SOULMATE (German Edition)
vielen Cafés in der Schlossstraße, wo wir - ein wenig unter Zeitdruck, dafür mit einer maßlos heiteren Stimmung - Croissants mit Nussnugatcreme aßen und leckeren Milchkaffee ‚Big Size‘ tranken.
In unserer Unterhaltung ging es anfänglich um harmlose, banale Themen wie Pfannkuchen versus Donuts, untergegangene Kinostars, Lennys »Dschungel« und die neusten Touchscreen Handys … Finn meinte, dass er sich unbedingt eins besorgen wolle und außerdem einen Laptop, um arbeiten zu können. Doch dann kam er, ich weiß nicht mehr wie, auf seine Mutter zu sprechen. Er müsse sie unbedingt anrufen, sagte er mit ernster Miene und erzählte schließlich, dass er seit einem Jahr keinen Kontakt mit ihr gehabt hatte und sie sich wahrscheinlich von selber nicht melden würde. Ich wollte wissen, ob denn zwischen ihnen etwas vorgefallen war, was er jedoch mit einem in die Ferne schweifenden Blick kopfschüttelnd verneinte … Glaubhaft wirkte das zwar nicht, aber ich wollte ihn in dieser Angelegenheit lieber nicht ausfragen! Eine innere Stimme sagte mir, dass es hier um ein kritisches Thema ging.
Finn begleitete mich noch bis zum Kino.
Vor dem Gebäude verabschiedeten wir uns mit einer engen Umarmung und einem langen, sehr langen, Werbespot reifen Kuss und dann noch einem …
Colette bettelte um schlüpfrige Neuigkeiten, las auf meiner Stirn, dass ich Sex gehabt hatte, ließ nicht locker, bekam ein paar Häppchen, aber zu ihrer Enttäuschung keine Details, schmollte für eine Minute - länger hielt sie es nie aus - und riet mir aus heiterem Himmel und mit der ihr eigenen Gelassenheit, keinem Mann, ja, wirklich keinem, zu vertrauen, bevor ich nicht die Familie kennengelernt hätte, womit sie mich mit einem Staunen über ihre interessanten Ansichten stehen ließ und in die Pause eilte.
Ich machte ein wenig angestrengten Versöhnungssmalltalk mit Sören, weil er immer noch angeschlagen wirkte. Er hatte kurze Hanteln dabei, mit denen er, sobald es nichts zu tun gab, seine Ärmchen trainierte und Colette und mich unfreiwillig zum Kichern brachte.
Als mich Finn abholen kam, war ich auf Wolke Sieben und blieb da. Er bestand darauf, dass er heute Abend sein versprochenes Drei-Gänge-Menü kochen würde, und ließ mit sarkastischem Humor durchblicken, dass es in meiner Küche ja keinerlei Vorräte und nicht mal Gewürze gab, um ein vernünftiges Essen zubereiten zu können.
Also kauften wir unterwegs in einem großen Supermarkt ein … oder besser gesagt, Finn kaufte ein, nachdem er aus seiner Gesäßtasche tatsächlich ein zerknittertes Stück Papier hervorzog, das seine Einkaufsliste darstellte.
Ich schob vergnügt den Einkaufswagen hinter ihm her, während ich jede seiner Bewegungen aufmerksam und mit tiefster Zufriedenheit verfolgte.
Ich hatte nur einen kurzen Blick auf seinen Zettel werfen können und dabei vergeblich versucht, seine kleine, krakelige Schrift zu entziffern. Folglich fehlte mir jeglicher Hinweis, worauf sich mein Gaumen freuen durfte.
»Was willst du uns denn Leckeres kochen?«, fragte ich ihn am Gemüsestand, wo er stehengeblieben war und seinen kritischen Blick aufgesetzt hatte, der ihn einfach göttlich aussehen ließ.
»Okay, es wird, well, well … amerikanisch …«
»Aha …« Ich klang wenig begeistert, um ehrlich zu sein.
Wir liefen auf die Fleischtheke zu.
»Keine Sorge«, lachte er, »… nicht amerikanisch schlecht, was du vielleicht denkst, sondern amerikanisch gut! Richtig gut, so richtig yummy, verstehst du! Du isst doch Fleisch?«
»Mhm.«
»Wir besorgen uns jetzt zwei ordentliche, gut abgehangene Scheiben Filetsteak. Dazu gibt‘s dann echtes Gemüse, das nicht zerkocht wird, ganz wichtig, dann selbstgemachte Pommes frites, was Arbeit bedeutet und bunten Salat, der auf keinen Fall fehlen darf.«
»Mmmmh, das klingt köstlich«, sagte ich und freute mich darüber, dass er scheinbar auf ein gesundes Gericht Wert legte, auch wenn das wenig zu seinem beachtlichen Alkohol und Zigarettenkonsum passte.
Die Verkäuferin an der Fleischtheke strahlte Finn mit einer Intensität an, als hätte er ihr mit seiner Bestellung das größte Kompliment ihres Lebens gemacht, schnitt akkurat zwei prächtige Steakscheiben ab, während sie ununterbrochen griente - meine Anwesenheit übrigens problemlos ignorierend - und ließ sich mit dem Einpacken, für meinen Eindruck, etwas zu viel Zeit. Schließlich wünschte sie ihm »noch einen wunderschönen Abend«
Einen wunderschönen Abend? Also,
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