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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Quellcode aushändigen. Kannst du das Programm nicht einfach in Abschnitte unterteilen? Vielleicht kriegst du es so irgendwie hin?«
    »Nicht, wenn ich nur den Maschinencode habe. Dazu brauche ich den Quellcode.«
    »Also gut, wir tun, was wir können. Ich muss los, der Gerichtssaal füllt sich schon wieder.«

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.10 Uhr
    »Die heutige Vormittagssitzung im Gericht, bei der Polizeiärztin Dr. Elaine Weiner aussagte, wie sie Bethel Newton nach der Vergewaltigung untersucht hat, verlief ohne Zwischenfälle.«
    Während Alex mit seinem Sohn telefonierte, stand Martine Yin am Ufer des Lake Merritt auf dem Rasendreieck zwischen Zwölfter und Vierzehnter Straße und lieferte mit dem Haupteingang des Bezirksgerichts von Alameda County im Hintergrund ihren Bericht ab. Links und rechts von ihr standen weitere Übertragungswagen, vor denen die Reporter anderer Fernsehsender in die Kameras sprachen.
    »Beobachter waren davon ausgegangen, dass der erfahrene Strafverteidiger Alex Sedaka ein bohrendes Kreuzverhör durchführen und Dr. Weiners Version der Ereignisse auf den Zahn fühlen würde – zumal nach der gestrigen vernichtenden Befragung des mutmaßlichen Opfers Bethel Newton –, aber Sedaka zog es vor, gänzlich auf sein Kreuzverhör zu verzichten.«
    Die steinerne weiße Fassade des majestätischen Gerichtsgebäudes bildete Martines Kulisse, während sie weiter die vor wenigen Minuten im Gerichtssaal erlebten Ereignisse skizzierte. Ihr Bericht würde später von Bildern des Gerichtszeichners begleitet werden, die bereits im Übertragungswagen eingescannt und an den Fernsehsender geschickt worden waren.
    »Unklar blieb, ob es sich hierbei um einen Strategiewechsel der Verteidigung handelte oder schlicht um die Erkenntnis, dass manche Indizien zu stichhaltig sind, um sie anzufechten.«
    Der junge Mann, der ihr seit gestern folgte, stand entspannt an der Ecke zwischen Fallon Street und Zwölfter Straße und beobachtete sie.
    »Es bleibt hervorzuheben, dass sich Dr. Weiners Aussage zu keinem Zeitpunkt direkt auf den Angeklagten Elias Claymore bezog. Sie diente der Anklagevertretung lediglich dazu, den lückenlosen Weg der DNA-Beweise zu demonstrieren, die sie heute Nachmittag vorlegen will.
    Martine Yin, Eyewitness News , vom Bezirksgericht Alameda County.«
    Martine lächelte dem schlaksigen Kameramann zu, der nicht besonders zufrieden aussah.
    »Wir hatten mittendrin plötzlich eine Wolke. Hoffentlich hat uns die nicht das Licht versaut. Meinst du, wir können den Teil mit dem Verzicht aufs Kreuzverhör noch einmal drehen?«
    »Keine Zeit. Die Sitzung geht jeden Moment weiter.«
    »Gut, dann holen wir uns jetzt etwas zu essen und treffen uns in der Mittagspause wieder hier.«
    Zusammen mit dem Tontechniker stieg der Kameramann in den Übertragungswagen und fuhr davon, während Martine über den unebenen Rasen zurück zum Gerichtsgebäude ging. Obwohl sie flache Schuhe trug, knickte sie um, verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem linken Arm. Sie rechnete es den anderen Nachrichtenteams hoch an, dass sie nicht lachten, sondern nur mit verlegenem Grinsen den Blick abwandten. Trotzdem stieg Wut in ihr hoch, aber sie holte tief Luft und schluckte sie hinunter.
    Ein Blick auf den linken Ärmel ihres Jacketts ließ keinen Zweifel zu: Der Dreck war auf dem blauen Stoff deutlich zu sehen, da half auch kein Reiben. Sie beschloss, den nächsten Beitrag in Bluse und Snooker-Weste abzuliefern, aber dann entdeckte sie, dass ihr zur Jacke passender blauer Rock ebenfalls dreckig war.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Ihr blieben noch sieben oder acht Minuten, zumal die Sitzungen nie auf die Minute pünktlich losgingen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie es zum Auto schaffen, sich dort frisch machen und umziehen und wäre immer noch rechtzeitig zu den wichtigen Fragen zurück im Gerichtssaal. Die Vernehmung von Gutachtern und Experten begann normalerweise mit einigen einleitenden Fragen zu deren Referenzen, und Martine wusste, dass der heutige Tag keine Ausnahme bilden würde.
    Also ging sie die Zwölfte Straße hinunter in Richtung Parkhaus, das zwei Häuserblocks entfernt lag, ohne den Mann zu bemerken, der ihr in einigen Metern Abstand folgte.

Donnerstag, 20. August 2009 – 11.20 Uhr
    »Bitte erheben Sie sich!«, ordnete der Gerichtsdiener an, als die Richterin in den Saal zurückkehrte. Nachdem sie ihren Platz eingenommen hatte, setzten sich auch die restlichen Anwesenden wieder.
    Alex

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