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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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also, die er vergewaltigt hat. Wir werden Ihnen außerdem ein ärztliches Gutachten über ihre inneren und äußeren Verletzungen vorlegen, das beweist, dass es sich um Vergewaltigung und nicht um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr handelte. Sie werden zusätzlich Fotos von den äußeren Verletzungen der jungen Frau zu sehen bekommen, damit Sie sich selbst ein Bild darüber machen können, ob sie eine bereitwillige Sexpartnerin war oder ein unschuldiges Opfer. Sie werden die Zeugenaussage eines Mannes hören, der den Angeklagten vom Tatort flüchten und in seinem Auto davonrasen sah. Zu guter Letzt werden wir Ihnen die Ergebnisse wissenschaftlicher DNA-Tests vorlegen, die unwiderlegbar beweisen, dass der Mann, der Bethel Newton vergewaltigt hat, kein anderer ist als der beschuldigte Elias Claymore.«
    Sarah Jensen setzte sich, wobei ihr Gesichtsausdruck vollkommen neutral blieb. Alex wusste, dass sie ihr Eröffnungsplädoyer um exakt ein Uhr beendet hatte, damit ihre Version des Falls sich während des Mittagessens in den Köpfen der Geschworenen festsetzen konnte. Es war der älteste Trick der Welt, und Alex hatte nichts anderes erwartet. Er konnte nicht viel dagegen unternehmen, außer seinerseits auf sein Timing zu achten und dafür zu sorgen, dass die Knalleffekte der Verteidigung ebenfalls mit den entsprechenden Sitzungspausen zusammenfielen.
    Sechshundertfünfzig Kilometer entfernt saß Eugenia Vance vor ihrem Fernseher und verfolgte die Verhandlung auf dem Gerichtssender.

Dienstag, 18. August 2009 – 15.40 Uhr
    Nach dem Mittagessen begann Sarah Jensen mit der Präsentation der Beweise. Als Erstes rief sie Bethel Newton in den Zeugenstand. Sie ging äußerst behutsam vor und lotste Bethel zunächst durch die unverfänglichen Ereignisse, die dem Zusammentreffen mit ihrem Vergewaltiger vorausgegangen waren, um ihr Sicherheit zu geben. Mit leiser, aber fester Stimme erzählte Bethel von der Autopanne und dem Mercedesfahrer, der angehalten und sie mitgenommen hatte.
    »Dann hat er mich aus dem Auto gezogen, hinter die Büsche, und mir die Hand auf den Mund gepresst. Ich habe ihn gebissen, und er ist sauer geworden und hat mir quer übers Gesicht geschlagen. Der Hieb war so heftig, dass ich Blut auf der Zunge geschmeckt habe. Da ist mir klar geworden, dass es nichts bringt, sich zu wehren.«
    »Und was ist dann passiert?«
    Während Bethel innehielt, um sich vor der Antwort noch einmal zu sammeln, kritzelte Andi rasch eine Nachricht für Alex auf einen Zettel: »Wir müssen sie fragen, ob sie meine E-Mail-Adresse hat.« Alex sah sie verständnislos an. Andi hatte ihm immer noch nicht von Lannosea erzählt. Wenn sie ihm nicht wenigstens in groben Zügen erklärte, worum es ging, konnte sie wohl kaum von ihm erwarten, dass er der Sache nachging und die Missbilligung der Richterin riskierte. Also fügte sie folgenden Satz hinzu: »Ich bekomme seit einiger Zeit anonyme Drohbriefe per E-Mail.« Er wirkte nicht besonders überrascht, sondern nickte nur leicht mit dem Kopf.
    »Dann hat er angefangen, mir die Kleider wegzuziehen. Er hat sie mir nicht wirklich vom Leib gerissen, sondern eher aus dem Weg geschoben. Danach hat er den Reißverschluss seiner Hose aufgemacht und sie ein Stück runtergezogen, und dann …« Bethel fing an zu weinen. Schweigend sahen die Anwesenden zu, wie sie ein Taschentuch hervorholte und hineinschluchzte.
    »Lassen Sie sich Zeit, Miss Newton.«
    »Und dann hat er mich vergewaltigt.«
    »Wie ist er in Sie eingedrungen?«
    »Vaginal«, sagte sie matt. Ihre Worte waren kaum noch zu hören. »Von vorn.«
    »Und sehen Sie den Mann, der Ihnen das angetan hat, hier im Gerichtssaal?«
    Die Frage schien eine aufbauende Wirkung auf Bethel Newton zu haben, so als witterte sie eine Gelegenheit, die Kontrolle zurückzuerlangen. Sie legte ihr Taschentuch weg, hörte auf zu weinen und beugte sich vor.
    »Ja, ich sehe ihn«, bestätigte sie und zeigte auf Claymore. »Es war der Mann dort drüben.«
    »Fürs Protokoll: Die Zeugin hat den Angeklagten Elias Claymore identifiziert«, sagte Sarah Jensen.
    »Wird notiert«, erwiderte die Richterin.
    Sarah Jensen stellte der Zeugin noch eine Reihe von Fragen, um den Geschworenen vor Augen zu führen, was nach der Vergewaltigung geschehen war: Claymore, der angeblich weggerannt und davongefahren sei, ein Passant, der die Polizei gerufen habe, auf der Wache dann die Untersuchung durch eine Ärztin, die DNA-Probe, die Fotos.
    Als sie fertig war, blickte die

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