Spademan: Thriller (German Edition)

Erleichterung.
    Er erfuhr auf Facebook, dass David und Beth sich getrennt hatten. Sah, dass Beths Status wieder Single war.
    Zum ersten Mal seit Monaten erwachte er wieder mit einem freudigen Gefühl.
    Er bewarb sich für einen Job an seiner alten Kirche. Als Jugendpastor.
    Die Rückkehr des verlorenen Sohns. Als Menschenfischer.
    Am ersten Tag nach seiner Rückkehr – er packte gerade Bücher in seinem neuen Büro aus – statteten ihm Beth und David einen Überraschungsbesuch ab und brachten ihm einen Willkommens-Geschenkkorb mit. Warme Socken und heißer Kakao. Sein Lieblingsgetränk, zumindest hatte Beth das so in Erinnerung. Er hatte immer eine Tasse mit heißem Kakao in der Hand gehabt, während ihre Jugendgruppe auf dem zugefrorenen See Schlittschuh lief und er vom Rand aus zusah. Er hatte beobachtet, wie die beiden auf dem Eis selbstvergessen ihre Kreise gedreht hatten.
    Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Tasse einfach nur irgendein Gegenstand gewesen war, an dem er sich festgeklammert hatte. Ein Vorwand, um dort auszuharren. Heißer Kakao, der langsam kalt wurde. Er hatte ihn stets hinter einem Schneehaufen ausgeleert, wenn es Zeit war, wieder nach Hause zu gehen.
    Die beiden reichten ihm den Korb.
    Standen Hand in Hand vor ihm.
    Willkommen zurück.
    Er lächelte.
    Wir haben wieder zueinandergefunden.
    Er lächelte noch etwas breiter.
    Wie schön für euch.
    Ein Lächeln, das er über Jahre hinweg einübte und das er irgendwann perfektioniert hatte.
    Er arbeitete mit Jugendlichen. Wurde von einem Mittwochabend-Volleyball-Star zum Schiedsrichter mit einer Pfeife zwischen den Lippen. Anschließend leitete er die Bibelstunde. Natürlich waren alle Mädchen in ihn vernarrt. Sonnenstrahl, so nannten sie ihn. Ray of Light. Sie sagten ihm, er würde aussehen wie dieser Typ aus der alten Fernsehserie. The Greatest American Hero.
    Ich bin kein Held, erklärte er ihnen, weder ein amerikanischer noch sonst irgendeiner.
    Die älteren Mädchen schlichen sich gerne von hinten an ihn heran, berührten seine Locken in gespielter Verwunderung, bis er sie verscheuchte wie Fliegen und sie aufforderte, so was doch bitte in Zukunft zu unterlassen. Außerdem blieben Sie gerne ein wenig länger als nötig auf dem Beifahrersitz seines Wagens sitzen, wenn er sie abends nach Hause brachte. Der Motor brummte im Leerlauf. Bedeutungsschwangere Momente.
    Doch niemals geschah etwas.
    Er blieb rein. Ein vorbildlicher Pastor.
    Er setzte sie ab und fuhr alleine nach Hause. Dort blieb er lange wach und las im Lampenlicht. Aber sie suchte ihn immer wieder heim.
    Zu Hause, in der Schule, wieder zu Hause, egal wo.
    Die Begierde packte ihn.
    Er schaltete die Lampe aus.
    Eines Tages schauten Beth und David wieder einmal in seinem Büro vorbei.
    Hand in Hand.
    Eine gute Nachricht. Wir haben uns verlobt.
    Später, als sie alleine waren, fragte David, ob Mark sein Trauzeuge werden wolle.
    Natürlich, sagte Mark, er fühle sich geehrt.
    Ich hätte auch nicht im Traum dran gedacht, irgendjemand anderen zu fragen.
    Du hast wirklich Glück. Sie ist echt eine tolle Frau.
    Ein Jahr später besuchten sie ihn erneut in seinem Büro.
    Er blickte von seinen Lehrplänen auf. Die Geschichte von Batseba.
    Was gibt’s? Schwanger?
    Kein Lächeln. Beth hatte rote Augen.
    Wir brauchen deinen Rat.
    Aber klar doch. Setzt euch.
    David erwog eine Missionsreise nach Mexiko.
    Mark zog eine Grimasse. Die einzigen Nachrichten aus dieser Region handelten von Drogenkriegen und Mordopfern. Und beides schien beständig zuzunehmen.
    Nicht gerade der sicherste Ort auf dem Globus.
    David nickte.
    Man geht dorthin, wohin man gesandt wird.
    Beth erhob die Stimme.
    Außerdem überlegen wir, ob wir eine Familie gründen sollen.
    Verstehe.
    David zuckte mit den Achseln.
    Aber das bedeutet auch, dass, wenn ich jemals auf Missionsreise gehen will, jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür ist. Und es ist ja auch nur für ein Jahr.
    Sie verpasste ihm einen Klaps.
    Nur?
    Er lächelte. Aber ein nervöses Lächeln. Diese Sache machte ihn krank.
    Sie ist zu so einer wunderhübschen Frau herangewachsen.
    Markt klickte mit seinem Kugelschreiber.
    Erinnerte sich an Schulzeiten. Hauptsächlich an die Nächte.
    Klickte erneut mit dem Kugelschreiber. Klicketi-klick.
    Auf eine Seite des Kugelschreibers war ein Symbol geprägt: das Kreuz.
    The old rugged Cross.
    Klicketi-klick.
    Er legte den Kugelschreiber beiseite.
    Er blickte Dave direkt in die Augen.
    Sein bester Freund seit