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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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hin.
    Wir sind abmarschbereit.
    Ich will sie noch fragen, wie alt sie ist. Obwohl ich mit der Frage heute noch nicht allzu viel Glück hatte. Es könnte nämlich die verschwindend kleine Chance bestehen, dass sie zu jung ist. Es ist verdammt schwer, heutzutage das Alter von jemandem zu schätzen. Wo jede Vierzehnjährige wie ein Supermodel aussieht und jede Vierzigjährige als Teenager durchzugehen versucht. Mein-kleines-Pony-Rucksäcke waren mal ein verlässlicher Indikator. Dasselbe galt für hohe Absätze und Nabelpiercings. Doch das ist längst Vergangenheit.
    Vielleicht hat die Stimme am Telefon gelogen. Und wenn sie keine achtzehn ist, bedeutet das, dass ich sie mit nach Hause nehme, damit sie sich duschen kann. Dann kann sie sich seit einer Woche mal wieder richtig ausschlafen und kriegt am nächsten Morgen noch Geld für den Bus.
    Und falls sie doch schon achtzehn ist, läuft es ganz genauso, nur ohne die Dusche und das Geld für den Bus. Außerdem wird sie sehr viel länger schlafen.
    Die Kellnerin bringt das Wechselgeld.
    Es ist bescheuert, ich weiß. Diese Fixierung auf das Geburtsdatum. Aber sagen Sie das mal einem Jugendlichen, der den Führerschein machen will oder kurz vor der Musterung steht.
    Und so sehr ich mir inzwischen wünsche, es wäre anders: Wenn sie tatsächlich achtzehn ist, dann ist sie erwachsen. Und dann verdient sie es auch, wie eine Erwachsene behandelt zu werden.
    Also frage ich sie doch.
    Wie alt bist du überhaupt?
    Wieso? Gehen wir zum Wählen?
    Gehört einfach zu den üblichen Fragen bei Gästen, die über Nacht bleiben wollen. Ist egal, wie alt du bist, bleiben kannst du in jedem Fall. Ist nur für die Buchhaltung. Wegen der Statistik und so. Sie rutscht unruhig auf dem Sitz herum. Als würde sie sich fragen, worauf das Ganze hinausläuft.
    Wischt sich eine schmutzige Locke aus dem Gesicht.
    Ich bin volljährig. Hab gerade vor ein paar Wochen meinen Achtzehnten gefeiert. Mit ein Grund dafür, warum ich nach New York bin.
    Na, dann alles Gute nachträglich.
    Ich fand, es war an der Zeit, meine Geburtstagskerzen auszupusten, und zwar auf die New Yorker Art.
    Die großartigste Stadt der Welt. Zumindest früher mal.
    Sie windet sich ein bisschen auf der Sitzbank in der Nische.
    Ich glaube, vielleicht nehme ich dich doch beim Wort, was das Gästezimmer betrifft. Wenn das Angebot noch steht.
    Klar doch.
    Ich studiere ihr schmutziges Gesicht. Ich könnte sie zumindest noch duschen lassen.
    Und die Tür kann man echt von innen abschließen, sagst du?
    Natürlich.
    Na dann los.
    Und du lügst mich auch nicht an?
    Sie lächelt. Ein Funken von Vertrauen.
    Nein, tu ich nicht. Ich bin achtzehn. Eine frischgebackene Erwachsene.
    Ich lasse ein fettes Trinkgeld auf dem Tisch liegen. Eine Art Buße, schätze ich.
    Wieder rutscht sie ruhelos herum.
    Verdammt, ich fühl mich einfach nicht wohl hier drin. Es ist so heiß hier. Ist dir auch so heiß?
    Sie verlässt die Sitznische. Ich bleibe sitzen.
    Sie steht auf. Leert die Taschen ihres Kapuzenshirts aus. Legt einen unterernährten Geldbeutel auf den Tisch. Daneben ein fünfzehn Zentimeter langes Bowiemesser in einer schmutzigen Lederscheide.
    Abschiedsgeschenk von meinem Vater. Keine Sorge. Ich weiß, wie man’s benutzt, mach’s aber nicht.
    Ich bleibe weiter sitzen.
    Du weißt schon, einsames Mädchen allein in der großen Stadt.
    Sie steckt das Messer in einen ihrer Stiefel. Öffnet den Reißverschluss ihres Kapuzenshirts. Wirft es zurück wie ein Cape.
    Gott, schon viel besser. Tut mir leid, ich krieg ständig solche Hitzewallungen.
    Sie stemmt die Hände in die Hüften. Lehnt sich zurück.
    Liegt wohl an dem Baby in meinem Bauch.

8
    Alles begann mit einer Business-Software. Irgendein alberner Telekonferenz-Gimmick. Klobige Helme, bescheuerte Brillen, aber sobald man sich eingestöpselt hatte, war es ziemlich umwerfend. 3-D rund um den Konferenztisch. Avatare, die einem ziemlich ähnlich sahen. Man konnte sich Krawatten in jeder Farbe auswählen. Ganz nach Geschmack. Träume werden manchmal wirklich wahr.
    Das war vor etwa zehn Jahren.
    Und wenn wir in dieser einst so stolzen Welt eines gelernt haben, dann ist es das: Sobald jemand etwas so Wunderbares erfindet, dauert es nicht lange, und ein anderer pervertiert es so, dass man damit Pferdeschwänze lutschen kann. In der Scheinwelt.
    Oder ein Bordell betreiben oder römischer Kaiser werden kann.
    In der Scheinwelt.
    Und schon bald darauf rannten die Leute als Halb-Kentauren oder Aliens oder

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