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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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meine Seele legte und sich mit jedem Mal verstärkte, wenn ich ihn ansah.
    »Gut, du hast recht, ich geh jetzt besser.« Ich erhob mich vom Boden und strich meine Hose glatt.
    Sein finsterer Blick folgte meinen Bewegungen. »Ich rufe dich an, wenn ich fertig bin …«, nuschelte er.
    Ich blieb verständnislos stehen. »Fertig mit was?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er seinen blöden Text meinte. Er wollte gerade antworten, als er durch das Klingeln seines Handys abgelenkt wurde. Er hatte irische Flötenmusik als Klingelton eingestellt, was mir plötzlich - ich weiß nicht, warum - einen seltsam schmerzhaften Stich versetzte … Sofort sprang er auf und lief dicht an mir vorbei aus dem Zimmer.
    Ich stand - wie man so schön sagt - wie ein begossener Pudel da und wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte, fühlte mich auf einmal endlos erschöpft und leer, blickte aus dem Fenster auf das wolkenlose, wunderschöne Blau des Himmels und fragte mich, warum dieser Tag so dunkel und düster war …
    Ja, ich sollte besser ganz schnell verschwinden!
     
    Wir standen uns vor der Wohnungstür krampfig gegenüber.
    »Valerie«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die mich bei unserer ersten Begegnung völlig umgehauen hatte. »Ich rufe dich an, ja?«
    Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf meine kalten Lippen, die vor lauter Missmut zusammengekniffen und reglos blieben.
    Ich war nicht mehr wirklich ansprechbar, setzte gedankenverloren meine Mütze auf, band mir meinen Schal um, zog meine Handschuhe an und ging … ging ohne ein weiteres Wort, denn meine Stimme hätte gezittert und vielleicht … vielleicht wären mir auch ein paar Tränen gekommen. Darum ließ ich auch die ersehnte Umarmung weg … Außerdem sah er nicht unbedingt so aus, als würde er sich eine wünschen, ich mein, so steif wie er dastand … die Hände in den Gesäßtaschen vergraben, die Schultern hochgezogen, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst und der Blick … der Blick kalt und … betrübt, ja, betrübt zugleich …
    Bye, Finn … Was ist bloß los mit dir?
     
    Auf dem Weg zur U-Bahn kamen sie dann doch … die unwillkürlichen Tränen des Kummers, der unvorhersehbar über mich hereingebrochen war wie ein Hagelschauer. Mit dem Zipfel meines Schals wischte ich meine Augen trocken, zog mein Handy hervor und checkte die Uhrzeit: Es war kurz vor 14 Uhr. Ich wollte niemanden sehen, niemanden sprechen und nicht mal ein Frühstück, was sehr ungewöhnlich für mich war. Es war also ganz klar, dass ich mich in einem niedergeschmetterten Zustand befand. Meine Gedanken kreisten um Finn und um die Frage, was schief gelaufen war? Ich fand darauf einfach keine Antwort …
    Ich würde die Zeit, bis wir uns wiedersahen, durchstehen müssen, nur wie? Und wie lange würde es dauern, bis es so weit war …?
    Trotz des Sonnenscheins war es klirrend kalt, aber ich wollte laufen. Ein eisiger Wind wehte um Häuserecken, flitzte durch die Seitenstraßen, durch die ich lief, um meinen Weg abzukürzen. Ich merkte, wie meine Nasenspitze vor Kälte zu schmerzen begann, und hielt beide Hände vors Gesicht. Ich dachte plötzlich an Patrick und Lenny und wie sie sich auf ihren Trip freuten. In ein paar Stunden würden sie im Flieger sitzen, und dann ab nach Buenos Aires in die Wärme …
    Ich dachte an Natalie, und was sie mir in der Toilette über Finn gesagt hatte. Ihr blödes anmaßendes Gehabe wie eh und je, und doch wurmte es mich, dass an ihrer Einschätzung vielleicht etwas dran sein konnte, ein Fünkchen Wahrheit? Ich jagte den Gedanken wie eine lästige Fliege davon und entschied mich, fest daran zu glauben, dass Finn irgendwelchen Stress haben musste, von dem er mir nichts erzählen konnte und sich deshalb heute so reserviert und unsensibel benahm.
    Okay, dann warte ich eben ab, bis er sich wieder gesammelt hat , dachte ich und zog die eiskalte Januarluft tief in meine Lungen, die sofort schmerzten.
     
    Als ich gerade meine Wohnungstür aufschließen wollte, passierte etwas Ungewöhnliches: Mein Nachbar, der alte Mann von gegenüber, trat aus seiner Wohnung heraus, zog die Tür hinter sich zu, blieb stehen, sah zu mir rüber und grüßte mich zum allerersten Mal, seit ich hier eingezogen war.
    In der Regel lief er, den müden Blick aus trüben alten Augen zum Boden gerichtet, völlig desinteressiert an mir vorbei.
    Aber nicht heute.
    Und gerade heute, meiner gefühlten Jämmerlichkeit wegen, wäre ich gerne übersehen worden.
    »Hallo,

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