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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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Schwächeanfall des scheinbar unverwüstlichen Schweizers hat mehr bewirkt. Viel mehr. Der seit nunmehr sieben Jahren als Chef der Deutschen Bank nahezu pausenlos tätige Josef Ackermann hält inne – und fasst den Entschluss, den Weg für eine neue Generation frei zu machen und sein Amt bereits ein Jahr vor Ende seines im Mai 2010 ablaufenden Vertrages in andere Hände zu legen.
    Das Bankgeschäft befindet sich an einer Epochenwende, nach den Gipfelstürmen der Vergangenheit stehen nun die Mühen der Ebene an, das Kappen von Kosten und Arbeitsplätzen, das Kürzen von Bilanz und Fremdkapital. Über die gesamte Branche droht eine Klageflut enttäuschter Investoren hereinzubrechen und ihr ohnehin schon ramponiertes Ansehen weiter zu beschädigen.
    Mit dem Risikoabbau, der Vergütungsreform, dem Einstieg bei der Postbank und dem begonnenen Kulturwandel zurück zu einem kundenzentrierten Geschäft sind im eigenen Haus die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Bilanz ist mit dem Abschluss für 2008 schon ein gutes Stück bereinigt, die Bank besser kapitalisiert und für das laufende Jahr bereits weitgehend refinanziert. 2009 hat sehr gut begonnen, die Erträge im Januar liegen mit fast drei Milliarden Euro kaum unter dem Rekordjahr 2007 .
    Für das erste Quartal, ohnedies traditionell das stärkste, noch ein gutes Ergebnis abliefern, so den Nachweis liefern, dass die Bank das Schlimmste hinter sich und eine gute Zukunft vor sich hat – und dann ein kurzfristiger Rücktritt zur Hauptversammlung im Mai. Das ist der Plan.
    Als Josef Ackermann mich einweiht, bin ich nicht sonderlich überrascht. Sosehr ich es bedaure, dass unsere Zusammenarbeit schon nach zwei Jahren zu Ende sein soll, so gut kann ich seinen Entschluss nachvollziehen.
    Eine gewisse Rolle spielt bei den Rückzugsüberlegungen des Schweizers am Rande und für eine gewisse Zeit auch, dass die von der Finanzkrise böse gebeutelte UBS ihre Führung komplett neu besetzen muss. Der in Deutschland so erfolgreiche Ackermann, für viele Schweizer so etwas wie ein verlorener Sohn des Landes, steht auf den Besetzungslisten ganz mit obenan. Sein Name wird schon seit Wochen gehandelt. Zuerst als CEO , nach der Besetzung dieses Postens durch Oswald Grübel, den früheren Chef der Credit Suisse, Ende Februar dann als Verwaltungsratspräsident – ein Amt, das erheblich mehr Macht beinhaltet, als ein Aufsichtsratsvorsitzender in Deutschland hat.
    Die CEO -Position bei der UBS kommt für Ackermann schon aus Altersgründen nicht in Betracht. Mit einem Wechsel in die operative Führung eines direkten Wettbewerbers, das ist ihm zudem klar, würde er in Deutschland verbrannte Erde hinterlassen und den Reputationsgewinn der vergangenen Jahre wieder zunichtemachen. Einem Ruf aus dem Vaterland, als Verwaltungsratschef die größte Bank des Landes mit aus ihrer tiefen Krise zu führen, das wäre schon etwas anderes – zumal hochgestellte Mitglieder der Regierung in Bern wie Pascal Couchepin oder Doris Leuthard ebenso wie etwa der bekannte Biotech-Unternehmer und UBS -Verwaltungsrat Ernesto Bertarelli oder der Uhren-Unternehmer Nicolas G. Hayek sich für den Melser stark machen.
    »Wir sind ein kleines Land«, sagt Hayek, »so viele gute Leute haben wir nicht. Deshalb sollte man Joe Ackermann aus Deutschland zurückholen. Wir müssen ihn in die Pflicht nehmen und mit patriotischen Argumenten überzeugen.« Auch die Boulevard-Zeitung Blick , das Schweizer Pendant der Bild , hält das »für die beste Lösung«.
    Sosehr ihm das heimatliche Werben schmeichelt – ein Ausstieg bei der Deutschen Bank kommt für Josef Ackermann nur in Betracht, wenn er sich mit Stil und Würde und ohne böses Blut vollziehen lässt. Das ist nicht zuletzt eine Zeitfrage. Vor Herbst 2009 jedenfalls geht gar nichts. So lange kann die UBS jedoch nicht warten. Und so lösen sich alle diesbezüglichen Gedankenspiele schnell wieder in Luft auf. Die Absicht, schon im Mai zu gehen, aber bleibt.
    Auf der Jahrespressekonferenz Anfang Februar 2009 war der Schweizer trotz des Verlusts alles andere als kleinlaut aufgetreten. Allen Spekulationen, er werde den Soffin vielleicht doch noch um Hilfe angehen müssen, hatte er eine klare Absage erteilt: »Diese Bank bestimmt ihr Schicksal selbst.«
    Den staunenden Medienvertretern hatte er beschrieben, wie er sich sein Haus in Zukunft vorstellt: Drei Milliarden Gewinn aus dem Privatkundengeschäft inklusive Postbank, zwei Milliarden aus dem Zahlungsverkehrsgeschäft und

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