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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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auf dem Tisch. Dann griff sie in die Rocktasche, zog ein Taschentuch hervor und rieb sich die Augen. »Ich weiß genau, was du denkst, Mama … dass es aussichtslos ist, unmöglich … dass aus uns nichts werden kann … und … o Gott, was soll ich nur tun? Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn liebe.«
    »Doch, das kann ich. Mütter können ganz genauso verliebt sein wie Töchter … und wir haben Erinnerungen, weißt du.«
    Abby sagte nichts, schniefte in ihr Taschentuch und wischte sich wieder über die Augen.
    »Ich glaube nicht, dass es leicht ist, dir im Augenblick einen Rat zu geben. Diese Art von Liebe kann wie ein überflutender Strom sein. Du musst dich an etwas festhalten, bis die Flut vorüber ist.«
    »Woran soll ich mich denn festhalten?«, fragte Abby.
    »An uns, Abby, und an deinem Glauben.« Sie ging um den Tisch herum und schloss ihre Tochter in die Arme.
    Abby nickte, aber irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass der Glaube ihr weiterhelfen würde.
    Als Enid und Phillip zu Hause ankamen, stürmten Barney und die Hunde die Stufen hinunter zum Wagen, um sie zu begrüßen.
    Barney umarmte seine Mutter überschwänglich und hob sie hoch, sodass sie überrascht nach Luft schnappte.
    »Barney, lass mich runter. Was ist denn los mit dir?«
    Barney grinste nur und überging ihre Frage. »Wie geht es dir, Mama. Was spricht der Doktor?«
    Noch bevor sie antworten konnte, schaltete Phillip sich ein: »Das ist jetzt nicht unbedingt der geeignete Augenblick für medizinische Einzelheiten, Barnard. Wir sprechen später darüber.« Er gab Barney die Hand. »Schön, dich wiederzusehen, mein Sohn. Gab es Schwierigkeiten auf der Farm?«
    »Alles in wunderbarer Ordnung, Vater. Absolut wunderbar«, strahlte er ihn an. Phillip warf ihm einen zweifelnden Blick zu und lud die Koffer aus. Mrs. Anderson erschien und führte Enid ins Haus.
    Nach dem Abendessen bat Phillip Barney in sein Arbeitszimmer, wo er sich bei einem Glas Portwein mit ihm unterhalten wollte.
    »Es sieht nicht so schlecht aus. Deine Mutter hat zwar einen Herzfehler, der nicht behandelt werden kann, aber wenn sie gut auf sich Acht gibt und sich nicht überanstrengt, wird ihre Gesundheit noch lange mitmachen.«
    »Nicht so schlecht … aber auch nicht gerade gut«, entgegnete Barney.
    »Nun ja, deine Mutter hält sich sehr tapfer. Jetzt ist es an uns, sie zu unterstützen, so gut wir können.« Phillip nahm einen Schluck Portwein. »Ach, übrigens, wir haben deinen Tipp befolgt und sind ins Tivoli gegangen. Fantastische Vorstellung. Enid hat sich blendend amüsiert.«
     
    Am nächsten Vormittag saß Enid in ihrem Rosengarten, als Barney mit zwei Gläsern Zitronenlimonade zu ihr trat.
    »Es ist so schön, wieder zu Hause zu sein und im Garten zu sitzen«, seufzte seine Mutter. »Zusammen mit dir«, setzte sie noch liebevoll hinzu.
    »Es ist auch schön, dich wiederzuhaben, Mama. Dad hat mir erzählt, die Sache mit deinem Herzen sei nicht so ernst«, sagte er, wobei er sich bemühte, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen.
    »Ja, der Arzt sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Es hat ja ohnehin keinen Sinn, sich verrückt zu machen.« Enid nahm einen kleinen Schluck von ihrer Limonade. »Nach dem Frühstück habe ich mich übrigens mit Mrs. Pemberton unterhalten.«
    Barney leerte sein Glas. Uff, dachte er, jetzt kommt's. Er sah seine Mutter an. »Vermutlich hatte sie interessante Neuigkeiten für dich.«
    »Genau. Sie erzählte, dass Shannon verstimmt sei, weil du dich so häufig mit diesem McBride-Mädchen triffst.« Enid musterte ihn. »Ich nehme an, du magst sie?«
    Barney nickte.
    »Das wird dein Vater aber nicht gern hören, Barney. Du weißt, dass er eine solche Verbindung für unpassend halten wird. Es ist wohl das Beste, wenn du die Geschichte möglichst bald beendest, Schatz.«
    »Ich liebe sie, Mama.«
    Enid sah ihn hilflos an. »Oje …«, seufzte sie. »Oje.«
     
    Ein paar Wochen darauf ging Abby eines Abends vor dem Essen noch etwas nach draußen. Sie war durcheinander und musste sich über ihre Gefühle klar werden. Es war schon spät. Das Licht der untergehenden Sonne überzog die Wolken mit einem rotgoldenen Schimmer, und die Blätter erzitterten im ersten Hauch des Abendwinds. Sie war ganz in ihre eigene Welt versunken und dachte an ihren geliebten Barney. Die Erinnerung an ihn jagte kleine Schauer über ihren Rücken: seine Arme und Lippen, seine Hände auf ihrem Körper, sein leises Lachen und der

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