SOULMATE (German Edition)
knappen Begrüßung.
Toms Band spielte insgesamt sechs Songs, die allesamt sehr eingängig waren und ihre hohe musikalische Professionalität unter Beweis stellten. Das Publikum hatten sie im Handumdrehen in der Tasche. Die Begeisterung, mit der sie spielten, ließ sich aus jeder Note und die Leidenschaft aus jeder Textzeile heraushören. Ich war doch sehr erstaunt, dass ich vor Toms Einstieg in die Band noch nie etwas von ‚Chasing Bullit‘ gehört hatte.
Der Saal erschrie sich laut applaudierend und pfeifend zwei Zugaben, bei denen Tom die Möglichkeit für genial improvisierte Gitarrensoli bekam. Der Wahnsinnsbeifall dafür war nur verständlich. ‚TurkTrash‘ zu verlassen, war zweifellos die richtige Entscheidung gewesen, denn endlich bekam Tom die Aufmerksamkeit, die er verdiente … wenn man sein Aussehen mal außen vor ließ.
»DIE SIND SCHON ZIEMLICH GUT, ODER?«, schrie ich so laut ich konnte zu Finn, denn der enthusiastische Beifall und die vielen ‚ZU-GA-BE‘ Rufe wollten nicht abebben.
Finn hatte wieder sein ernstes, melodramatisches Gesicht aufgesetzt. »GEHT SO, HAB SCHON BESSERE BANDS GESEHEN«, meinte er, mit einer dick hervorgetretenen Ader mitten auf der Stirn. Ich entgegnete dem nichts weiter.
Der Sänger trat ans Mikrofon und alle wurden still und lauschten, was er zu sagen hatte.
»Ihr seid klasse, ehrlich. Aber irgendwann ist nun mal Schluss, ne …« Das Publikum klatschte wieder laut und schrie erneut wie zum Trotz »ZU-GA-BE«.
»Okay, ihr kriegt einen Spezial-Bonus, ihr bösen, bösen Mädchen … und Jungs … Ähm, also, wir hatten super Glück, weil wir auf die Schnelle so einen abgefuckt guten Gitarristen gefunden haben, ne … Wir lassen euch jetzt allein mit ihm, dann seht ihr, was ich meine! … Tschüss … und bis bald.«
Außer Tom zogen alle Bandmitglieder von der Bühne und das Publikum klatschte und schrie, kreischte und pfiff, wurde nur allmählich ruhiger, erwartete mit Spannung Toms Soloauftritt. Außerdem würden bald schon diese ‚Dutch Hunks from Outer Space‘ spielen, was zu der allgemeinen Aufregung sicher ebenfalls beitrug.
Ich war nicht minder gespannt, was wir von Tom dargeboten bekommen würden, äußerte aber nichts dergleichen, jedenfalls nicht zu Finn …
Colette hakte sich bei mir unter und kroch mir beinah ins Ohr: »Oh, iesch bin jetzt neugierisch, err will singen, oh oh!«
»Er klingt toll, Colette, ich kenne seine Gesangsstimme«, sagte ich in einer Lautstärke, in der sie mich verstehen würde, nicht aber Finn … Mein ominöses Bauchgefühl hielt das für besser.
Ein Roadie platzierte einen Stuhl in der Mitte der Bühne, während Tom nun das Mikro auf die passende Höhe herunterschraubte und sich eine Akustikgitarre griff. Er setzte sich auf den Stuhl und wartete einen Moment ab, bis das Publikum ruhiger wurde, bevor er, angestrahlt von blauviolettem Licht aus vier von der Decke hängenden Bühnenleuchten, ins Mikro sprach.
»Hey! Ich spiel euch ein Stück vor, das viele bestimmt kennen«, sagte er, wirkte komischerweise zum ersten Mal ein wenig schüchtern, oder tat er nur so? Bei Tom Nowak konnte man da nicht so sicher sein …
»Hab nur ein wenig an den Lyrics herumgepfuscht …« Jetzt grinste er wieder schelmisch.
Lautes Johlen und Lachen aus dem Publikum …
»Aus gutem Grund!«, sagte er, während er an den Saiten der Gitarre fummelte. »Musste es schließlich ein wenig passend machen …«
Wieder johlende Zustimmung vom Publikum …
»Diesen Song widme ich einer guten Freundin, von der ich hoffe, dass sie heute Abend hier ist …«
Das Publikum klatschte und kreischte. Die Stimmung konnte nicht besser sein.
Doch dann ein kurzer skeptischer Stechblick von Finn zu mir …
Ich schluckte in banger Vorahnung …
Spüre plötzlich Unbehagen, schaue schnell weg und zur Bühne … In meinem Magen schnürt sich ein Knoten fest zu und brennt …
Er wird doch nicht …!? Tom?
Ich sehe ängstlich zu Colette, die aber nichts rafft und vergnügt auf Toms Song wartet.
Tom greift in seine Hosentasche und fingert etwas hervor. Ich denke erst, wahrscheinlich ein Plektron , ist es aber nicht, sondern ein Haargummi, denn jetzt bindet er sich die Haare hinten im Nacken zusammen, nimmt am Mikro eine letzte Feinpositionierung vor, räuspert sich und legt mit einer Akkordlawine und einem Wahnsinnsrhythmus los, der das Publikum sofort mitreißt … Nach nur wenigen Takten weiß jeder, um welchen Song es sich handelt …
Oh Gott! Es
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