SOULMATE (German Edition)
aber, was noch schlimmer ist, ich habe auch keine Lust, mir eine zu suchen. Es ist ein echt mieser Zustand.«
Ich nickte verständnisvoll. Meine Augen waren sicher so groß wie bei einem Pandabären.
Sollte ich ihm jetzt sagen, dass ich mich schon seit Jahren in so einem »miesen Zustand«, wie er es nannte, befand? Ich konnte ihn sehr gut verstehen.
Es war irre, wie ähnlich wir uns fühlten.
»Finn, also, ich denke, was du beschreibst, ist das Bedürfnis nach einer Auszeit. Mal nichts müssen, nichts planen, nichts wollen, niemandem etwas schulden, keine Verpflichtungen haben …«
Er atmete laut aus und zog einen Mundwinkel hoch. »Es ist ein wenig beunruhigend, so zu fühlen. Ich meine, wenn der Verstand etwas anderes will …«, sagte er, immer noch mit einem viel zu ernsten Ausdruck in den Augen.
Dann stand er auf und nahm aus dem Kühlschrank zwei Bier und reichte mir eins.
»Die Deutschen können gutes Bier brauen, das muss man schon sagen, und die Iren machen den besten Whiskey. Das sind mal zwei unumstößliche Facts! Darauf trinken wir, Cheers!«
Das Thema war wohl beendet? Hm, okay ...
»Cheers.«
Ich nahm ein paar Schlucke und aß dann eifrig meinen Teller leer, während Finn mich beobachtete.
»Schmeckt‘s?«
»Siehst du doch.«
»Schön, das nächste Mal bist du dran mit Kochen, nur wenn du magst natürlich.«
»Schon, aber meine Kochkünste beschränken sich auf klebrige Spaghetti und verbranntes Omelett«, warnte ich ihn, froh darüber, dass er wieder entspannter wirkte.
»Spaghetti sind doch okay. Spaghetti gehen immer, egal, ob klebrig oder nicht.«
»Wenn du meinst.«
»Dann wissen wir also, was morgen Abend auf dem Speiseplan steht.«
Er beugte sich vor und gab mir einen dicken Schmatzer auf meine fettigen Lippen.
Es war endlich Zeit für den »Nachtisch«! Er schmeckte heiß, leidenschaftlich, makellos … einfach perfekt …
Abschiedsfeier von Patrick und Lenny
Am Freitag rief ich Natalie und Alice an, um beiden wegen der Abschiedsfeier Bescheid zu geben und beide sagten zu meiner Freude sofort zu. Natalie meinte, dass sie etwas später dazukommen würde, da sie vorher noch eine Verabredung habe. Alice wollte wissen, ob gutaussehende Single Männer anwesend sein würden, was ich leider nicht versprechen konnte, machte ihr aber Hoffnung, dass unter den fremden Gästen vielleicht etwas für sie dabei sein würde.
Ich sollte auch Colette Bescheid geben, da Patrick sie unbedingt mal kennenlernen wollte, nachdem er sich von mir zig Anekdoten über meine schrille Kollegin angehört hatte.
Colette war sofort Feuer und Flamme, hatte jedoch die mir unbegreifliche Idee, Sören mitzuschleppen, damit unser armer Eremit mal was erlebe. Ich war zugegeben mehr als überrascht. Letzten Endes war es aber ein ungewöhnlich netter Zug von ihr, ein sehr sozialer Zug sogar, wenn man bedenkt, dass Colette optisch unattraktiven Männern gegenüber ziemlich ignorant sein konnte, als hätten sie per se kein Recht auf ihre Aufmerksamkeit. Nach anfänglicher Skepsis hinsichtlich ihrer Motivation also - schließlich ging es um keinen geringeren als Sören , verdammt noch mal! - gefiel mir ihre Idee, zum Teil auch, weil ich zugegeben gespannt darauf war, wie unser Großstadtneurotiker sich in der stimmungsgeladenen Karaoke Bar von Kai und Samantha behaupten würde.
Ich hatte zusammen mit Patrick und ein paar anderen Freunden einige typische Abende dort miterlebt: Wessi-Touris, die sturzbesoffen versuchten, »Satisfaction« zu singen und wie Mick Jagger mit den Armen zu rudern, oder die feierfreudige türkische Geburtstagsgesellschaft, die sich nicht scheute, »Simarik« von ‚Tarkan‘ gleich dreimal abspielen zu lassen und jedes Mal den Song voller Inbrunst und neuer Interpretation zum Besten gab, außerdem noch der einsame Alleinausgeher mit dem Weinglas in der Hand, der »My Way« mehr sprach als sang, weil immer irgendein einsamer Alleinausgeher es mit »My Way« versuchte, und nicht zuletzt die jugendliche Truppe, die Titel von Rihanna oder Peter Fox durchaus unterhaltsam darzubieten wusste und schon allein unter sich eine Menge Geschrei und Gelächter verursachte.
Und das restliche Publikum, ja, das restliche Publikum amüsierte sich köstlich: mal schadenfroh, mal gerührt, mal begeistert grölend, trank und tanzte es auch mal auf den Tischen, bis irgendwann Kai und Samantha als schrilles Gesangsduo mit Perücken und passendem Outfit den letzten Song - meistens etwas aus den
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