Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
einen Kuss auf Elizabeths Schläfe. „Das heißt aber noch lange nicht, dass ich das, was passiert ist, voll und ganz verarbeitet habe.“ Er lachte leise auf. „Himmel, ich erschrecke noch immer jedes Mal, wenn ich mich im Spiegel sehe. Und glaub mir, nicht alle Alpträume, die ich habe, rühren von Hamiltons Erinnerungen her. Das, was wir erlebt haben, zu verarbeiten braucht seine Zeit, doch bis vor Kurzem waren wir noch viel zu beschäftigt damit, Hamiltons Vermögen zu verteilen und die Machenschaften der Thuggees an die Öffentlichkeit zu bringen, als das wir wirklich Gelegenheit gehabt hätten, das alles so richtig zu verdauen.“ Er küsste ihr Haar und streichelte tröstend über ihre Schultern und den Rücken. „Weißt du, Baby, Cynthia war tatsächlich ziemlich gut. Im Großen und Ganzen hätte das, was sie sagte, wirklich von mir stammen können. Aber einen großen Fehler hat sie doch gemacht.“
„Welchen denn?“, murmelte Elizabeth gegen seinen Hals.
„Sie hat nicht erwähnt, dass ich dich liebe.“ Daniel nahm die Hand von ihrem Rücken und legte den Zeigefinger unter ihr Kinn. Er hob es an, bis sie ihm in die Augen sah. „Es gibt keine Worte dafür, wie sehr ich dich liebe, mein Engel. Und ich verspreche, nein, ich schwöre, dass ich dich jeden Tag aufs Neue glücklich machen werde.“
Die Intensität, mit der er das sagte und sie dabei ansah, berührte Elizabeth so sehr, dass sich ihr die Kehle zuschnürte und sie ihre Antwort kaum herausbrachte. Sie legte eine Hand an Daniels stoppelige Wange und lächelte ihn zärtlich an. „Du bist mein Wunder“, flüsterte sie. Mit dem Daumen zeichnete sie seine geschwungenen, leicht geöffneten Lippen nach. „Mein übermütiger, kindsköpfiger Musiker mit der strahlenden Seele.“ Sie lehnte sich ihm so weit entgegen, dass ihre Nase seinen Wangenknochen streifte. „Ich kann es kaum erwarten, deine Frau zu werden.“
„Mrs Mason“, hauchte Daniel und schloss die letzte winzige Lücke zwischen ihnen.
Leider nur für uns beide und eine Handvoll eingeweihter Freunde, dachte Elizabeth, während ihre Lippen mit Daniels zu einem innigen Kuss verschmolzen. Für alle anderen würde sie Mrs David Morgan sein, denn für die Welt war Daniel Mason tot.
In dieser Nacht hatte Daniel wieder Alpträume. Ob es seine eigenen waren, oder ob sie durch die fremden Erinnerungen in seinem Kopf verursacht wurden, konnte Elizabeth nicht sagen, und Daniel weigerte sich wie immer über das zu reden, was er in diesen Träumen gesehen hatte.
Keuchend saß er im Bett und fuhr sich mit beiden Händen durch die verschwitzten Haare.
Auch Elizabeth hatte sich aufgesetzt. „Ich wünschte so sehr, ich könnte etwas gegen die Alpträume tun.“ Sie drückte einen Kuss auf sein Schulterblatt, umfing mit ihren Armen seinen nackten Oberkörper und schmiegte ihr Gesicht an seinen Rücken. Unter ihren Fingern konnte sie deutlich seinen rasenden Herzschlag spüren. Neben dem würzig-maskulinen Duft seines Körpers nahm sie auch den vagen Geruch von Sommergewitter wahr, dem Zeugnis seiner Seelenwanderung.
„Vielleicht gewöhne ich mich ja irgendwann daran und ich schrecke nicht jedes Mal auf“, seufzte Daniel. Er nahm Elizabeths linke Hand von seiner Brust und führte sie an seine Lippen. Langsam normalisierten sich seine Atmung und sein Puls. „Dann kannst wenigstens du durchschlafen.“
„Das macht mir nichts aus“, schwindelte Elizabeth, auch wenn es ihr natürlich sehr wohl etwas ausmachte. Aber nicht, dass sie regelmäßig von Daniel aus dem Schlaf gerissen wurde, bereitete ihr Kummer, sondern das Wissen, dass er fast jede Nacht aufs Neue die Hölle durchlebte und sie nicht das Geringste dagegen tun konnte. „Außerdem habe ich noch gar nicht geschlafen.“
„Nicht?“
„Nein. Ich habe nachgedacht…“ Daniel drehte sich in ihren Armen um. Im schwachen Licht der Straßenlaternen, das durch die Vorhangspalten drang, konnte Elizabeth seinen fragenden Gesichtsausdruck erkennen. „Du sagtest doch, wir sollen Cynthia mit ihren eigenen Waffen schlagen“, fuhr sie fort. „Deshalb habe ich überlegt, dass wir auch eine Séance veranstalten könnten, praktisch eine echte , in der Abby von Beatrice selbst die Wahrheit über Cynthia erfährt.“
„An sich eine gute Idee, Liz. Nur leider haben wir keinen Kontakt zu Beatrice.“
„Zu Beatrice nicht, nein.“ Lächelnd tippte Elizabeth mit einem Zeigefinger an das Grübchen auf Daniels Kinn. „Aber was, wenn jemand anders
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