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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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keine Kathedrale. Eine Bank.
    Ein Engel beugt sich über mich.
    Nein, kein Engel. Eine Krankenschwester.
    Hinter ihr steht Mr. Milgram. Der mit der Nachricht.
    Die Krankenschwester hält mein Gesicht sanft in ihren Händen.
    Nicht bewegen. Die Medikamente werden den Schmerz bald ausschalten.
    Mein Kiefer und mein Schädel pochen. Nichts ist gebrochen, aber es ist ein sehr überzeugendes Faksimile.
    Schmerz. Ausschalten.
    Zwei Dinge, mit denen ich in letzter Zeit viel zu viel zu tun hatte.
    Wir befinden uns im Financial District, der alten Wall Street. Ich bin eigens hierhergekommen, um Milgram zu treffen. In ein Viertel mit zahllosen leer stehenden Banken. Diese hier hat Gewölbedecken wie das Grabmal eines Königs. Deckengemälde. Engel, die Menschen berühren.
    Milgram reicht mir eine Karte.
    Mr. Harrow lässt Ihnen mitteilen, dass sein Angebot immer noch steht.
    Milgram ist ein pingeliger Typ. Zugeknöpft bis obenhin. Er sieht so aus, als könnte er sich im Hinterzimmer des Köder & Rute bestens amüsieren. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, an welchem Ende der Peitsche er gerne wäre.
    Ich nehme die Karte.
    Noch eine Frage.
    Ja?
    Warum haben Sie mich angeheuert, obwohl Sie bereits Mr. Pilot losgeschickt hatten?
    Die Aufgabe von Mr. Pilot war nicht, das Mädchen zu töten. Das war Ihr Job. Mr. Pilot hatte vielmehr den Auftrag, Sie zu töten. Nun, wie Sie sehen, war das Ganze eine Aneinanderreihung von Inkompetenzen. Aber seien Sie sich gewiss, wir haben vor, alles wieder ins Lot zu bringen.
    Ich stecke die Karte ein.
    Erwarten Sie keinen Anruf von mir.
    Er versucht zu grinsen, bringt aber kaum mehr als eine Grimasse zustande.
    Nun, ich gehe davon aus, dass Sie von uns hören werden. Auf die eine oder andere Art.
    Draußen auf den Steinstufen der Bank bleibe ich stehen. Setze mich hin. Schnappe nach Luft.
    Ich fahre mit der Handfläche über den kalten Stein, blinzle auf die Straße hinab, die aus Ecken, Winkeln und grellem Licht besteht.
    Es ist früh am Morgen. Der neue Tag hat noch diesen frischen Neuer-Tag-Geruch. Das Sonnenlicht verscheucht die Überreste der vergangenen Nacht. Versucht es jedenfalls.
    Ich habe nicht allzu oft außerkörperliche Erfahrungen gemacht, und die liegen auch schon lange zurück.
    Lange genug, um diesen Aspekt des Ganzen vergessen zu haben.
    Bett-Nutzer nennen es den Weckruf. Eine schmerzhafte Empfindlichkeit, wenn die Simulation vorüber ist und alle fünf Sinne langsam wieder online gehen. Wenn Sie wieder Ihre eigenen Organe gebrauchen, wenn die eigenen Augen, Ohren, die Nase und die Nerven wieder ihre Arbeit aufnehmen.
    Das Licht versengt Ihre Sehnerven. Die Gerüche betäuben Ihre Nase. Die Geräusche galoppieren über Ihr Trommelfell.
    Der Weckruf.
    Er ist schmerzhaft. Für eine gewisse Zeit erscheint alles viel zu real.
    Die überscharfen Ecken und Kanten der realen Welt.

20
    Ich reiße mich zusammen und nehme die U-Bahn-Linie 2 in nördlicher Richtung zum Trump Tower. Um diese Zeit sind so wenige Fahrgäste unterwegs, dass nur vier Waggons pro Zug eingesetzt werden. So was wie Expresszüge gibt es ohnehin schon lange nicht mehr. Die U-Bahn hält an sämtlichen Stationen. Außer am Times Square natürlich.
    Wir rattern darunter hindurch, ohne abzubremsen.
    Times Square ist abgeschottet wie eine Krypta.
    Die erste Explosion in der U-Bahn war eher klein, ein Ablenkungsmanöver. Eine Sporttasche im ersten Waggon eines Zugs, der Richtung Manhattan fuhr. Sie sollte die Einsatzkräfte in den Tunnel hinablocken: Notärzte, Rettungsdienste, Feuerwehrleute. Was sie auch tat.
    Dann folgte die zweite Explosion.
    Etwa eine Stunde darauf detonierte die schmutzige Bombe mitten auf dem Times Square.
    Das Chaos öffnete die Tür für weiteres Chaos.
    Wie ein Dieb, der durch ein Seitenfenster einsteigt, um dann seinen Komplizen die Haustür zu öffnen.
    Es war ein Montagvormittag kurz vor Weihnachten. Es wurde gerade richtig kalt.
    Ich erinnere mich, dass in der Woche zuvor die elektrischen Kerzen des riesigen Weihnachtsbaums am Times Square eingeschaltet worden waren. Ein hiesiger Wetteransager hatte den Schalter umgelegt.
    Meine Stella war immer gerne nach Manhattan gefahren, um die weihnachtlich geschmückten Schaufenster zu betrachten. Sie störte sich nicht an dem Gedränge und Geschiebe oder daran, in der zwanzigsten Reihe vor einer Auslage zu stehen. Sie hatte Freude an der Magie dieser Jahreszeit. Silberne Schneeflocken und mechanische Elfen, die unermüdlich Geschenke

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