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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Staatsanwältin solches Kopfzerbrechen bereitet, ist die Verteidigung gerne bereit, auf einen Bezirk auszuweichen, der ihr eher entgegenkommt. Beispielsweise Santa Clara.«
    Sarah Jensen errötete. Sie hatte die Statistiken vorliegen und wusste, dass in Santa Clara – also im Silicon Valley – zwar nur 2,7 Prozent Schwarze und 62 Prozent Weiße lebten, viele dieser Weißen jedoch in der Computerbranche arbeiteten und daher tendenziell eher linksliberal dachten. Ganz anders also als die traditionell konservative Bevölkerung von Simi Valley in Ventura. Aber das konnte Sarah Jensen kaum als Argument anführen.
    »Wir würden San Mateo oder Marin County vorziehen – meinetwegen sogar Napa.«
    »Was sagen Sie dazu, Mr Sedaka?«, fragte der Richter.
    Alex wusste, dass er den ersten Teil seines Ziels bereits erreicht hatte: den Verhandlungsort Richtung San Francisco zu verlagern. Jetzt musste er den Richter nur noch dazu bringen, den Bezirk zu wählen, der seinen Wünschen entsprach. Und dazu musste er so tun, als wollte er eigentlich einen ganz anderen Bezirk.
    »Euer Ehren, wir glauben, dass die Menschen, von denen die Anklagevertretung anzunehmen scheint, dass sie meinen Mandanten unterstützen, in Wahrheit die meisten Vorurteile gegen ihn hegen.«
    »Heißt das, Sie sind mit Mrs Jensens Vorschlägen einverstanden?«
    »Na ja, wir würden San Joaquin oder Solano vorziehen. Oder vielleicht Contra Costa.«
    »Was ist mit Alameda?«, fragte der Richter. Sarah Jensen sah aus, als wollte sie etwas sagen, aber Alex kam ihr rasch zuvor: »Darf ich nach vorn treten, Euer Ehren?«
    Der Richter nickte. Alex und Sarah näherten sich der Richterbank.
    »Euer Ehren«, sagte Alex und täuschte Betretenheit vor. »Alameda County ist zu zwanzig Prozent asiatisch. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass Asiaten Vorurteile gegen Schwarze haben, weshalb mein Mandant dort keinen fairen Prozess zu erwarten hätte.«
    »Ich bitte Sie, Mr Sedaka«, empörte sich Sarah. »Es mag historisch bedingt noch ein paar Vorurteile gegen Schwarze aus der Arbeiterschicht geben, aber dazu zählt Mr Claymore wohl kaum. Außerdem kann Mr Sedaka voreingenommene Geschworene bei der Vorvernehmung ausschließen.«
    Der Richter wandte sich an Alex: »Das hört sich doch ganz vernünftig an, oder nicht?«
    Alex bemühte sich nach Kräften um einen neutralen Gesichtsausdruck und zuckte mit den Schultern. »Das hängt davon ab, wie der dortige Richter auf begründete Anträge auf Ausschluss einzelner Geschworener reagiert.«
    »Ich gehe natürlich davon aus, dass mein Kollege in Alameda alle Beteiligten fair behandelt«, sagte der Richter. »Und wenn Sie den Eindruck haben, er nutzt seinen Ermessensspielraum zu sehr aus, können Sie immer noch in Berufung gehen.«
    Alex warf sein ganzes Schauspieltalent in die Waagschale, um wie ein Mann zu wirken, den man in die Enge getrieben hat. »Da wäre aber noch das logistische Problem«, wandte er ein. »Meine Kanzlei ist in San Francisco. Ich müsste also zu den Hauptverkehrszeiten über die Bay Bridge.«
    »Aber zu San Joaquin oder Contra Costa hätten Sie sich doch auch bereit erklärt«, merkte der Richter sarkastisch an.
    »Die waren auch nur zweite Wahl«, verteidigte sich Alex. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Geschworenen in Sacramento oder Santa Clara eher in der Lage wären, diesen Fall unvoreingenommen zu betrachten.«
    »Sie können ja schriftlich Einspruch einlegen, wenn Sie Wert darauf legen. Hiermit beschließe ich, dass der Prozess nach Alameda County verlegt wird.«
    Auf dem Rückweg zu seinem Platz hatte Alex Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken, das sich mit aller Macht auf seinem Gesicht ausbreiten wollte.

Freitag, 26. Juni 2009 – 12.05 Uhr
    »Also, was ist das für ein Schwachpunkt, den du in der Anklageschrift gefunden hast?«, fragte Claymore.
    Sie hielten sich wieder im Besprechungszimmer des Untersuchungsgefängnisses von Ventura County auf, in dem Elias Claymore untergebracht war. Diesmal übernahm Alex die Führung, während Andi schweigend dabeisaß. »Sie hat ihre Story geändert … was das Alter des Vergewaltigers angeht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, am Anfang hat sie der Polizei erzählt, der Angreifer sei zwischen zwanzig und dreißig gewesen. Sie haben ihr Fotos vorgelegt, unter denen sogar ein Tatverdächtiger war, aber sie hat niemanden erkannt.«
    »Das verstehe ich nicht. Mir hat die Polizei gesagt, dass sie mich auf einem Foto erkannt hat. Die haben doch diese

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