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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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kaut auf ihrer Unterlippe. Dann sagt sie mit gepresster Stimme:
    Versprich mir, dass du mich beschützt.
    Ich beschütze dich.
    Sag es noch mal.
    Ich beschütze dich.
    Sag es noch mal.
    Ich beschütze dich.
    Sie dreht sich um. Tränen bilden sich auf ihren unteren Lidern, spähen über den Rand wie Springer auf einer Klippe.
    Jep. Genau wie ich dachte. Bei dir klingt es genauso wie bei allen anderen.
    Grace –
    Lass mich.
    Die Klippenspringer zittern am Abgrund.
    Ich tu’s. Ich schwöre es. Ich beschütze dich.
    Bring mich nicht zu ihm zurück. Bring uns nicht zurück.
    Wenn es wahr ist, was du mir gesagt hast –
    Es ist wahr.
    – nun, dann glaube ich nicht, dass irgendjemand deinem Vater je verzeihen kann. Zumindest niemand, dem er auf dieser Welt begegnen wird. Und ganz sicher nicht ich. Und du auch nicht.
    Sie blickt hinaus auf den Park.
    Du hast recht. Ich bin geblieben, auch als ich es erfahren habe. Ich hab gedacht, vielleicht vergibt er mir. Vielleicht liebt er mich immer noch, liebt uns immer noch, wenn ich bleibe. Das ist also nicht der Grund, warum ich weggerannt bin.
    Nein?
    Die Klippenspringer springen. Freier Fall. Senkrecht an ihrer Wange hinab. Schnell folgen weitere nach. Jetzt springen sie alle.
    Sie blickt mich an.
    Nein. Und es ist auch nicht das Unverzeihlichste, was er je getan hat.

23
    Unser Plan lautete zunächst, stillzuhalten, bis Harrow ausgestöpselt und unter den Lebenden wandelnd in Manhattan eintreffen würde. Grace erzählte mir, dass er sich bei seinen Reisen nach New York gerne mit seinen wichtigsten Spendern traf, die er den Zirkel der Diakone nannte, und ihnen ein wenig christliche Liebe erwies. Dann ist da natürlich die Veranstaltung selbst, bei der Harrow öffentlich vor einer gewaltigen Menschenmenge predigen wird. Ja, Hunderte von Leibwächtern und Hunderttausende von Zuschauern werden zugegen sein.
    Wie gesagt, es war ein Plan. Ich habe nicht gesagt, dass es ein guter Plan war.
    Wir dachten an ein Scharfschützengewehr. Oder daran, sein Fahrzeug in der Wagenkolonne zu rammen. Oder sich einen privaten Termin bei ihm zu erschleichen oder das Podium zu stürmen und ihn in einem selbstmörderischen Handgemenge zu töten.
    So weit waren unsere Pläne gediehen. Bis mir Persephone ihre Geschichte erzählte.
    Den Rest davon.
    Den Teil, den sie bisher noch niemandem erzählt hatte.
    Persephone hatte eine beste Freundin, Rachel.
    Sie war ein paar Jahre jünger als Persephone. Außerdem war sie viel hübscher, behauptet zumindest Persephone.
    Ein unglückliches Mädchen. Sie hatte in jungen Jahren beide Eltern verloren.
    Sie kam mit ihrer Tante und ihrem Onkel in die Kirche.
    Sie erregte Harrows Aufmerksamkeit. Das ist schon lange her.
    Er fand Gefallen an ihr.
    Als Rachel noch jung war, vielleicht zehn, wurde Harrow so etwas wie ihr Ersatzvater. Wegen seiner vielen Termine war er nicht oft anwesend, aber er sorgte für sie. Bedachte sie mit kleinen Aufmerksamkeiten und Geschenken. Sie war so oft bei ihnen zu Haus, dass sie und Grace fast so was wie Schwestern wurden. Sie scherzten immer, Grace sei wie Heidi, die sorglos hoch oben in den Alpen lebte, während Rachel wie Clara war, die kränkliche Cousine, die zur Genesung an die frische Bergluft geschickt wurde.
    Sie wuchsen zusammen auf. Und sie wurden älter.
    Rachel hatte Grace sogar davor gewarnt, sich mit dem Jungen zu treffen, der diese Fotos von ihr wollte.
    Eines Abends bat Harrow Rachel in sein Arbeitszimmer. Sie dachte, er würde mit ihr vielleicht übers College reden und seine finanzielle Unterstützung anbieten wollen. Er war immer so großzügig gewesen.
    Stattdessen erzählte er ihr von seiner wunderbaren neuen Gemeinde.
    Gepflastert mit Gold.
    Ich will, dass du einer meiner ersten Engel wirst. Das waren seine Worte.
    Er begleitete sie persönlich ins Camp. Sie konnte es kaum fassen. Sie am Arm des berühmten T. K. Harrow. Sie war nie zum Abschlussball gegangen, also fühlte sich das Ganze für sie so an wie ihre Abschlussballnacht.
    Er lieferte sie an der Schwelle ab und sagte, er könne es kaum erwarten, dass sie zurückkam und ihm davon berichte, wie real der neue Himmel sei, den er erbaue.
    Sie betrat das Hauptgebäude des Camps, das in Form einer Scheune erbaut war. Zwischen den Dachsparren schwebten Natriumdampflampen. Darunter standen schachbrettmusterartig Hunderte von weiß bezogenen Liegen. Aber nur knapp ein Dutzend Träumer waren bisher dort eingestöpselt. Meine Pilger, nannte sie Harrow. Als Rachel

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