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Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Titel: Soul Screamers: Sophie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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bei jedem anders“, erwiderte Luca. „Manche vergessen ihren Namen, andere vergessen, wer sie sind, wieder andere verlieren alle ihre Kindheitserinnerungen.“
    Vielleicht war ich doch nicht so durstig.
    Wir hatten schon fast die Ecke erreicht, als mir auffiel, dass wir an mehreren Klassenzimmern vorbeigekommen waren. Da die Türen geschlossen und von einem dicken Pflanzenteppich überwuchert waren, kam mir diese Schauerversion eines Korridors eher wie ein Tunnel vor, besonders dort, wo selbst die Deckenlampen dicht von Pflanzen überwachsen waren.
    „Wo sind die anderen Leute aus der Schule?“, fragte ich und verzog das Gesicht, weil ich auf eine Ranke getreten war und sie unter meinem Schuh zerquetscht hatte, woraufhin sich diese widerliche gelbe Flüssigkeit ausbreitete.
    „Sie sind weg. Na ja, genau genommen sind wir weg. Die anderen befinden sich alle noch in unserer Tortenschicht“, flüsterte Luca und spähte vorsichtig um die Ecke der überwucherten Wand. „Pst …“ Er sah in beide Richtungen, dann blieb er ganz still stehen und schloss die Augen, als würde er auf etwas lauschen. Also lauschte ich auch, aber am Anfang konnte ich außer dem Rauschen meines eigenen Blutes in den Ohren nichts hören. Doch dann war da noch etwas anderes. Ein scharfes, metallisches Kratzgeräusch, das jeder, der jemals in einem Klassenzimmer gewesen ist, sofort erkannte: Tischbeine, die über den Boden quietschten.
    Ich riss die Augen auf und ließ Lucas Hand los. „Jemand ist im Mathetrakt.“ Ich blickte auf den Boden, dann versuchte ich, mir durch die Pflanzen einen Weg nach links in Richtung der Geräusche zu bahnen. Aber Luca hielt mich zurück. „Was auch immer da hinten ist, es ist nicht menschlich. Komm weiter.“
    „Nicht menschlich, so wie du nicht menschlich bist?“ Doch er meinte etwas anderes, das erkannte ich an seinen hochgezogenen Augenbrauen. „Oder eher so wie Tiere?“ Ich spähte nach links in den Mathetrakt, doch Luca zog mich um die Ecke in die andere Richtung. „So was wie Häschen und Eichhörnchen?“ Ein Stückchen weiter auf der linken Seite konnte ich das Lehrerzimmer sehen. Jedenfalls nahm ich an, dass es das Lehrerzimmer war, denn es war gar nicht so leicht, bestimmte Türen und Räume wiederzuerkennen. Immerhin hatte ich unter der dicken Schicht blutrünstiger Pflanzen vorhin noch nicht mal meine eigene Schule wiedererkannt.
    „Wer weiß?“, flüsterte Luca. Er hauchte die Worte regelrecht zu mir nach hinten. „Aber wenn es hier Häschen gibt, kannst du davon ausgehen, dass ihre Zähne rasiermesserscharf sind und sie Appetit auf Menschenfleisch haben.“
    „Soll das ein Witz sein? Bitte sag, dass das ein Witz ist.“
    „Ich mache nie Witze über fleischfressende Häschen.“ Luca blieb mitten im Korridor stehen und musterte eine geschlossene Tür zu unserer Rechten. Die Pflanzen wuchsen hier weniger dicht, nur ein paar Ranken wanden sich langsam über die geschlossene Tür von einer Seite des Rahmens zur anderen, und die Klinke war fast vollständig von einer dünneren Ranke umhüllt. „Ist das das Lehrerzimmer?“, fragte Luca und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich nickte. „Schätze schon.“
    Um die Tür öffnen zu können, mussten wir die Ranken entfernen. Und dafür wiederum würden wir sie vermutlich anfassen müssen.
    „Wir können da langgehen.“ Ich wies den Flur entlang in die entgegengesetzte Richtung. „Hinter der Doppeltür am anderen Ende des Mathetrakts liegt der Parkplatz.“ Das Kaylee-Theater war in dieser grauenhaften Paralleldimension, in die wir irgendwie gestolpert waren, zum Glück nicht vorhanden – offensichtlich hatten wir eine Art von Wahnsinn gegen eine andere eingetauscht. „Aber dafür müssten wir uns an den Killerhäschen vorbeischleichen.“
    „Und an dreißig weiteren Metern Crimson Creeper …“ Luca ließ meine Hand los und rieb sich die Stirn. „Wir brauchen eine Schere oder ein Messer.“ Er ging ohne mich zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren, dann hielt er inne und blickte resignierend den Korridor entlang, als wäre ihm erst jetzt aufgefallen, dass auch alle anderen Räume durch haufenweise Crimson Creeper versperrt waren.
    „Könnte sein, dass wir im Hausratsraum Werkzeug finden“, schlug ich vor, und als Luca sich zu mir umdrehte, flackerte Hoffnung in seinen schönen braunen Augen auf.
    „Und wo ist der?“
    Ich drehte mich um und wies auf eine offene Tür nur wenige Meter den Korridor

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