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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Vergewaltiger Bethel Newton mitgenommen hatte. Und der Mann sah aus wie …
    Sie schob den Gedanken beiseite, öffnete die Fahrertür und schlüpfte ins Auto. Als sie gerade die Tür hinter sich zumachen wollte, stürzte der junge Mann, der auf der Beifahrerseite des angrenzenden Wagens gestanden hatte, auf sie zu, schob sie unsanft auf den Beifahrersitz hinüber und knallte die Autotür hinter sich zu. Bevor sie schreien konnte, hatte er seine eiserne rechte Hand auf ihren Mund gelegt und presste den Daumen unter ihrem Kiefer hoch, damit sie ihn nicht mehr öffnen konnte. Mit der linken Hand klappte er den Sitz zurück, bis er fast waagrecht war. Dann machte er sich an ihren Kleidern zu schaffen.
    Erst jetzt wurde Martine von panischer Angst ergriffen. Sie befanden sich hoch oben auf dem vierten Parkdeck, wo es mehr als unwahrscheinlich war, dass jemand vorbeikam oder sie hörte. Da es noch zu früh für die Mittagspause war, fuhren auch keine Autofahrer weg oder kamen an. Und selbst wenn jemand an ihnen vorbeigefahren wäre, hätte er Martine nicht gesehen, weil der Mann sie nach unten auf den Sitz drückte. Er war kräftig und problemlos in der Lage, ihre Verteidigungsversuche abzuwehren.
    Inzwischen hatte der Angreifer ihren Rock hochgeschoben und ihr Strumpfhose und Slip vom Leib gerissen, bevor er an seinen eigenen Kleidern herumhantierte. Martine spürte deutlich, wie erregt er war, aber sie hatte keine Ahnung, ob er vorhatte, sie am Leben zu lassen, wenn er mit ihr fertig war.

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.40 Uhr
    »Die Polymerase-Kettenreaktion ist also eine Methode, mit der man die zur Verfügung stehende DNA vervielfältigen kann?«
    Sarah Jensen setzte ihre Vernehmung von Victor Alvarez fort.
    »So ist es.«
    »Und wie funktioniert das?«
    Alvarez drückte auf die Fernbedienung, um den Vorgang mit einer bildlichen Darstellung zu veranschaulichen.
    »Dazu muss die DNA zusammen mit bestimmten Enzymen in einem Gerät erhitzt und wieder abgekühlt werden, das sich Thermocycler nennt. Dadurch spaltet sich die DNA in einzelne Stränge auf, die dann – wie übrigens im menschlichen Körper auch – neue Doppelstränge bilden, mit paarweise gruppierten Basen, genau wie ich vorhin erklärt habe.«
    »Und wie oft führt man diesen Schritt durch?«
    »Das können zwischen achtundzwanzig und vierunddreißig Zyklen sein. Bei jedem Zyklus verdoppelt sich die DNA.«
    »Aber wie unterscheidet man zwischen Opfer-DNA und Täter-DNA, sobald man genügend DNA beisammen hat?«
    »Wir beginnen mit der Festlegung eines Schwellenwerts. Alles, was in geringerer Menge auftaucht, wird ignoriert. Dann schauen wir uns die übrig gebliebene DNA an und identifizieren das, was wir den ›Hauptspender‹ und den ›Nebenspender‹ nennen. Als Nächstes vergleichen wir die Probe mit der Referenzprobe des Opfers, um zu ermitteln, ob das Opfer Haupt- oder Nebenspender ist. Das Gleiche führen wir dann mit der Referenzprobe des Tatverdächtigen durch, um herauszufinden, ob dieser mit dem zweiten Spender identisch ist. Wenn wir eine Sequenz in der Beweisprobe finden, die mit einer Sequenz aus der Referenzprobe des Verdächtigen übereinstimmt, nennen wir das einen Einschluss . Je mehr Einschlüsse wir finden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die DNA vom Verdächtigen stammt. Wenn wir jedoch auch nur eine Sequenz finden, die nicht zum Verdächtigen passt und auch nicht vom Opfer stammt, nennen wir das einen Ausschluss und der Verdächtige kann als Täter ausgeschlossen werden.«
    »Sie haben von Haupt- und Nebenspender gesprochen. Heißt das, dass die DNA der Beweisprobe immer eine Mischung ist?«
    »Nicht immer. DNA aus Sperma lässt sich isolieren. Das haben wir im vorliegenden Fall mit der DNA aus dem vaginalen Abstrich versucht, aber darin ließ sich kein Sperma feststellen. Anschließend haben wir die nicht spermahaltige DNA eines weiteren vaginalen Abstrichs mit Referenzproben von Bethel Newton und Elias Claymore verglichen und festgestellt, dass sie nur von Bethel Newton stammt. Das passt zu ihrer Aussage, dass der Vergewaltiger ein Kondom trug.«
    »Wie sind Sie dann weiter vorgegangen?«
    »Wir haben besonderes Augenmerk auf die Fingernagelproben gerichtet. Diese sind relevant, weil Miss Newton ihren Angreifer gekratzt hat.«

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.45 Uhr
    Inzwischen rang Martine unter der Last des Männerkörpers verzweifelt nach Luft. Ihr Angreifer hatte seinen Gürtel und seine Hose geöffnet und stemmte sich

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