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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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haben. Verbriefte Immobilienkredite werden für die Banken zum Produkt des Jahrzehnts.
    Die Deutsche Bank ist bei dem Geschäft bald weit vorne mit dabei. Von Platz zwölf im Jahr 2003 geht es über Platz acht 2005 bis auf Position drei Ende 2007 steil nach oben. Nur die beiden US -Institute Bear Stearns und Lehman Brothers liegen damals noch vor ihr. Im Geschäft mit CDO s rangieren die Deutschen 2007 auf Platz vier. Allein zwischen Dezember 2006 und Dezember 2007 legen sie 15 CDO s im Umfang von fast zwölf Milliarden US -Dollar auf.
    Zugleich forciert die Bank den Eigenhandel mit Wertpapieren, 2004 macht er fast ein Drittel des gesamten Wertpapierhandels aus. Die Verlockung ist groß: Teures Eigenkapital ist dafür nur relativ wenig erforderlich, Fremdkapital ist billig. So lässt sich der Kapitaleinsatz gewinnbringend »hebeln« und die Eigenkapitalrendite nach oben treiben. Für den Londoner Economist unterscheidet sich Deutschlands größtes Geldhaus, das nicht allzu lange Zeit davor noch braver Kreditgeber der Deutschland AG war, bald nicht mehr viel von einem »riesigen Hedgefonds«.
    Die Bilanzen vieler großer europäischer Banken »ähneln hochgradig kreditgehebelten Hedgefonds«, schreibt auch die OECD in einer im Januar 2010 veröffentlichten Untersuchung, »obwohl wir uns kaum einen Hedgefonds vorstellen können, der eine Leverage Ratio von fast 50 hat, wie das bei der Deutschen Bank der Fall ist«.
    In seiner traditionellen jährlichen Mansion-House-Rede geißelt Sir Mervyn King, der Gouverneur der britischen Zentralbank, im Juni 2007 die »exzessiven Schuldenhebel« bei Banken. Diese seien »der gemeinsame Nenner« vieler Finanzkrisen der Vergangenheit. Und fragt dann: »Sind wir wirklich so viel cleverer als die Finanzleute früher?«
    Die Zweifel kommen zu spät. Nachdem die internationalen Banken-Regulierer 1988 im Rahmen von Basel I die Risikogewichtung von Vermögenswerten eingeführt hatten, transformieren die Finanzalchemisten der Banken immer mehr Hypothekarkredite, die mit hohen Risikogewichten versehen sind und entsprechend viel Eigenkapital binden, in weniger kapitalbelastende Wertpapiere wie RMBS oder CDO s und schaffen so Spielraum für neue Geschäfte – und eine höhere Rendite. Die Auslagerung des Risikos für diese Papiere, soweit sie überhaupt in den eigenen Büchern bleiben, durch den Kauf von Kreditversicherungen ( CDS ) vor allem beim damals weltgrößten Versicherungsunternehmen AIG tut ein Übriges. »Das moderne Finanzsystem«, so Nobelpreisträger Stiglitz dazu, »hat die Risiken nicht reduziert, sondern neue Risiken geschaffen.« Sie sind nur lange unsichtbar geblieben.
    Hatte der Markt für CDO s 1996 erst ein Volumen von fünf Milliarden US -Dollar, war dieser Wert zehn Jahre später auf das 200- Fache angestiegen. Da CDO s und CDS nicht an Börsen gehandelt werden, sondern im Direktverkehr der Marktteilnehmer untereinander, im Fachjargon Over The Counter ( OTC ), weiß bald niemand mehr, wer welches Risiko hat oder wer bei wem gegen welches Risiko wie hoch versichert ist. Teilweise kaufen Hedgefonds einen kleinen Anteil der am stärksten ausfallgefährdeten Papiere der Tranche und wetten dann unbemerkt von den anderen Käufern mit Hilfe von CDS große Summen darauf, dass dieser Fall tatsächlich eintritt. Schon 2005 , über zwei Jahre vor der Krise, hatte sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ( BIZ ) in Basel in ihrem Jahresbericht besorgt über die Komplexität dieser Produkte und die Intransparenz ihrer Märkte außerhalb der Kontrolle der Aufsichtsbehörden geäußert. Ohne Folgen.
    Dieser neuen Welt des Investmentbankings gilt von Anfang an das Hauptaugenmerk von Josef Ackermann als Chef der Deutschen Bank. Bereits auf der obersten Führungskräftekonferenz in Dublin wenige Tage vor seiner offiziellen Amtsübernahme im Mai 2002 macht er unmissverständlich klar, was er vorhat: Deutschlands Traditionsinstitut auf Augenhöhe mit den Wall-Street-Größen Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley sowie den Schweizer Konkurrenten UBS und Credit Suisse zu bringen.
    Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, muss der neue Bankchef die Profitabilität seines Hauses, das damals weithin von den Dividenden seiner zahlreichen Industrie-Beteiligungen lebte, auf das Niveau seiner Hauptwettbewerber steigern. Deren Eigenkapitalrendite lag schon seit Jahren bei mindestens 25 Prozent vor Steuern. Diese Marke hatte auch sein Vorgänger Breuer schon vorgegeben, aber nie

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