SOULMATE (German Edition)
bitte!
Es war verblüffend, wie deutlich ihre Signale waren, aber noch verblüffender war die Tatsache, dass Finn diese Signale nicht wahrzunehmen schien.
»Finn, meine Güte, hast du das gesehen, ich meine, wie dich diese Verkäuferin angeherzt hat?«, fragte ich ihn, erpicht darauf zu erfahren, was ein solches Erlebnis bei ihm auslöste.
»Was, wer?« Er machte ein ratloses Gesicht, als hätte er gar nicht begriffen, wovon ich überhaupt sprach, oder was ich von ihm gerade wollte, während er bereits auf der Suche nach dem nächsten Artikel auf seiner Liste war.
»Na, die Verkäuferin an der Fleischtheke!«
»Hm? Ja, sie war freundlich«, sagte er monoton. Er war mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders.
»Freundlich?« Ich starrte ihn verständnislos an, kopfschüttelnd schob ich den Einkaufswagen weiter.
An der Kasse spielte sich eine ähnliche Szene mit gleichem Muster ab! Ich sagte nichts mehr …
Er nimmt es nicht wahr, dachte ich mit großer Verwunderung, er sieht nicht, wie er angehimmelt wird …
Als wir den Supermarkt verließen, plapperte Finn zufrieden den ganzen Heimweg lang über alles mögliche ...
»Patrick und Lenny wollen am Samstagabend eine Art Abschiedsparty in Kais Laden machen, und am nächsten Tag geht ihr Flug, up and away nach Buenos Aires«, ließ er mich wissen. »Patrick ruft dich noch an, hat er gesagt.«
»Oh, dann kann ich Alice und Natalie Bescheid geben«, antwortete ich, erfreut darüber, dass sich für unser fälliges Wiedersehen ein guter Anlass bot.
»Alice? Eine Freundin von dir?.«
»Ja, eine alte Schulkameradin. Wir haben mal zusammengewohnt und sind ganz dick geworden.«
»He?« Finn sah mich kurz an und prustete dann laut los, als hätte ich einen erstklassigen Witz erzählt.
Ich grinste. »Okay, das klang jetzt wirklich komisch, aber genau so war es.«
»Wie habt ihr das angestellt, und seit wann bist du wieder so eine Hungerharke?«
Ich gab ihm einen kräftigen Knuff auf den Oberarm.
»Ich hab Normalgewicht!«, rief ich spitz und versuchte böse zu schauen.
Wir waren fast bei meiner Wohnung angelangt. Die Luft war schneidend kalt und roch so sehr nach Schnee, dass es sicher nicht mehr lange dauern konnte, bis es schneien würde.
»Erstens bin ich ganz sicher keine Hungerharke! Und zweitens, also, wir haben stundenlang Filme geguckt und haben dabei ununterbrochen gefuttert wie … keine Ahnung, Vielfraße halt, so einfach geht das.«
»Aha.« Er grinste amüsiert, ohne mich dabei anzusehen.
»Nichts ‚Aha‘!« Ich seufzte demonstrativ und wechselte das Thema. »Und, konntest du die Sachen kriegen, die du haben wolltest?«
»Yep, einen Laptop mit allen möglichen Multi Media Anschlüssen und ein richtig gutes Cellphone, äh, Handy, sieh mal.«
Er blieb stehen, setzte die Einkaufstüten ab und zog sein brandneues Mobiltelefon aus der Jackentasche. Stolz und zufrieden ließ er mich einen Blick darauf werden, erklärte mir begeistert technische Einzelheiten, unter anderem, dass es acht Megapixel hätte und deshalb messerscharfe Bilder mache, und schoss gleich mehrere Fotos von uns beiden, auf denen wir Grimassen schnitten oder uns küssten.
Während Finn mit offensichtlichem Eifer das Essen zubereitete, kümmerte ich mich um die Musik - wir hatten uns diesmal auf eine Soundtrack-Mix-CD geeinigt. Anschließend deckte ich den Tisch, schälte ein paar dicke Kartoffeln, schnippelte die Zutaten für den Salat und genoss es unendlich, meinem appetitlichen Koch bei der Arbeit zuzusehen.
Die Steaks brutzelten in der Pfanne, dazu gab‘s grüne Bohnen mit zerlassener Butter, die selbstgemachten Pommes und einen gemischten Salat, alles wie versprochen! Noch nie wurde in meiner Küche so ein leckeres Essen gekocht und mit jeder Menge spontaner Küsse und Berührungen garniert, das stand schon mal fest.
Und noch nie hatte meine Küche so einladend und betörend gerochen … Der Duft breitete sich bald in der ganzen Wohnung aus.
Finn erzählte mit einer beinah überschwänglichen Ausgelassenheit, dass beide seiner Eltern, was gesundes Essen betraf, sehr dogmatisch seien und er in seiner Kindheit keinen einzigen Hamburger zu essen bekommen habe. Immer sei frisch gekocht worden und zum Nachtisch habe es nur Obst gegeben, nie eine Süßspeise, nur Obst. Es sei allerdings immer reichlich Alkohol geflossen, was dann wohl irgendwie ein Widerspruch zu all dem Gesundheitsgetue gewesen sei, bemerkte er mit einem bitteren Zug um die Lippen, aber lachte gleich
Weitere Kostenlose Bücher