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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Hause und sprechen Sie mit Ihren Eltern. Und sagen Sie ihnen, dass es viele Paare gibt, die sich von ganzem Herzen ein Baby wünschen. Sie werden darüber hinwegkommen und später Ihre eigene Familie gründen. Werfen Sie Ihr Leben nicht weg, Abby. Ich habe es zu oft erleben müssen.«
    Abby verschob die Aussprache. Auch als Barney sie in der folgenden Woche in der Praxis anrief, suchte sie zunächst nach Ausflüchten, um sich nicht mit ihm treffen zu müssen. »Ich möchte dich aber sehen, Abby. Was ist denn mit dir los?«
    »Nichts, es geht mir gut.«
    »Abby, du klingst komisch. Aber ich werde dich schon aufmuntern. Ich möchte den ganzen Samstag mit dir verbringen. Bitte, Abby … versuch doch das Hockeytraining abzusagen.«
    »Das habe ich sowieso schon«, erwiderte Abby zögernd. Es war nicht einfach gewesen, Cheryl glaubhaft zu vermitteln, warum sie aus der Mannschaft austreten wollte. Aber da sie es für das Klügste hielt, es so früh wie möglich zu tun, hatte sie behauptet, sie müsse ihrer Mutter in der nächsten Zeit mehr helfen.
    »Gut. Das war ja beinahe Gedankenübertragung, ich habe den Ausflug nämlich schon die ganze Woche geplant. Ich hole dich am Samstagmorgen um zehn ab.«
     
    Abby lag zwei qualvolle Nächte schlaflos im Bett und zermarterte sich den Kopf darüber, wie sie das Dilemma am vernünftigsten lösen konnte. Sie liebte Barney, aber sie hatte von Anfang an gewusst, dass ihre Beziehung eines Tages enden musste. Jetzt war der Augenblick gekommen. Sie nahm sich vor, ihm zu sagen, dass sie sich nicht mehr treffen durften. Sie seien zu weit gegangen, das Ganze sei zu ernst geworden und deshalb wäre die Trennung für beide das Klügste. Sie wollte Barneys Kind, aber sie würde ihn nicht zwingen, sich mit einer Situation abzufinden, die er sich nicht ausgesucht hatte. Abby hörte schon seine Eltern, die ihm sagen würden, sie hätte ihn mit dem ältesten Trick der Bibel reingelegt. Aber sie wusste ganz genau, selbst wenn sie nicht schwanger geworden wäre, hätte nichts aus ihr und Barney werden können.
    Am Samstagmorgen sagte Abby ihrer Mutter, sie würde den Tag mit Barney verbringen. Sie wollte sich gerade auf den Weg zur Abzweigung machen, da fuhr er ihr schon entgegen.
    »Du konntest es wohl gar nicht erwarten, mich wiederzusehen, was?«, grinste er, lehnte sich über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Tür.
    Abby lächelte matt, als er sie zur Begrüßung auf die Wange küsste. »Wohin fahren wir überhaupt?«
    »Wirst du schon sehen.«
    Sie fuhren etwa eine Stunde auf der Hauptstraße, bogen dann in einen Feldweg ein und holperten schließlich einen schmalen Pfad entlang. Nach einer Weile erblickte Abby eine Flussbiegung, an der ein kleines Wäldchen lag.
    »Das ist ein verzaubertes Fleckchen, Abby. Zauberhaft und schön wie du.«
    Sie packten Mrs. Andersons Picknickkorb aus, sammelten trockenes Holz, machten ein Feuer, um in einem alten Blechtopf Teewasser zu kochen, und gingen anschließend auf Entdeckungsreise. Zu ihrer Überraschung stießen sie auf ein kleines eingezäuntes Areal, in dem sich ein Kindergrab befand –
Joan Alice Gilben, einen Monat alt
. Abby schossen plötzlich Tränen in die Augen.
    Barney nahm sie in die Arme und tröstete sie. »Abby … du musst deswegen doch nicht gleich weinen.« Er küsste ihr tränenüberströmtes Gesicht.
    »Normalerweise würde es mich ja auch nicht so mitnehmen … ach, Barney.« Sie entwand sich seiner Umarmung, drehte sich um und rannte weg, stolperte blind vor Tränen quer über die Wiese.
    Barney holte sie rasch ein, packte sie am Arm und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Stimme war fest, und er sah besorgt aus: »Abby, was ist los? Bitte sag mir, was dich bedrückt.«
    Abby schloss die Augen und flüsterte unter Tränen: »Ich bekomme ein Baby.«
    »Ein Baby? Unser Kind? Du und ich?« Barney konnte kaum sprechen.
    Abby nickte nur, sie war zu ängstlich, um ihn anzusehen.
    Einen Augenblick lang schwieg er, und Abby zog langsam ihren Arm weg. Dann sah sie zaghaft zu ihm auf. Barney hatte ein ziemlich albernes Grinsen auf dem Gesicht, und seine Augen leuchteten. »O Abby …« Er zog sie an sich. »Warum bist du denn so unglücklich? Hab keine Angst. Es wird alles gut. Ich freue mich so.« Er wiegte sie in seinen Armen, sie schmiegte sich an ihn und begann laut zu schluchzen.
    Als sie sich schließlich wieder beruhigt hatte, holte sie tief Luft und sagte mit ruhiger Stimme: »Ich weiß, dass wir das beide nicht gewollt

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