SOULMATE (German Edition)
mathematische Aufgabe an den Kopf geworfen, für deren Lösung mir ganz klar die Formel fehlte.
Was meinte er damit?
Hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mit ihm würde schlafen wollen? Oder hatte er nicht damit gerechnet, dass er mit mir würde schlafen wollen? Oder was?
Unsicher kroch ich zu ihm ins Bett.
Mit zwei Fingern fasste er an mein Kinn, drehte vorsichtig meinen Kopf zu sich und presste seine heißen Lippen auf meinen Mund. Seine Zunge suchte ihren Weg ...
Also, was das Küssen anging, war er unschlagbar.
Meine Arme umschlangen ihn, während meine Pulsfrequenz wieder rapide anstieg. Das Reden klappte vielleicht nicht so gut, dafür verstanden sich unsere Zungen umso besser.
Sein muskulöser Oberkörper drückte mich auf das Bett nieder. Er legte sich flach auf mich und zog sich die Decke bis über den Kopf. Ich war so fix und fertig, dass ich nur noch die Augen schließen und mit angehaltenem Atem alles über mich ergehen lassen konnte.
Die nächsten Minuten zeigten mir, dass Finns Repertoire enthielt, was ich mir in meinen erotischen Fantasien insgeheim ausgemalt hatte. Und obwohl wir noch nicht einmal richtig miteinander schlafen konnten, war ich erregt bis zum Anschlag.
Während er zwischen meinen Schenkeln virtuos und zielgerichtet zu Gange war, überkam mich die Überzeugung, nichts sehnlicher zu wollen, als ihn bis an mein Lebensende zu lieben.
Als wir später halb liegend nebeneinandersaßen und rauchten, erzählte er von seiner Kindheit in Deutschland, seiner Hündin Milly - einer Promenadenmischung, die er über alles geliebt habe, und die vor drei Jahren an Altersschwäche gestorben sei - und von seinen Eltern …
Sie seien immer sehr beschäftigt gewesen und hätten eines Tages, als Finn erst zehn Jahre alt war, völlig überraschend ihre Scheidung bekannt gegeben. Sie seien so still und unspektakulär auseinandergegangen, dass die Verwandtschaft noch eine ganze Weile geglaubt hatte, alles sei in bester Ordnung. Er sagte, er glaube, dass er sein generelles Misstrauen in die Spezies ‚Homo Sapiens Sapiens‘ dieser Erfahrung schuldete.
Dann erzählte er von der Theatertruppe, die er mit ein paar Freunden aus der Highschool gegründet hatte, und während er so frei von der Leber weg erzählte, musste ich vor lauter Glücksgefühl und Kribbeln unter der Haut ständig in mich hinein lächeln.
Ich war von seinem Charisma derart vereinnahmt, dass ich seinem Redefluss streckenweise nicht mehr folgen konnte. Mit ernstem Gesichtsausdruck, den er hin und wieder aufsetzte, plapperte er weiter, und ich folgte fasziniert seinen aufgeworfenen Lippen, die sich beim Sprechen auf ungemein verführerische Weise bewegten.
Ich beobachtete ihn unentwegt, inspizierte jeden Zug in seinem schönen Gesicht, nickte ab und zu oder sagte so was wie »Hm, ja« oder »Oh«, als würde ich zuhören. Dann driftete ich gedanklich total ab und stellte mir vor, wie wir zusammen in unserer kleinen gemütlichen Wohnung - irgendwo auf dem Planeten - ein aufregendes, gemeinsames Leben führten. Wir würden gerade noch genug Geld haben, um über die Runden zu kommen. Auf jeden Fall würde es für Zigaretten, einen Kinobesuch pro Woche und viel gute Laune reichen. Überall in der Wohnung würden Bücher, CDs, DVDs und Kinomagazine herumliegen. Wir würden uns zwischen all dem Chaos lieben, bis wir vor Erschöpfung einschliefen. An manchen Tagen kämen uns Freunde spontan besuchen, die Wein und Knabberzeug mitbrachten und bis zum Morgengrauen diskutieren konnten. Und an anderen Tagen wiederum würden wir einfach schweigend und eng umschlungen nebeneinander auf der Couch sitzen und fernsehen.
So oder so ähnlich sah also für mich das absolute Glück aus. Ich war selber ziemlich überrascht, hatte ich mich doch für wesentlich unkonventioneller gehalten. Glück war also doch definierbar, war greifbar, konnte sich ganz klar und deutlich vor einem ausbreiten, und Finn brachte mich so sehr zum Träumen, wie es Bücher oder Filme bisher nicht gekonnt hatten.
Mittlerweile lag er völlig entspannt neben mir, streichelte zärtlich meine Arme auf und ab und grinste ab und zu schief, als wäre er rundum zufrieden mit sich, während er mit eloquenten Formulierungen Berlin und New York miteinander verglich. Berlin sei viel relaxter, viel humaner in seinen Schwächen, viel toleranter, aber in New York City fände man, trotz des immer noch spürbaren Terrorschocks, Inspiration an jeder Ecke und unter jedem Stein. New York
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