SOULMATE (German Edition)
du so willst.«
Er sprang auf, lief zum Bett und legte das Handtuch ab, um sich anzuziehen.
Oh, mein Gott! Schnell wandte ich den Blick von ihm ab. Du bist confused‘?
Verlegen und erregt zugleich strich ich mir über die Haare, rubbelte neurotisch auf meiner Wange herum und suchte auf meinem verkramten Couchtisch schnell nach der Zigarettenschachtel, damit ich meine geblendeten armen Augen auf etwas anderes richten konnte. Ich zündete mir eine Zigarette an und drehte meinen Kopf reflexartig zu ihm, als er wie in einem Werbespot in seine Jeans stieg und sie viel zu sexy zuknöpfte.
Dann drehte er sich um und blickte mich mit ernstem Ausdruck an. »Willst du mich nun kennenlernen oder nicht?«
Sein Tonfall hatte meinen umnebelten Verstand aufgeschreckt. »Ja, natürlich«, stieß ich irritiert hervor. »Warum stellst du mir so eine Frage?«
»Hm, ich jedenfalls will dich schon kennenlernen, Valerie!« Bei dem Wort »ich« tippte er sich mit den Fingern auf die Brust und zog die Augenbrauen weit hoch. »Ich weiß noch gar nichts über dich, bis auf, dass du nicht ordentlich bist und in deinem Kühlschrank nur Bier hast. Nein, nein, war nur ein blöder Witz … Ich meine, ich will wissen, wer du bist! Und ich will auch deine Familie kennenlernen.«
Er ließ sich auf die Couch plumpsen. »Was ist mit dir?« Er legte den Kopf schief. »Sag mal was, oder denkst du, was für ein bekloppter Ami ich bin oder so?«
Ich zuckte innerlich zusammen, schüttelte energisch den Kopf und legte alles in meine säuselnde Stimme.
»Neeein! Hey! Wieso sagst du sowas? Also ich … Es tut mir echt leid, dass ich mich so daneben benehme, Finn, aber ich bin irgendwie dauernd nervös, du bist so … du siehst so … ähm … Aber weißt du was, ich würde dich sehr gern zu meinen Eltern mitnehmen, natürlich auf dein eigenes Risiko hin …« Ich lachte etwas holprig und stotterte weiter. »Denn die sind nämlich ... also, wie soll ich sie beschreiben, die sind eine Nummer für sich, das solltest du wissen, hm … Aber wir kriegen bestimmt tolles Essen … Meine Mutter kann hervorragend kochen, ist so was wie ein Multitalent.«
Er lächelte warm.
Zaghaft kehrte meine Selbstsicherheit zurück.
Seine Augen funkelten mich magisch an, und meine Muskeln begannen, sich ein wenig zu entspannen. Ich hörte wieder den rhythmischen Singsang meiner inneren Stimme: »Valerie ist verlie-iebt!«
Ich lächelte zurück, wahrscheinlich mit knallrotem Gesicht.
Jetzt stell dich endlich den Tatsachen, Valerie!
»Ich bin froh, dass ich die Nacht geblieben bin«, sagte er schmunzelnd.
»Und ich erst«, gab ich zu.
»Valerie?«
»Ja?«
»Du bist verdammt sexy, wenn du so durcheinander bist.«
»Ha ha, machst du dich gerade über mich lustig?«
»Würde ich nie tun!«
»Dann hör auf Wörter wie ‚sexy‘ zu verwenden und dabei so auszusehen ...«
»Wie sehe ich denn aus?«, fragte er mit unschuldiger Miene.
Ich kniff die Augen zusammen und schwieg beharrlich. Fehlte noch, dass ich mich in einen antörnenden Dialog verwickeln ließ, wo wir doch keine Kondome hatten und zudem auf dem Sprung waren.
Zu Besuch bei meinen Eltern
Nach Zehlendorf fuhren wir mit der U-Bahn, stiegen Rathaus Steglitz in die S-Bahn um und schließlich Schlachtensee wieder aus, fuhren einige Stationen Bus und liefen anschließend einen zehnminütigen Fußweg, bis wir vor der bescheidenen »Hütte« meiner Eltern standen.
Unterwegs konnten wir nicht mehr voneinander lassen.
Finn hatte einen Arm um meine Schultern gelegt, seine Hand baumelte neben meinem Gesicht und streichelte ab und zu meine Wange, ich hatte seinen Knackhintern umschlungen und eine Hand in seine Gesäßtasche gesteckt. Alle paar Meter küssten wir uns, lachten, zogen gemeinsam an einer Fluppe, rannten, schlenderten, verharrten umschlungen unter dem grauen Himmel über Berlin, gingen schweigend weiter. In der U-Bahn ignorierten wir Gesichter, die uns verschämt, amüsiert, verstört, genervt oder gar missbilligend, direkt oder verstohlen aus den Augenwinkeln, hinter Brillengläsern oder unter tief gezogenen Wollmützen und dicken Bandagen aus Schal beobachteten.
Draußen war ich viel ungezwungener mit ihm, und er benahm sich, als hätte er echt was für mich übrig, als wäre er mein … mein Freund oder so. Ich stand total unter Strom, konnte es immer noch nicht fassen und wurde permanent von »schmutzigen« Gedanken heimgesucht.
Ich freute mich auf meine Eltern, wirklich, obwohl ich wusste,
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