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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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Arbeitslosigkeit in Deutschland war gerade über die Rekordmarke von über fünf Millionen hinaus gesprungen – führt er trotz eines ansehnlichen Gewinns das noch nicht ganz erreichte 25 -Prozent-Ziel als Begründung dafür an, weitere Arbeitsplätze in der Bank abzubauen. Es ist die Sturm-und-Drang-Phase des Schweizers an der Spitze der größten deutschen Bank, und die politische Sensibilität für sein Gastland ist noch unterentwickelt. Obwohl nicht einmal 2000 der 6400 Arbeitsplätze, die gestrichen werden sollen, auf das Inland entfallen und es keine Kündigungen geben soll, bricht ein Sturm der Entrüstung los.
    Die Schelte kommt von rechts wie von links. Der damals amtierende BDI -Präsident Jürgen Thumann moniert: »Wir können als Unternehmer nicht immer nur über maximale Eigenkapitalverzinsung reden und uns am Ende noch mit Extra-Boni belohnen lassen, wenn wir möglichst viele Menschen entlassen.« Der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber ( CSU ) findet das 25 -Prozent-Ziel »geschmacklos«. IG -Metall-Chef Jürgen Peters bezeichnet Ackermann als »sozialen Autisten«. SPD -Chef Franz Müntefering prägt den Gattungsbegriff der »Ackermänner« und schimpft über deren »mangelnde Unternehmerethik«, die »zu Lasten der Zukunftsperspektiven des ganzes Landes« gehe.
    Finanzminister Peer Steinbrück will seinem Parteioberen nicht nachstehen und behauptet kühn, »kein einziges Unternehmen aus dem produzierenden oder dem Dienstleistungssektor käme auf die Idee, eine Eigenkapitalrendite von 15 , 20 oder 25 Prozent anzustreben.« Eine solche Rendite könne »auf Dauer kein Schwein verdienen«. Auch für seinen Nachfolger Wolfgang Schäuble ( CDU ) ist eine solche Rendite für produzierende Unternehmen unerreichbar. Er nimmt das gleich auch als Beleg dafür, »dass der Finanzmarkt sich nur noch um sich selbst dreht, statt seine Aufgabe zu erfüllen und eine vernünftige, nachhaltig wachsende Wirtschaft zu finanzieren«.
    Finanzinstitute wie die Sparkasse Spree-Neiße meint Sparkassenfreund Schäuble damit sicher nicht. Dabei hat das kleine Geldhaus im strukturschwachen Cottbus etwa für das Jahr 2011 eine Eigenkapitalrendite von 34 Prozent vermeldet. Und den Statistiken der Bundesbank lässt sich entnehmen, dass die Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft das Ackermann-Renditeziel zwischen 1994 und 2008 sogar im langjährigen Durchschnitt erreicht haben.
    Viele kleine und mittelständische Unternehmen, die ähnlich wie Banken mit relativ wenig Eigenkapital wirtschaften, schneiden noch besser ab. Große Industrieunternehmen mit in der Regel hohen Eigenkapitalquoten von oft mehr als 30 Prozent erwirtschaften darauf üblicherweise zwar nur sechs bis sieben Prozent Rendite. Das ist aber ähnlich ehrgeizig wie 25 Prozent auf die rund acht Prozent Eigenkapital bei Banken.
    Vielen Kritikern ist offenbar nicht klar, dass die Eigenkapitalrendite ein Quotient ist. Je geringer also das Eigenkapital ausfällt, desto leichter lässt sich nach Adam Riese eine hohe Rendite schaffen – und umgekehrt. »Da muss man ein bisschen Dreisatz rechnen können«, so Ackermann.
    Der versteht sich auf diesen Dreisatz bestens: Die Rendite seines Hauses hat er nicht zuletzt auch deswegen so schnell auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau bringen können, weil er das Eigenkapital so knapp wie möglich gehalten und mit einem hohen Schuldenhebel (im Fachjargon: Leverage Ratio) operiert hat. Was der Bank dann ja auch den Vorwurf einbrachte, wie ein großer Hedgefonds zu operieren und ein hohes Risiko zu laufen.
    Der Deutsche-Bank-Chef kann die Kritik an seinem Eigenkapitalrendite-Ziel, die ihn in Deutschland bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt verfolgt, nicht nachvollziehen. Immer wieder sprechen wir über die 25 Prozent und die Möglichkeit, in der Gesellschaft mehr Verständnis dafür zu wecken.
    Josef Ackermann ist in der kleinen Schweiz aufgewachsen, wo die Menschen stolz sind auf ihre großen Banken, die es mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen können. Umso mehr, meint er, sollte die größte Wirtschaftsmacht in Europa und eine der größten weltweit doch froh sein, wenigstens noch eine einzige Bank zu haben, die mit den führenden Finanzinstituten mithalten und ihre eigenen Industrieunternehmen rund um den Globus begleiten kann. »Deutschland hat eine Industrie, die Weltklasse ist«, so der Schweizer, »als Finanzstandort aber ist es nur Mittelmaß«.
    In Ackermanns Augen zeugt die Kritik auch von einem

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