Spademan: Thriller (German Edition)
dass Sie anders sind. Entschlossener. Rücksichtsloser. Ich muss zugeben, ich dachte, wir hätten Sie in die Ecke gedrängt. Aber was Sie mit diesem Chinesen angestellt haben? Das bewundere ich geradezu. Ich bin mir nicht mal sicher, woher Sie wussten, dass er Sie verraten hat.
Sie meinen Rick? Ihr Scheißkerle habt ihn getötet. Sie haben Ihren Botenjungen geschickt. Simon.
Milgram verzieht fragend das Gesicht, als hätte ich ihm gerade einen Witz erzählt, den er nicht versteht. Dann fährt er fort.
Wie auch immer, Mr. Spademan, hier ist unser Angebot. Sie übergeben uns das Mädchen, und wir übergeben Ihnen diesen Mann. Ich werde ihn persönlich vor Ihrer Türschwelle ablegen. Anschließend lasse ich Ihnen ausreichend Zeit für ein kleines, vertrauliches Gespräch. Vielleicht können Sie dann doch noch Ihr Teppichmesser zum Einsatz bringen.
Milgrams Präsentation ist vorüber. Er ist offenkundig sehr zufrieden mit sich und verschränkt die makellosen Hände in seinem Schoß. Er gibt mir Zeit zum Nachdenken. Wir fahren eine Weile schweigend weiter, während ich mir das, was er mir erzählt hat, durch den Kopf gehen lasse. Es gibt keinen Grund, ihm zu vertrauen, aber andererseits wäre es eine zu gigantische Lüge, um wirklich eine zu sein. Er würde mir niemals den Mund damit wässrig machen, wenn er nicht liefern könnte. Die Konsequenzen wären viel zu gravierend.
Ein siebter Mann. Irgendwo da draußen. Auf freiem Fuß.
Aber es ist völlig ausgeschlossen, dass ich ihm gebe, was er von mir verlangt. Dabei fühle ich durchaus etwas in mir. Eine gewisse Versuchung, meine ich. Vor Jahren hat Mark mich einmal gefragt, ob ich je von der Religion in Versuchung geführt worden wäre. Und ich habe ihm erklärt, dass das nicht die Art von Versuchung ist, um die ich mir Sorgen zu machen brauche.
Die Limousine erreicht nach unserer kleinen Rundfahrt wieder meinen Block. Milgram liefert mich direkt vor meiner Haustür ab. Er ist ein sehr zuvorkommender Gastgeber.
Ich steige aus.
Ich werde darüber nachdenken.
Er beugt sich über die breite schwarze Lederbank.
Bitte tun Sie das. Wie Sie sicher wissen, kommt Pastor Harrow an diesem Wochenende in die Stadt. Er wäre sehr erfreut, Sie zu treffen. Diesmal persönlich. Vorausgesetzt, es kommt zu irgendeiner wie auch immer gearteten Einigung. Sie haben meine Karte. Bis dann.
Die Limousine fährt davon. Ich wende mich in Richtung meines Wohnhauses.
Auf der Treppe vor meiner Tür liegt mein Teppichmesser. Das sie vorhin konfisziert haben.
Ein rotes Band ist darum gewickelt, als wäre es ein Geschenk.
31
Ich sitze mit Mark Ray auf den Stufen der Bücherei. Wir betrachten die Löwen, die die Stadt bewachen.
Es ist der Tag unserer ersten Begegnung.
Er erzählt seine Geschichte zu Ende. Die über die Versuchung.
Mark hatte zwei Freunde. Beth und David.
Beth kannte er seit der Grundschule, David, seit sie gemeinsam in den Windeln gelegen hatten.
Sie waren zusammen im Schoß der Kirche aufgewachsen. Sonntagsschule. Kirchenchor. Osterprozessionen. Volleyball am Mittwochabend mit anschließendem Gebet.
Im Teenageralter begannen Beth und David miteinander auszugehen. Es schien nur zu natürlich. Beth war zur Schönheit der Gemeinde erblüht. Eine Brünette mit einer Figur wie ein Stundenglas. Auch David war ein hübscher Kerl. Blond, mit einem unwiderstehlichen Lächeln. Sie versprachen sich einander und legten ein Keuschheitsgelübde bis zum Tag ihrer Hochzeit ab.
Ein perfektes Paar. Geradezu ein Aushängeschild für Gottes großzügige Gaben, die Er all denjenigen spendet, die Er liebt. Und natürlich denen, die Ihm gehorchen. Sie waren wie Adam und Eva, die in den Zeiten vor der Schlange durch den Garten Eden schlendern.
Alle waren dieser Meinung.
Außer Mark.
Er konnte nicht anders.
Er war von Begierde gepackt.
Er hoffte, dass er sie auf der Bibelschule würde bezwingen können. Er hatte von allen möglichen christlichen Unis Zusagen bekommen, und er wählte die am weitesten entfernte aus.
Während der Zeit auf der Bibelschule spazierte er häufig auf dem Rundweg um den Campus mit anderen Frauen, inmitten anderer keuscher Paare.
Nach dem dritten gemeinsamen Spaziergang auf dem Rundweg war es gestattet, Händchen zu halten.
Trotzdem, wenn er nachts alleine dalag, erwachte in ihm die Begierde.
Packte ihn.
Nachdem das Licht ausgeschaltet worden war, lag er im Bett. Berührte sich selbst.
Riss sich zusammen.
Betete stattdessen.
Um irgendeine Art von
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