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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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gesehen. Diese blöde Schl…«
    Als ihnen klar wurde, was Claymore gerade hatte sagen wollen, blickten alle betreten zur Seite.

Montag, 15. Juni 2009 – 13.00 Uhr
    »Sieh mal, da kommt Onkel Tom!«
    Höhnisches Gelächter und Gejohle brandeten auf, als Elias Claymore zum Ende des Tisches ging.
    »Pass doch auf!«, knurrte der Mann neben ihm, weil Claymore ihn beim Hinsetzen leicht gestreift hatte.
    Claymore versuchte, den Spott zu ignorieren. Aber sobald er die Gabel zum Mund führte, rammte ihm sein Sitznachbar den Ellbogen in die Rippen und sorgte dafür, dass ihm das Essen wieder auf den Teller fiel. Elias Claymore wusste, dass alles von seiner Reaktion abhing. Wenn er jetzt Schwäche zeigte, würden ihm seine Mithäftlinge das Leben zur Hölle machen. Er musste den Schlägertypen Paroli bieten, bevor sie ihn als leichte Beute abgestempelt hatten.
    »Lass das!«, rief er und sprang auf, um seinen Angreifer böse anzufunkeln.
    Der Mann stand ebenfalls auf und fixierte ihn. Sie waren ungefähr gleich groß, aber der Mann war deutlich jünger und vermutlich auch fitter.
    »Sprichst du mit mir , Onkel Tom?« Die Frage wurde von einem kräftigen Stoß begleitet.
    »Allerdings«, entgegnete Claymore und stieß den Mann genauso fest.
    Sein Kontrahent holte aus, aber Claymore duckte sich außer Reichweite, nahm den jüngeren Mann von der Seite in den Schwitzkasten und schlang sein rechtes Bein von hinten um dessen linkes. Die linke Faust des Mannes wehrte er noch mit der offenen rechten Handfläche ab, aber dem Genickschlag, den ihm der jüngere Mithäftling verpasste, bevor er von Claymore herumgerissen und zu Boden geworfen wurde, konnte er nicht ausweichen.
    Ein nervöser Wärter drückte den Alarmknopf, und in der Gefängniskantine brach Chaos aus.

Montag, 15. Juni 2009 – 16.35 Uhr
    »Wann musst du wieder nach L.A.?«
    Alex saß mit seiner Rechtsanwaltsgehilfin und Sekretärin Juanita im Empfangsbereich seiner Kanzlei im fünfzehnten Stock des Embarcadero Center. Nach seiner Besprechung mit Claymore war er gerade erst zurück nach San Francisco geflogen, um Juanita über die Hintergründe des Falls in Kenntnis zu setzen.
    »Die Vorverhandlung ist in zwölf Tagen, und ich will auf jeden Fall einen Ortswechsel forcieren.«
    »Wie stehen die Chancen?«
    »Tja, die Staatsanwältin bekämpft uns garantiert mit allen Mitteln. Sarah Jensen. Schon von ihr gehört?«
    »Oh ja«, erwiderte Juanita. »Abteilung für häusliche Gewalt bei der Staatsanwaltschaft von Ventura County. Man munkelt, dass sie den Posten ihres Chefs im Auge hat.«
    »Und ihr Chef will nach Sacramento.«
    »Ich weiß.« Sie nickte.
    »Jedenfalls war es bereits ein ziemlicher Kampf, Andromeda Phoenix als zweite Verteidigerin durchzusetzen«, berichtete Alex weiter. »Wir sind zwar als Sieger daraus hervorgegangen, aber nur, weil Jensen keine Handhabe hatte. Das bedeutet, dass sie bei nächster Gelegenheit umso entschlossener gegen uns vorgehen wird. Und sie hat genug Zeit, sich darauf vorzubereiten. Es könnte also unangenehm werden.«
    »Vielleicht solltest du aus dem Ring treten und die Frauen die Sache unter sich ausmachen lassen? Vorausgesetzt, Mrs Phoenix ist gut genug.«
    »Oh, Andi ist auf jeden Fall gut. Aber ich weiß nicht, ob sie vollkommen …«
    Das Telefon klingelte, und Juanita nahm ab.
    »Kanzlei Alex Sedaka … Oh, hallo, Mrs Phoenix … Ich stelle Sie sofort zu ihm durch.«
    Sie leitete den Anruf in die Warteschleife um.
    »Ich hätte doch hier rangehen können«, protestierte Alex.
    »Die Leitung muss aber frei bleiben für eingehende Anrufe«, erklärte Juanita streng. »Das hier ist eine Kanzlei.«
    »Ist gut, Boss«, sagte er lächelnd und stand auf.
    Juanita stellte den Anruf so routiniert in sein Büro durch, dass das Telefon gerade zu klingeln begann, als er zur Tür hereinkam.
    »Hi, Andi«, sagte er in den Hörer.
    »Hallo, Mr Sedaka – Alex, meine ich. Hören Sie, ich habe mich mit der demographischen Abteilung hier in der Kanzlei zusammengesetzt, und wir haben versucht herauszufinden, in welchen Bezirk wir den Prozess am besten verlegen. Anhand von Bevölkerungsstruktur und den Ergebnissen öffentlicher Umfragen zum Thema Vorurteile haben wir dann eine Liste erstellt.«
    »Und welche Bezirke stehen auf dieser Liste?«
    »Am besten wäre Alameda. Ich habe Ihnen die Datei gemailt. Sehen Sie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung an. Dort gibt es rund 300 000 Hispanos, 200 000 Afroamerikaner und eine halbe Million

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