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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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einen schönen Sonntag, Frau Henning«, sagte er mit der tiefen, dunklen Stimme eines betagten Mannes und machte eine seltsam altmodische Geste, als würde er seinen Hut ziehen oder so.
    »Oh, vielen Dank, Herr Schneider, ebenso …«, antwortete ich verschreckt und verwundert, doch ganz tief drin war ich auch erfreut und gerührt zugleich. Schnell trat ich in meine Wohnung und schloss hinter mir zu. Ich konnte jetzt keinen Smalltalk mit ihm führen, hätte es aber tun sollen!
    Ich hätte es tun sollen …
    Warum habe ich es nicht getan? Es hätte nur zwei, drei Minuten gedauert. Mir wäre kein Zacken aus der Krone gefallen und dieser einsame, alte Mann hätte sich wahrscheinlich sehr gefreut. Vielleicht hätte er zum ersten Mal seit langem wieder mit einem Menschen ein Wort gewechselt.
    Wenn man die Zeit zurückdrehen könnte, wäre der Moment, in dem mich der alte Herr Schneider angesprochen hatte, einer der vielen Momente in meinem Leben, die ich würde korrigieren wollen, um ein besserer Mensch zu werden.
    Leider kann man aber in der Zeit nicht reisen!
     
    Ich ging direkt ins Bad, um mir eine heiße Wanne einzulassen, lief anschließend in die Küche, suchte im Radio nach meinem Lieblingssender und zündete mir eine Zigarette an.
    Ich stand am Küchenfenster, blickte nach draußen, inhalierte tief, versuchte die Traurigkeit in mir nicht zu spüren, versuchte, mich nicht erschöpft zu fühlen, fragte mich, wie ich nun den Abend verbringen würde, und wusste auch schon die Antwort: allein und einsamer denn je … Und vielleicht war das auch gut so, vielleicht brauchte ich eine solche Erfahrung, um als Persönlichkeit zu wachsen oder so ...
    Ich wollte wirklich an den Unsinn glauben …
     
    Und dann spielt im Radio plötzlich »Mouth« von ‚Bush‘ und da kommen diese Zeilen:
     
    » All your mental armor drags me down … nothing hurts like your mouth … mouth … mouth … «
     
    Oh, nicht doch! Ich machte ein Gesicht, als hätte man mir in den Magen getreten, warf meine Kippe in die Spüle und ließ den Song mit geschlossenen Augen durch mich hindurch brennen, bis er zu Ende war …
    Auf dem Weg zum Bad entkleidete ich mich Stück für Stück und stieg zusammen mit meinen trüben Gedanken und meinen dummen Hirngespinsten ins heiße Wasser: Wahrscheinlich hab ich, Idiot, irgendetwas Verletzendes zu ihm gesagt und es nicht mal gemerkt … Oder er spielt mit mir? Nein, das kann auf keinen Fall sein … Vielleicht ist es ja mein Aussehen, vielleicht bin ich doch nicht sein Typ … Ich würde gerne wissen, wie seine ominöse Ex aus London aussah … Ich hab niemanden, mit dem ich jetzt reden könnte, und selbst wenn ich jemanden hätte, was sollte ich denn sagen? Dass er mir gerade vorkommt wie ‚Jekyll und Hyde‘? Vielleicht ruft er heute noch an, aber besser, ich mach mir keine Hoffnungen und bleib cool … Ich hasse dieses Wort »cool« … Was soll das eigentlich bedeuten? Dass man nichts fühlt? Dass einem alles gleichgültig ist? Dass man über allem steht? Dass man so tut, als wäre man nicht getroffen worden, obwohl man von Kugeln durchsiebt ist?
     
    Das Baden hatte meinem Körper zwar gut getan - er war nun aufgewärmt und etwas entspannter - aber meiner Psyche nichts gebracht. Sie befand sich weiterhin irgendwo in finsteren Kellerverliesen.
    Ich zog mir eine Trainingshose und einen leicht eingelaufenen und dadurch sehr dicken Rollkragenpullover an, band mir einen Handtuchturban und verkroch mich mit einem dicken Buch über Filmgeschichte, das ich letztes Jahr von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, in mein kaltes Bett.
    Und das am helllichten Tag wohlgemerkt …
    Ich versuchte, die Sätze, die ich las, zu verstehen, musste aber, nachdem ich dieselbe Passage dreimal gelesen und den Inhalt immer noch nicht erfasst hatte, mit einem frustrierten Seufzer das Buch wieder zuklappen. Ich zögerte nur kurz, bevor ich schon wieder nach meinem Handy griff, das für alle Fälle … Für welche Fälle, Valerie? ... neben mir lag, und checkte nach SMS oder entgangenen Anrufen, obwohl ich genau wusste, dass da nichts sein würde …
    Dann schaltete ich den Fernseher ein und starrte unmotiviert auf den Bildschirm: … US-amerikanische Sitcom mit Charlie Sheen … Oh ne , kann den Typen nicht ausstehen … zapp weg … Bier Werbung … zapp weg … Auswanderer Doku … deutscher Heimatfilm … wahrscheinlich aus den Fünfzigern oder Sechzigern mit … ähm? Keine Ahnung … Pool Billard mit

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