Späte Heimkehr
versuchte, sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.
»Alles in Ordnung, Liebling? Ich habe mir gerade Gedanken darüber gemacht, wie lange du wohl noch arbeiten kannst?«
»Darüber habe ich schon mit Dr. Malone gesprochen. Er meint, ich kann bleiben, bis die Arbeit mir zu anstrengend wird. Er sagte, es läge an mir, ob ich die Stärke aufbringen würde, mich in der Stadt zu zeigen. Er würde mir jedenfalls nicht kündigen. Aber er versucht trotzdem immer noch, mich dazu zu überreden, nach Sydney zu gehen.«
»Und du hast deine Meinung nicht geändert?«
»Nein.«
»Was hast du vor, Abby? Barney scheint fest entschlossen, dich umzustimmen.«
»Das wird ihm aber nicht gelingen.«
Bob und Gwen sahen sich mit einem Schulterzucken an.
Auch wenn Abby nach außen hin entschlossen wirkte, tat es ihr in der Seele weh. Sie hätte Barney unendlich gern geheiratet und liebte ihn dafür, dass er so treu zu ihr hielt, aber gleichzeitig wusste sie, dass einer von ihnen beiden stark sein musste.
Nach dem Abendessen bat Abby Kevin, aus dem Wohnzimmer zu gehen, weil sie sich mit ihren Eltern unterhalten wolle. Kevin schaufelte die Baukastenteile, mit denen er und Brian gespielt hatten, in die Schachtel und starrte wütend in das kleine Wohnzimmer zurück, in dem die drei saßen.
»Wann bekomme ich endlich gesagt, was los ist?«, beschwerte er sich.
»Das erfährst du früh genug, Kumpel«, erwiderte sein Vater.
»Geheimnisse. Ich hasse Geheimnisse«, schmollte der Junge und ging in die Küche, wo die Mädchen am Tisch Flohhüpfen spielten.
»Armer Kev, die Mädchen tuscheln die ganze Zeit und weihen ihn in ihre Geheimnisse nicht ein. Ich fürchte, er fühlt sich oft ziemlich ausgeschlossen«, sagte Gwen. »Wir erzählen ihm davon, wenn es ein bisschen offensichtlicher ist, was meinst du, Abby?«
Abby nickte und fand es auf einmal peinlich, darüber sprechen zu müssen. »Bestimmt werden sie sich fragen, wo das Baby herkommt, weil ich doch nicht verheiratet bin.«
»Mach dir darüber keine Sorgen, Schatz. Die werden so begeistert darüber sein, ein Baby zu bekommen, dass sie überhaupt keine Fragen stellen«, sagte Gwen in der Hoffnung, Abby damit zu beruhigen.
»Wollen wir wetten?«, sagte Bob.
Eine Woche später klärte Barney seinen Vater darüber auf, dass Abby das Kind behalten wolle und nach wie vor nicht bereit sei, ihn zu heiraten, dass er jedoch entschlossen sei, sie umzustimmen, und dazu die Unterstützung seiner Eltern brauche.
Phillip Holten platzte vor Wut. »Du bist ausgesprochen naiv, Barney. Woher willst du überhaupt wissen, dass es dein Kind ist? Bist du dir da sicher? Vielleicht will sie Geld.«
»Dad! Für diese Bemerkung entschuldigst du dich!«, verlangte Barney wutentbrannt.
»Du bist derjenige, der sich zu entschuldigen hat. Du bringst Schande über alles, wofür ich ein Leben lang hart gearbeitet habe. Ich hätte gute Lust, dich meines Hauses zu verweisen, bis du wieder zur Vernunft gekommen bist.«
»Mach dir keine Mühe, ich gehe von selbst.« Barney ging wütend zur Tür.
»Ich werde dafür sorgen, dass du keinen einzigen Penny zur Verfügung hast. Nichts, aber auch gar nichts bekommst du, bis du mir schwören wirst, dass du mit diesem Mädchen oder ihrem Kind nichts mehr zu schaffen hast«, brüllte Phillip Holten.
»Dein verdammtes Geld kannst du behalten!« Barney schlug die Tür hinter sich zu und stampfte durch den Korridor.
Enid stand an der Tür ihres Salons und drückte die beiden Hunde ängstlich an sich. »Was ist denn, Liebling? Ihr habt ziemlich laut gesprochen.«
»Wir haben gebrüllt, Mutter. Dad ist vollkommen außer sich …« Er zögerte und holte tief Luft. »Ich erzähle dir besser alles.« Er nahm sie am Arm, ignorierte Tuckers lautes Knurren und führte sie zur Couch. Dann setzte er sich neben sie und erzählte ihr, so ruhig er konnte, wie sehr er Abby liebte und dass sie schwanger war, dass er sie heiraten wollte und sie sich aber weigerte.
»Aber warum? Liebt sie dich denn nicht? Das ist doch seltsam.«
»Sie sagt, weil sie lediglich die Tochter eines Schafscherers sei und außerdem Katholikin, könnten wir nicht glücklich miteinander werden. Ich bin da anderer Meinung. Dad möchte, dass ich sie nie mehr wiedersehe. Aber darauf kann ich mich nicht einlassen. Also werde ich für eine Weile von zu Hause fortgehen. Nur so lange, bis sich die Gemüter etwas beruhigt haben. Ich hoffe immer noch, dass ich Abby davon überzeugen kann, mich zu
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