Soulmates - Ruf des Schicksals
immer einfacher. Aber mit Leuten in meinem Alter… Ich bin ein Nerd. Ich bleibe lieber zu Hause und lese oder sehe mir eine Dokumentation über die Militärtaktik im Bürgerkrieg an. In meiner Gegenwart fühlen sich die Leute unwohl.«
Chay schmunzelte. »Willst du mir gerade sagen, dass du eine Sendung über den Bürgerkrieg verpasst?«
»Nein, ich nehme sie auf.«
»Es wird schon alles gut gehen, Bit. Und wenn es dir hilft: Ich fühl mich bei dir nicht unwohl.«
Keaton schnaubte. »Ja, aber du bist auch nicht normal. Obwohl du ein Wolf bist, fühlst du dich von mir nicht eingeschüchtert.«
»Was meinst du damit?« Chay sah ihn stirnrunzelnd an.
»Chay, die meisten Wölfe halten sich von mir fern. Hast du die Reaktion deines Vaters nicht bemerkt?«
Er zuckte die Achseln. »Er hat gesagt, du wärst stark.«
Das stimmte auch. Die meisten Wölfe spürten Keatons Stärke und mieden ihn. Chay hingegen war eine Ausnahme. »Sind diese Freunde Mitglieder deines Rudels?«
»Nein, nur einer von ihnen, Bobby. Der Rest hat keine Ahnung, dass Werwölfe überhaupt existieren.«
Keaton seufzte. Er war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war, denn Werwölfe schikanierten ihn wenigstens nicht.
Nach dem Essen fuhren sie bei einem Supermarkt vorbei, kauften einige Sixpacks Bier und Wasser für Keaton und machten sich dann auf den direkten Weg zum Haus von Chays Kumpel.
Nach einer knappen Vorstellungsrunde setzten sie sich an den Tisch, um Poker zu spielen. Sie waren nur zu fünft. Bobby, der einzige andere Wolf, der anwesend war, Simon, dem das Haus gehörte, und Remi.
Remi war, nun ja, außergewöhnlich. Er sah nach Apache aus mit den schulterlangen, schwarzen Haaren, den hohen Wangenknochen und einer herrlich gebräunten Haut, hatte aber die hellsten grünen Augen, die Keaton je gesehen hatte. Sie erinnerten ihn an Smaragde mit goldenen Einschlüssen. Und sein Körper… er kam in Größe und Statur in etwa dem von Chay gleich. Lecker.
Von hinten hätte er Chays Zwillingsbruder sein können. Er sah schlicht und ergreifend umwerfend aus. Unglücklicherweise war er eins der größten Arschlöcher, die Keaton je über den Weg gelaufen waren.
Sie spielten Texas hold 'em und redeten über Sport, als Remi seine Poker-Chips auf seine Karten legte und für die Runde ausstieg. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, seine volle Aufmerksamkeit auf Keaton gerichtet.
»Und, Keaton, gehst du auch mal mit den Studentinnen aus, die du unterrichtest?«
Er hatte gewusst, dass so eine Frage kommen würde. Nicht genau diese, aber irgendwas bezüglich seiner sexuellen Orientierung oder ein umständliches Fischen im Trüben nach Antworten. Remi hatte ihn schon den ganzen Abend über taxiert und hier und da abfällige Bemerkungen fallen lassen. Keaton sah zu Chay hinüber, der jedoch nur die Achseln zuckte und wieder in seine Karten sah.
»Nein, hab ich nicht und werd ich auch nicht. Es gehört sich nicht für einen Dozenten, mit seinen Studentinnen auszugehen. Dafür könnte ich rausgeschmissen werden.«
Remi schnaubte verächtlich. »Komm schon! Trotzdem hast du doch bestimmt schon mal dran gedacht, oder? Ist doch normal.«
Keaton verdrehte die Augen. »Niemals. Ich mag meine Arbeit.«
»Ich wusste es! Du bist 'ne Schwuchtel!«
»Remi«, riefen Chay, Bobby und Simon wie aus einem Mund.
Keaton lächelte. Von dem Moment an, da er zugestimmt hatte, mitzukommen, hätte er wissen müssen, dass dies zur Sprache kommen würde. Er benahm sich zwar nicht wie eine Klischee-Tunte, aber seine Größe und sein jugendliches Aussehen brachten Macho-Heteros immer unweigerlich auf den Gedanken, dass er schwul war. Was ja auch stimmte, aber… nun ja… ja, er war schwul, keine Frage. Er wollte gerade wahrheitsgemäß antworten, aber bevor er den ersten Ton herausbringen konnte, spürte er, wie der Tisch leicht wackelte.
Remi sprang auf und funkelte Chay wütend an. »Wofür zur Hölle war das denn?«
Chay stand ebenfalls auf und funkelte zurück. »Sei nicht so ein Arschloch. Seit wir angekommen sind, behandelst du Keaton wie den letzten Dreck. Erst nennst du ihn eine Pussy, weil er nichts trinkt, und jetzt… Hör einfach auf, dich wie ein Vollidiot zu benehmen.«
Simon warf seine Karten auf den Tisch und zog eine Grimasse. »Gib's auf, Chay. Er ist schon seit der Grundschule ein Arsch.« Er sah zu Keaton rüber. »Sorry, Mann. Ignorier ihn einfach. Und nimm's nicht persönlich. Er verhält sich allen gegenüber so
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