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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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herausfordernden Blick zu, als freue sie sich darauf, mit ihm die Klingen zu kreuzen.
    Zunächst stellte Sarah Jensen Dr. Weiner ein paar allgemeine Fragen, um ihre Qualifikationen, ihre Aufgaben und die Tatsache herauszuarbeiten, dass sie in der Abteilung für Sexualverbrechen und häusliche Gewalt in jener Nacht die diensthabende Ärztin gewesen war. Dann wandte sich die Befragung dem vorliegenden Fall zu.
    »Können Sie beschreiben, was sich an jenem Morgen um Viertel nach zehn ereignet hat?«
    »Um ungefähr diese Uhrzeit brachte Detective Bridget Riley eine junge Frau auf die Station, von der ich inzwischen weiß, dass sie Bethel Newton heißt.«
    »Können Sie uns ihren Zustand beschreiben?«
    »Sie hatte Verletzungen und war sichtlich aufgewühlt und verzweifelt. Ihre Kleidung war unordentlich.«
    »Und was haben Sie getan?«
    Im Gerichtssaal kam jetzt ein digitales System zur Vorlage von Beweisen zum Einsatz, das es Richterin, Geschworenen und Anwälten erlaubte, sich Fotos und Graphiken auf Computerbildschirmen anzusehen, die auf ihren Tischen installiert waren.
    »Ich habe sie in die Notaufnahme für Vergewaltigungsopfer gebracht, um sie zu untersuchen und Beweisproben zu entnehmen. Dort wurden zunächst Fotos von den äußeren Verletzungen des mutmaßlichen Opfers gemacht, bevor ich eine forensisch-medizinische Untersuchung zur Feststellung der Verletzungsursache durchgeführt habe. Zur Beweissicherung habe ich Fingernagelproben und Vaginalabstriche für die spätere DNA-Analyse entnommen. Diese habe ich in die dafür vorgesehenen Beutel gegeben, die sofort versiegelt und markiert wurden, um eine lückenlose Beweiskette zu gewährleisten. Danach habe ich die Beweise an Detective Riley weitergegeben.«
    Sarah Jensen rief mit der Fernbedienung die ersten Fotos auf den Bildschirmen im Gerichtssaal auf.
    »Können Sie bestätigen, dass es sich bei diesen Fotos um Aufnahmen von Miss Newton am betreffenden Tag handelt?«
    »Ja, das kann ich bestätigen.«
    Die Fotos zeigten Quetschungen am Handgelenk, die durch die Umklammerung einer kräftigen Hand entstanden sein könnten.
    Sarah Jensen drückte wieder auf die Fernbedienung, um zum nächsten Foto überzugehen, das die Beweisbeutel mit Dr. Weiners Unterschrift darauf zeigte. Die Ärztin wurde gebeten, die Echtheit der Unterschrift zu bestätigen, was sie pflichtgemäß tat. Später würde Sarah Jensen das ebenfalls vorgeladene Laborpersonal, das die DNA-Tests durchgeführt hatte, auffordern, die Kennzeichnung mit dem Laborprotokoll abzugleichen, um zu beweisen, dass es sich um dieselben Proben handelte.
    Am Ende der Zeugenvernehmung übergab Sarah Jensen die Zeugin an Alex und setzte sich.
    Die Staatsanwältin erwartete ein Feuerwerk der Kreuzverhörkunst, aber Alex überraschte sie und die Ärztin, indem er gerade lange genug aufstand, um zu verkünden: »Keine Fragen.«
    Die Richterin ordnete eine zwanzigminütige Unterbrechung an.
    »Warum haben Sie nicht Einspruch dagegen erhoben, dass sie Bethels Gefühlslage subjektiv interpretiert hat?«, fragte Andi.
    »Weil die Geschworenen es doch ohnehin schon gehört hatten. Außerdem war es unnötig. Wir bauen unsere Verteidigung darauf auf, dass sie tatsächlich vergewaltigt wurde, aber den Täter verwechselt hat. Warum hätte sie also nicht sichtlich aufgewühlt und verzweifelt sein sollen?«
    Andi zuckte mit den Schultern.
    Zur selben Zeit verließ Martine den Pressebereich des Gerichtssaals, um ihren Bericht aufzuzeichnen. Dabei entging ihr, dass ein junger schwarzer Mann im Zuschauerbereich aufstand und ihr nach draußen folgte – genau wie gestern.

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.05 Uhr
    »Glaubst du, es kommt etwas dabei heraus?«, fragte Alex. »Oder ist es reine Zeitverschwendung?«
    Er hatte beschlossen, David während der Sitzungspause anzurufen, um ihn zu fragen, wie er mit der Software vorankam.
    »Wie ich schon zu Andi gesagt habe: Kann durchaus sein, dass etwas dabei herauskommt, aber es wäre deutlich einfacher, wenn wir den Quellcode hätten.«
    David Sedaka saß in seinem Büro und brütete über einem riesigen Computerausdruck.
    »Aber hattest du nicht gesagt, dass du das fertige Programm in den Quellcode zurückübersetzen kannst?«
    »Ja, aber es geht doch darum, ein Programm mit dem anderen zu vergleichen – wie es ist und wie es sein sollte , falls du verstehst, was ich meine.«
    »Deshalb haben wir ja auch am Freitag eine Anhörung. Aber ich kann nicht versprechen, dass sie uns den

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