SOULMATE (German Edition)
seiner Schicht im Kino heimgekommen, als er sie beim Packen vorfand, habe sie höflichst um eine Erklärung gebeten, und sie habe gesagt, dass es schon wieder bezeichnend für ihn sei, nicht zu wissen, warum sie nun ginge. Er habe sich dann seinem Schicksal ergeben und sie ziehen lassen. Es sei ihm wohl nicht gegeben, Frauen zu verstehen. Colette und ich nickten an dieser Stelle heftig zustimmend.
Sören unterbreitete gewagte Theorien darüber, dass seine Ex wohl nie gewusst habe, was sie eigentlich wolle. Dafür wusste sie scheinbar sehr gut, was sie nicht wollte , dachte ich mir im Stillen und mit viel Respekt für diese Frau, die es mit ihm immerhin versucht hatte, schielte daraufhin kurz nach hinten, wo Sören hinter dem Fahrersitz zusammengekauert und der Kälte trotzend dasaß und an seinen Ekzemen im Gesicht pulte, lächelte ihn angestrengt an, weil ich immer wegen meiner stichelnden Gedanken ein latent schlechtes Gewissen ihm gegenüber hatte, und sah wieder nach vorn.
Colette rollte mit den Augen und machte tiefe, unmissverständliche Seufzer, wie nur sie es kann, und warf mir immer wieder einen theatralisch genervten Seitenblick zu, und ich gab ihr mit liebevollem Ausdruck meiner gesamten Körpersprache zu verstehen, dass sie es schließlich gewesen war, die uns Sören unnötigerweise aufgehalst hatte.
Aber, nun ja, wir würden uns wegen ihm und seinen Ekzemen den Spaß nicht verderben lassen! Das stand fest! Also grinsten wir uns wieder verständnisvoll zu, und ich drehte einfach das Autoradio richtig LAUUUUUT, so dass unser - vermutlich aus einer dramatischen Selbstunsicherheit heraus - endlos plappernder Sozialfall übertönt und zwangsläufig zum Schweigen gebracht wurde, denn, hey, genug war genug. Außerdem konnten wir uns auf diese Weise stimmungsmäßig schon mal auf die bevorstehenden Stunden in der Karaoke Hölle einstellen.
Gemeinsam jaulten wir zu »Supermassive Black Hole« von ‚Muse‘ mit. Ja, auch Sören war voll dabei, allerdings klatschte er dabei peinlich in die Hände, als hörte er Volksmusik oder einen Schunkelschlager … Was soll man dazu sagen? Uncool bis auf die Knochen …
Und endlich fanden wir auch einen Parkplatz.
Ab diesem Moment schlug mein Herz wieder schneller, polterte aufgeregt in meiner Brust herum wie ein gefangenes Tier in einer zu kleinen Box, und im Bauch hatte ich dieses flatterige Gefühl, weil ich wusste, in wenigen Minuten würde ich Finn wieder ganz nah sein können.
Heute Abend sollte jeder mitkriegen, dass wir so richtig zusammen waren … Finn Flanagan und ich.
Es schneite nicht mehr, aber die eisige Kälte kroch uns schneller in die Knochen, als uns lieb war. Wir mussten circa zehn Minuten schnellen Schrittes marschieren, bevor wir das ‚MikroManiac‘ erreichten. Unterwegs rauchten Colette und ich noch eine hektische ‚Der Abend geht jetzt richtig los‘- Zigarette. Sören, diesmal in der Rolle des Oberschulmeisters, tadelte uns deswegen ganz vehement. Bei solcher Kälte, meinte er, würde Rauchen die Lungen besonders schlimm schädigen und bla bla bla ... Doch laut lachend und mit übertrieben mitleidigen Klimperaugenaufschlägen erstickten wir seine Bedenken im Keim. Es war schon irgendwie gemein, wie wir mit ihm umgingen, und ich fragte mich gelegentlich, ob Colette ihn zum Quälen mitgenommen hatte. Sie steckte mich jedenfalls mit ihrer dubiosen, zweideutigen Art ihm gegenüber immer wieder an, und das war nicht unbedingt gut …
Als wir endlich vor dem Laden standen und auf Einlass warteten, hatte ich bereits beschlossen, von nun an netter zu Sören zu sein und mir keine Spitzen mehr zu erlauben. Zumindest wollte ich mich nicht mehr über ihn lustig machen, auch wenn es mir schwerfallen würde, aber der arme Kerl sollte auch seinen Spaß haben, wenigstens heute Abend.
Die Bar war bereits gerammelt voll, was für eine Samstagnacht bei Kai und Samantha durchaus normal war. Gerade sang ein langhaariger Typ mit einer weißen Marineuniformjacke, die komplett aufgeknöpft war und Einblick auf sein rotes, weit ausgeschnittenes Muscle-Shirt und seine muskulöse Brust bot, aus voller Kehle »Bad Romance« von ‚Lady Gaga‘ und traf nicht einen einzigen Ton. Trotzdem feuerte ihn das Publikum kräftig an, so dass er auch noch eine bizarre, roboterhafte Tanzeinlage hinlegte, die für noch mehr Jubel und Geschrei sorgte. Colette klatschte sofort extrovertiert laut in die Hände, Pfiff auf zwei Fingern und schrie in Richtung Bühne »Yeah, Baby, gib
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