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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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verpackten. Die kleinen Helfer des Weihnachtsmanns, die hier einen auf Roboter machten, merkte ich immer ironisch an.
    Sie redete dann immer davon, dass wir uns ein Apartment im Village nehmen sollten. Nichts Teures, aber in einer hübschen Straße mit Bäumen. Die Stadt übte eine Anziehungskraft auf sie aus, die ich nicht teilen konnte. Aber sie hatte ja auch diese ganzen romantischen Memoiren gelesen. Über eine Stadt voller Künstler, Dichter und Träumer.
    Und wenn ich in etwas mieser Stimmung war, erinnerte ich sie daran, dass wir etwa ein Jahrhundert und eine Million Dollar von diesem Traum entfernt waren.
    Die Ironie daran ist: Schon bald darauf hatten wir freie Wahl.
    An diesem Morgen sah sie mir dabei zu, wie ich eine Flasche Schnaps in die Toilettenschüssel kippte, und ich musste ihr versprechen, dass ich aufhören würde, und zwar wirklich zum letzten Mal.
    Sie dachte, die Trinkerei hätte was mit dem Baby zu tun, oder besser gesagt mit dem Nicht-Baby. Unserem ausbleibenden Kind. Wir haben anscheinend das Babyfläschchen gegen die Schnapsflasche eingetauscht. Das war ihr Standardwitz, wenn sie zu Scherzen aufgelegt war.
    Also leerte ich die letzte Flasche ins Klo und schwor bei diversen Gräbern, auf ewig die Finger davon zu lassen. Die Wahrheit war, ich wollte einfach, dass sie ging. Ich hatte eine Verabredung an diesem Morgen.
    Außerdem fiel es mir nicht besonders schwer, der Flasche zu entsagen.
    Zu dieser Zeit hatte ich nämlich die Betten entdeckt.
    Sie fuhren die Bombe ohne Zwischenstopp aus dem nördlichen Teil des Staates New York den Henry Hudson hinunter, an der Forty-Second links und direkt auf den Times Square. Sie legten die ganze Strecke mit einer Tankladung zurück.
    Offizielle Stellen erklärten später, dass diese Typen, wenn sie sich nicht selbst in die Luft gejagt hätten, ohnehin ein paar Monate später gestorben wären. Einfach durch das Hantieren mit den radioaktiven Abfällen. Vorausgesetzt natürlich, sie hätten es sich anders überlegt oder gezögert. Dann wären sie irgendwo auf einer entlegenen Farm verrottet.
    Aber das war nicht der Fall. Stattdessen fuhren sie direkt ins Herz von Manhattan. Wie ein Rentierschlitten.
    Ein Lieferwagen mit einer Bombe aus Düngemitteln, gesalzen mit einer Ladung radioaktiven Abfalls aus einer stillgelegten radiologischen Klinik. Genug, um zwanzig Blocks zu verseuchen.
    Harter Stoff. Aber irgendwie auch passend.
    Eine Bombe aus Scheiße und dem Müll anderer Leute.
    Die Typen parkten vor einem TGI-Friday’s.
    Flüsterten ein letztes fiebriges Gebet.
    Dann flogen die Hecktüren auf und gebaren eine toxische Wolke.
    Zersplitterte Fenster. Zerfetzte Touristen.
    Glas. Blut. Sirenen. Rauch. Schreie.
    Haar. Knochen. Asche. Haut. Fleisch.
    Verwüstung.
    Von fast biblischen Ausmaßen.
    Der Ausbruch einer Plage.
    Wir hatten uns an diesem Morgen gestritten, wie an so vielen, wie an den meisten. Meine Beurlaubung war zu Ende, ich ging wieder zur Arbeit, aber nicht so richtig und auch nicht so oft. Und ihr dämmerte langsam, dass am Broadway viel mehr Konkurrenz herrschte als auf der Bühne einer Highschool in Jersey.
    Trotzdem besuchte sie weiter ihren Schauspielunterricht, ging weiter ohne Erfolg zu diversen Vorsprechen, kam anschließend nach Hause, und wir gingen miteinander ins Bett, ebenfalls ohne Erfolg.
    Und die übrige Zeit stritten wir.
    Zumindest darin waren wir richtig gut.
    Der Times Square wurde zur Dekontamination abgeriegelt und nie wieder eröffnet. Dabei versicherten sie uns fortwährend, alles wäre nur halb so schlimm. Kein Problem, der Körper könne es leicht verkraften, sich kurzzeitig der Strahlung auszusetzen. Nicht schlimmer als ein paar Röntgenbilder beim Zahnarzt.
    Die Stadtverwaltung verteilte kostenlose Geigerzähler. Eine Zeit lang waren diese Dinger fast so was wie ein hippes Accessoire. Coole Kids klickten und klackerten auf ihrem Weg durch die City, ihre Geigerzähler wie eine Touristenkamera um den Hals gehängt. Es entwickelte sich sogar ein beliebter Anmachspruch daraus. Man näherte sich einer jungen Frau, hielt seinen Geigerzähler hoch und sagte:
    Whoa, ich glaub, ich hab grad ’nen Hot Spot entdeckt.
    Einfallsreiche Straßenhändler stellten überall in der City Klapptische auf und tauschten die I-Love-New-York-T-Shirts gegen I-Survived-Times-Square-T-Shirts aus. Sie bauten Reihen von kleinen fluoreszierenden Freiheitsstatuen und Empire State Buildings auf, eine winzige toxische Skyline. Lustige Idee, krank, aber

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