SOULMATE (German Edition)
englischsprachigem Kommentator … Dauerwerbesendung für ein Fitnessgerät, das aus Superdicken gertenschlanke Athleten machen konnte … was für eine unglaubliche Verarschung … auch das zapp weg … oh … Kussszene mit John Cusack … Einer meiner Lieblinge!Die glückliche Angebetete war Kate Beckinsale, diese kampfstarke Amazone aus den ‚Underworld‘ Filmen mit den Werwölfen und Vampiren … Ach ja, klar … Ich kannte diese seichte Liebesschnulze, hatte sie mehrere Male mit Alice zusammen gesehen, kam aber verflixt noch mal nicht auf den Titel ...
Nach wenigen Minuten konnte ich die Gefühlsduselei schon nicht mehr ertragen, zappte auch John Cusack und seine Kate weg und landete in einer Doku über Heinrich VIII., wo ich, aus keinem besonderen Grund heraus, einfach hängenblieb …
Mir fiel ein, dass ich in einem der Küchenschränke vor kurzem schwarzen Beuteltee entdeckt hatte. Also krabbelte ich schwerfällig aus dem Bett und schlurfte in die Küche.
Mit einer Tasse heißem Tee kroch ich wenig später wieder unter meine Bettdecke und versuchte mich ernsthaft auf die Doku zu konzentrieren: Dieser Heinrich VIII. war ein echt fieser Bube gewesen, so wie der mit seinen sechs Frauen umgegangen war … Im Laufe seiner Regentschaft wurde er immer dicker und unausstehlicher. Mir fiel ein, dass in dieser britischen Fernsehserie ‚The Tudors‘ der in jeglicher Hinsicht nimmersatte Heinrich - auf Porträts ein unattraktiver, bärtiger Fettwanst par Excellance - von dem hübschen Jonathan Rhys Myers gespielt wurde. Noch so ein Ire mit Augen blau wie der Ozean, dachte ich sofort und spürte schmerzvoll die Wehmut in mir. Sieht aber nicht annähernd so gut aus wie Finn …
Finn! Immer wieder checkte ich mein Handy, spürte ein wahnsinniges Verlangen, ihn anzurufen, kämpfte aber verbissen dagegen an. Er hatte sicher nicht umsonst betont, dass er sich melden werde, also sollte ich mich lieber zurückhalten.
» Ich rufe dich an, ja?«, waren seine Worte gewesen. Im Klartext hieß das: »Ruf du mich nicht an, denn falls ich dich überhaupt sprechen will, ruf ich dich an.« Ich konnte also davon ausgehen, dass mir so was wie ein Anrufverbot auferlegt worden war, und ich würde mich daran halten, verflucht!
Ich holte - nicht mehr ganz so niedergeschlagen wie zu Beginn - eine zweite Tasse Tee, kroch wieder unter die warme Decke und ließ mich in die interessante Doku über Heinrich VIII. hineinsaugen: Der Kommentator erzählte, dass Heinrich zum Zeitpunkt seines Todes über hundertsechzig Kilogramm gewogen hatte, an einem offenen, übel stinkenden Bein litt, und zudem nur noch als missmutiger Psychopath galt, der Angst und Schecken verbreitete und keinem einzigen Menschen mehr vertraute. Dennoch habe er Englands Geschichte geprägt wie kein anderer Herrscher zuvor und sei eine Ikone seiner Zeit gewesen, so die klare, tiefe Stimme aus dem Off … Heinrich hatte sechs Ehefrauen verschlissen! Meine Güte! Zwei von ihnen wurden aus fadenscheinigen Anschuldigungen heraus enthauptet … Wie brutal und herzlos war das denn! Eine starb im Kindbett, zwei wurden durch die Annullierung ihrer Ehe von dem schwierigen Monarchen entsorgt, und die letzte Gattin überlebte ihn nur um ein knappes Jahr, bis auch sie ins Gras beißen musste.
Und schließlich war es nicht - wie von Heinrich fast manisch herbeigesehnt - ein Sohn, sondern seine Tochter Elisabeth, die später den Thron bestieg und England so erfolgreich regierte, dass eine ganze Epoche nach ihr benannt wurde: das elisabethanische Zeitalter! Die Frau hatte auf jeden Fall eine Menge Power bewiesen! Ein Jammer, dass Papa Heinrich von seiner Powertochter rein gar nichts mehr mitgekriegt hatte.
Wie auch immer, ich dankte Heinrich für die kleine Ablenkung, die er mir geboten hatte, auch wenn die Schwermut immer noch auf mir lag.
Es war inzwischen dunkel geworden und mein Magen knurrte heftig. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, weil ich mein frustrierendes Erlebnis mit Finn verdauen musste, war jetzt aber ein wenig entspannter. Tatsächlich hatte mich die Doku, die ich - trotz meiner durch den Fleischwolf gedrehten Gefühlswelt - relativ aufmerksam verfolgt hatte, für eine Weile auf andere Gedanken gebracht.
Ich zog mir kurzerhand eine dicke Jacke über und lief zur nächsten Imbissbude.
Als ich wieder zuhause war, setzte ich mich aufs Bett, packte mein prallgefülltes, knuspriges Döner-Sandwich aus und merkte mit jedem Bissen wie ausgehungert ich eigentlich
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