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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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heiraten. Ihre Eltern sind gute und anständige Leute. Du würdest sie auch mögen.«
    Enid schwieg einen Moment betroffen und versuchte, die Nachricht zu verkraften. Dann streichelte sie ihm über die Hand. »Aber wohin willst du denn gehen, Schatz? Hoffentlich nicht zu weit weg.«
    »Nein, Mutter. Ich werde eine Zeit lang in die Stadt ziehen. Ich möchte in Abbys Nähe bleiben.«
    »Die Geschichte wird sicher für einiges Gerede sorgen. Dein Vater ist darüber bestimmt nicht begeistert.«
    »Das ist anzunehmen. Aber Abby wird mehr unter dem Tratsch leiden müssen.«
    »Du liebst sie wirklich und willst sie heiraten?«
    »Ja, das will ich. Mir ist schon klar, dass du dir vermutlich ein Mädchen aus einer angesehenen und vermögenden Schafzüchterfamilie für mich gewünscht hättest. Jetzt ist es eben anders gekommen. Es tut mir Leid.«
    »Das braucht dir nicht Leid zu tun. In der Liebe kommt es selten so, wie man es erwartet«, entgegnete Enid geheimnisvoll.
    Barney sah seine Mutter verwundert an. Mit dieser Reaktion hätte er nicht gerechnet. »Dad hatte Angst, dass dich das alles zu sehr aufregt. Ich hoffe nicht. Mach dir bitte keine Sorgen. Ich werde schon eine Lösung finden.«
    Enid nickte, drückte noch einmal Barneys Hand und kraulte dann gedankenverloren ihre Hunde.
    »Möchtest du vielleicht noch etwas, Mutter?«, fragte Barney sanft.
    »Ja. Ich möchte, dass du glücklich wirst«, erwiderte Enid.
    Barney beugte sich gerührt zu ihr hinüber und küsste sie auf die Wange, danach verließ er leise das Zimmer. Er ging in die Küche, um Mrs. Anderson zu suchen, die gerade damit beschäftigt war, das Geschirr vom Abendessen wegzuräumen.
    »Jim ist schon im Bett, und ich gehe auch gleich. Brauchst du noch etwas?«, fragte sie. Sie hatte die lauten Stimmen gehört, und als sie jetzt sein Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Eine Schulter zum Ausweinen vielleicht?«
    »Ach, Mrs. Anderson, die könnte ich wirklich gebrauchen.« Barney ließ sich in den Schaukelstuhl vor dem Ofen fallen und redete sich alles von der Seele.
    »Warum bist du denn nicht gleich zu mir gekommen? Schrecklich, dass du so etwas die ganze Zeit allein mit dir herumgetragen hast.«
    »Unseren Streit haben Sie vermutlich mitbekommen. Ich werde für eine Weile in die Stadt ziehen, bis wir entscheiden, wie es weitergeht. Ich wünschte, Abby würde mich heiraten. Ich habe Mama davon erzählt, sie hat es erstaunlich gut aufgenommen.«
    »Es ist ja gut und schön, dass du sagst, du willst sie heiraten, aber vielleicht solltest du Abby beweisen, wie ernst es dir damit ist. Du musst dich entscheiden, Barney – Amba oder Abby.«
    »Es würde Dad das Herz brechen, wenn ich das alles hier einfach so aufgeben würde. Es stand doch für alle immer fest, dass ich Amba eines Tages übernehmen würde. Wenn ich doch nur einen Bruder hätte!«
    »Du musstest dich noch nie wirklich entscheiden. Von klein auf wurden dir alle Entscheidungen abgenommen. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dein Leben in die Hand zu nehmen und darüber nachzudenken, was du selbst eigentlich willst.«
    »Man kann nicht immer das tun, was man selbst will, Mrs. Anderson, weil man seiner Familie gegenüber Verpflichtungen hat und eine moralische Verantwortung trägt.«
    »Und manchmal bekommt man im Leben nur einmal die Chance, sein Glück zu finden.«
    Die beiden sahen einander quer durch den Raum in die Augen.
    »Ich bin wirklich in einer schrecklichen Zwickmühle«, sagte Barney niedergeschlagen. »Es gibt einfach keine Lösung, die alle glücklich macht. Meine Hoffnung war, dass ich Abby und das Baby wenigstens sehen könnte, selbst wenn sie sich weiterhin weigern sollte, mich zu heiraten.«
    »Das wäre doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Irgendwann würden sie wegziehen, und du würdest sie endgültig verlieren. Glaub mir, Barney, es ist das Beste, du triffst die Entscheidung jetzt.«
    Sie stand auf und klopfte ihm tröstend auf die Schulter. Er tat ihr unendlich Leid. »Denk über dein eigenes Leben nach, Barney, und über das Leben, das dein Kind später führen wird. Ich bin leider kinderlos geblieben, aber wenn ich ein Kind gehabt hätte, würde mich der Gedanke, es zu verlieren, todtraurig machen. So, und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht, mein Lieber.«
    Barney schlich sich leise durch das riesige stille Haus. Er wusste, dass er nur schwer Schlaf finden würde. Ein schmaler Streifen Licht schimmerte unter der Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters hervor. Seine

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