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Soul Screamers: Todd (German Edition)

Soul Screamers: Todd (German Edition)

Titel: Soul Screamers: Todd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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nehmen.“
    Levi musste schmunzeln. „Gift benutzen wir hier leider nicht.“
    „Verdammt!“ Ich schnippte in gespielter Entrüstung mit den Fingern. „Um ehrlich zu sein, wäre das das Einzige, was mich an dem Job reizt. Einen schwarzen Umhang gibt es aber schon, oder?“
    Levis Mundwinkel zuckten. „Ein Reaper mit Sinn für Humor. Das wird spannend.“ Er ging zur Tür. „Lass uns im Gehen weiterreden. Du wolltest mich was fragen?“
    Schon nach den ersten Schritten wusste ich, dass er recht hatte: Man konnte uns weder sehen noch hören. Unsere Schuhe verursachten keinerlei Geräusch auf dem alten Linoleum. Wir warfen keine Schatten. Ich kam mir vor wie ein Gespenst. Irgendwie verschoben, nicht mehr im Gleichklang mit dem Rest der Welt.
    Als existierte ich gar nicht.
    „Wie lange ist es her, dass ich gestorben bin?“
    „Zehn Tage.“
    „Zehn Tage?“ Ich war seit über einer Woche tot?
    Levi nickte. „Der Wiederbelebungsprozess dauert seine Zeit.“
    Weiter vorne im Gang tauchte ein Pfleger auf, der einen glatzköpfigen Mann im Rollstuhl vor sich her schob. Es fühlte sich unwirklich an, dass wir uns völlig unbemerkt zwischen all diesen Leuten bewegten, die mich, selbst wenn sie heute Nacht sterben sollten, mittlerweile überlebt hatten. „Und Nash ist jetzt erst aus dem Krankenhaus entlassen worden?“
    „Er hatte eine gebrochene Rippe und eine Schädelfraktur. Sie mussten einige Untersuchungen machen, aber er ist jung und kräftig. Er wird schon wieder.“
    „Hast du ihn etwa überwacht?“
    Levi setzte sich auf einen freien Stuhl im Gang und ließ die Füße baumeln. Der Gegensatz zwischen dem Kinderkörper und der düsteren Weisheit in seinem Blick war echt unheimlich. „Ich weiß aus Erfahrung, dass die Neuen sich meist nur schwer auf die Arbeit konzentrieren können, solange sie nicht wissen, dass es den Hinterbliebenen gut geht. Deshalb habe ich nach deinem Bruder gesehen.“
    „Kann ich sie sehen? Nash und Mom?“
    Misstrauisch verschränkte Levi die Arme vor der Brust. „Normalerweise ist das nicht erlaubt. Wenn man die Familie erst mal sieht, ist es schwer, keinen Kontakt aufzunehmen. Und Kontakt zu jemandem aufzunehmen, den du vor deinem Tod gekannt hast, ist ein Entlassungsgrund. Deshalb setzen wir neue Reaper meistens weit weg von ihrem letzten Wohnort ein. Bei dir ist das anders, du wirst für eine spezielle Stelle angeheuert, und deine Familie wohnt nun mal in diesem Bezirk.“ Er zuckte die Schultern. „In Anbetracht der Umstände hat sicher niemand etwas dagegen einzuwenden, dass du ab und zu mal bei ihnen reinschaust. Solange sie dich nicht sehen. Aber sie wohnen jetzt woanders. Sind gestern umgezogen.“
    Nur zwei Tage, nachdem Nash aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Genauso hatte meine Mutter reagiert, als Dad gestorben war: Sie war mit uns in eine neue Stadt und in ein neues Haus gezogen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass es ihr leichter fallen würde, ohne ihn zu leben, wenn zu Hause nichts an ihn erinnerte.
    Ob sie meine Klamotten schon weggegeben hatte? Meine Sachen in Kisten verpackt hatte? Und wenn meine Familie in einem Haus wohnte, das ich nie betreten hatte, machte mich das dann zu einem obdachlosen Toten?
    Ich rutschte an der hellgrünen Wand nach unten und setzte mich neben Levis Stuhl auf den Boden. Vorausgesetzt, ich nahm den Job an: Wo sollte ich wohnen, wenn ich nicht gerade Menschen tötete, um ihre Seelen zu ernten?
    Das Geräusch quietschender Sohlen auf dem Gang riss mich aus meinem Selbstmitleid. „Warum können sie uns nicht sehen?“, fragte ich. Eine runzelige Alte mit dünnem, grellrotem Haar humpelte, auf einen Gehwagen gestützt, an uns vorbei. Auch wenn sie uns nicht sehen konnte, schien sie uns instinktiv aus dem Weg zu gehen. Wenn sie Angst vor uns hatte, wenn auch unbewusst, dann mussten wir real sein. War es nicht so?
    Levi hüpfte auf den Boden. Ich rappelte mich hoch und lief ihm nach. „Dich können sie nicht sehen, weil du zu Besuch bist.“ Wir passierten ein Zimmer mit quadratischen Tischen, an denen ein paar Rentner saßen und Karten spielten. „Mich können sie nicht sehen, weil ich es nicht möchte, und das ist ein besonderes Reaper-Privileg. Selektive Wahrnehmung, eingeschränkte Sichtbarkeit und so weiter …“ Er blickte zu mir hoch. „Normalerweise ist das ein unschlagbares Verkaufsargument.“
    Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Dieser Zusatzbonus hatte tatsächlich seinen Reiz. „Das Wort ,Reaper’ ist also nur

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