strip hinzulegen.“
„Einen Strip?“ Ich hörte seine Worte – ich wiederholte sie sogar wie ein hirntoter Papagei –, aber ich verstand sie nicht wirklich, weil ich so sehr auf seinen Anblick konzentriert war. Und darauf, mir zu wünschen, dass er seine Hände ein bisschen tiefer hielt, damit ich sein Sixpack besser sehen konnte, das er sich ganz sicher nicht zugelegt hatte, indem er eine Verbindung mit der Natur oder den Toten einging.
„Ich wollte das hier klein schneiden und um meine Hände wickeln, damit mich die Dornen nicht piksen. Aber wenn du stattdessen unbedingt dein eigenes Shirt opfern willst … immer her damit.“ Sein unterdrücktes Grinsen und der anerkennende Blick, mit dem er mich einmal von oben bis unten musterte, entzündete kleine Flammen überall in meinem Körper, und ich konnte spüren, wie meine Wangen zu brennen begannen.
Gut zu wissen, dass er Interesse hatte, aber … „Ich werde nicht meine brandneue Bluse einem Haufen giftabsondernder Dornen opfern!“ Besonders wenn das Ausziehen meines Oberteils bedeutete, dass Luca seins wieder anzog. „Also gut, ich gehe da rein. Behältst du mich wenigstens im Auge?“
„Gerne doch“, sagte er, und ich musste einsehen, dass er eine eventuelle Bedrohung wohl kaum rechtzeitig erkannt hätte, außer sie befand sich exakt in Höhe meines Pos. „Gib mir dein Handy, und ich mache dir ein bisschen Licht.“
„Warum benutzt du nicht deins?“, fragte ich.
„Weil ich keins habe.“
„Was für ein amerikanischer Teenager besitzt bitte kein Handy?“, murmelte ich und zog mein Telefon aus der Hosentasche.
„Einer, der nicht mit einem silbernen Löffel im …“
„Hey, hör auf, dich als Arme-Leute-Kind darzustellen“, sagte ich und gab ihm mein Handy. Luca lachte und drückte auf einen Knopf, und das Display leuchtete auf. Dann kauerte er sich wieder vor die dunkle Kammer und hielt das Handy wie eine Taschenlampe vor sich.
„Ich hab eine App, damit es heller leuchtet“, bot ich an, und Luca gab mir das Telefon zurück, damit ich die Taschenlampen-App aktivieren konnte. Dadurch würde der Akku zwar schneller leer werden, aber es gab auch viel mehr Licht.
„Danke“, sagte Luca, während ich mich bückte, um unter der Ranke durchzukriechen. Als ich in der Kammer stand, ließ er den Lichtstrahl des Handys durch die Dunkelheit gleiten, und Putzzeug, eine Hausmeister-Uniform an einem Nagel an der Wand und regalweise braune Papierhandtücher sowie riesige Rollen kratziges Toilettenpapier, das keine Hausmeister in der Welt jemals bestellt hätte, wurden sichtbar.
„Eine Heckenschere wäre der Wahnsinn“, sagte Luca, aber ich
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