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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Software finden.«
    »Sind Sie dazu in der Lage?«
    »Wahrscheinlich eher nicht. Ich habe zwar mal einen Programmierkurs gemacht und versucht, C++ zu lernen, aber dann … musste ich den Kurs abbrechen.« Alex presste die Lippen aufeinander.
    »Wenn es sich wirklich um einen Softwarefehler handelt, weiß ich vielleicht jemanden, der uns helfen könnte.«
    »Und wen?«
    »Meinen Sohn. Er ist Physiker in Berkeley. Besorgen Sie sich seine Nummer von Juanita und rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm einfach, dass Sie für mich arbeiten.«
    » Für Sie?«
    » Mit mir.«
    Sie stand schicksalsergeben auf, machte jedoch keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    »Ist noch etwas?«, fragte er.
    Andi wusste, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen wäre, ihm von Lannosea zu berichten und ihn zu fragen, ob er irgendjemandem von dem vertraulichen Gespräch erzählt hatte, bei dem er und Sherman sie gedrängt hatten, als zweite Verteidigerin mitzuwirken. Es wäre ganz einfach gewesen, ihn zu fragen, ob er eine Ahnung hatte, wer die E-Mails geschrieben haben könnte. Aber irgendetwas hielt sie zurück. »Nein, nichts«, antwortete sie.
    Als sie die Tür öffnete, stand Juanita mit einem Blatt Papier davor, die Hand zum Klopfen erhoben. Alex blickte auf und sah, wie Juanita und Andi aneinander vorbeischlüpften.
    »Wir haben gerade eine E-Mail von Leary bekommen«, verkündete Juanita und ging zum Schreibtisch, um Alex den Ausdruck hinzulegen. »Er hat tatsächlich schmutzige Wäsche ausgegraben. Es ist nicht das erste Mal, dass Bethel Newton jemanden der Vergewaltigung bezichtigt.«

Dienstag, 18. August 2009 – 12.40 Uhr
    »Ich muss Sie wohl kaum über Elias Claymores Vergangenheit belehren«, sagte Sarah Jensen.
    Das Heer von Gesichtern, das ihr aus dem Zuschauerraum des Gerichtssaals entgegenblickte, spiegelte das rege Interesse der Öffentlichkeit wider, das seit zwei Monaten unter der Oberfläche schwelte.
    Aus den Zeitungen und dem Fernsehen hatten Zuschauer wie Geschworene schon direkt nach der Anklageerhebung im Juni alles über Elias Claymores Vergangenheit erfahren. Einige Anwesende waren alt genug, um Claymore noch aus seinen Revoluzzerzeiten zu kennen. Aber eine ganze Serie von politischen Krisen, Wirbelstürmen im Mittleren Westen, gewalttätigen Konflikten im Nahen Osten und Gerüchten über eheliche Gewalt in der Hautevolee Hollywoods hatte dafür gesorgt, dass gewisse Details bereits wieder aus den Köpfen verschwunden waren. Also musste die Staatsanwältin den vier europäischstämmigen Weißen, sechs Hispanos und zwei Asiaten, aus denen sich die Jury zusammensetzte, noch einmal ins Gedächtnis rufen, was für ein Mensch Claymore war.
    »Als höchst militantes Mitglied der Black Leopards hat er weiße Frauen vergewaltigt, und zwar aus politischenGründen, um es mit seinen eigenen Worten auszudrücken. Nachdem er für seine abscheulichen Taten schuldig gesprochen und ins Gefängnis gesteckt wurde, brach er aus und flüchtete nach Libyen, wo er Moslem wurde und …«
    »Einspruch!«, rief Alex und sprang auf. »Frühere oder aktuelle religiöse Ansichten meines Mandanten sind irrelevant.«
    »Stattgegeben«, entschied die Richterin resolut. »Die Geschworenen werden die Bemerkung außer Acht lassen, und die Staatsanwaltschaft wird auf weitere Spekulationen über die frühere Religionszugehörigkeit des Angeklagten verzichten.«
    »Während seiner Zeit in Afrika«, fuhr Sarah Jensen fort, »erlebte Elias Claymore, wie die dortige Bevölkerung von einer korrupten Regierung unterdrückt wurde. Desillusioniert begriff er, dass Amerika trotz all seiner Fehler nicht so schlecht war, wie er geglaubt hatte. Also kam er in die Ver-einigten Staaten zurück, um hier seine Haftstrafe abzusitzen. Das verlangt eine Menge Mut, und ich bin die Letzte, die das nicht anerkennen würde. Aber eine einzige mutige Tat macht aus einem Verbrecher noch keinen Helden, genauso wenig wie eine einzige gute Tat aus einem Sünder einen Heiligen macht. Nach seiner Rückkehr verbüßte Claymore also den Rest seiner Strafe, bevor er auf Bewährung entlassen wurde. Im Laufe dieses Prozesses wird die Anklage beweisen, dass der Leopard keineswegs zur Schmusekatze mutiert ist. Am fünften Juni dieses Jahres nahm er eine junge Frau namens Bethel Newton, die eine Autopanne gehabt hatte, in seinem Wagen mit. Er brachte sie an einen verlassenen Ort, wo er sie brutal vergewaltigte. Hierzu werden Sie die Zeugenaussage des Opfers selbst hören – der jungen Frau

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