Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
Vom Netzwerk:
der Polizist. »Ich meine, wir können die Sache doch nicht einfach ignorieren.«
    »Habt ihr eine DNA-Probe von ihm genommen?«
    »Noch nicht. Wir warten noch auf den Haftbefehl.«
    »Warum?«
    »Weil wir nicht sicher waren, ob ein hinreichender Verdacht vorliegt.«
    »Wollen Sie mich verarschen? Bei einer Vergewaltigung?«
    » Versuchter Vergewaltigung.«
    »Das sollte trotzdem genügen, um einen DNA-Test anzuordnen.«
    »Mein Chef wollte kein Risiko eingehen.«
    »Also gut. Sobald der Haftbefehl vorliegt, entnehmt ihr die Probe und sagt den Leuten vom Labor, sie sollen einen Y-STR-Abgleich mit der Fingernagelprobe von der Newton-Vergewaltigung machen und das Ergebnis in die kalifornische DNA-Datenbank hochladen. In der Zwischenzeit informiere ich Sarah Jensen, die mit dem Fall betraute Staatsanwältin, über die Neuigkeiten.«
    »Okay. Eine Frage habe ich allerdings noch.«
    »Raus damit.«
    »Was ist, wenn Sie etwas finden, was der Anklagevertretung nicht in den Kram passt?« Der Polizist klang ernsthaft besorgt.
    »Das glaube ich nicht. Aber wir müssen jedem Hinweis nachgehen, denn wenn wir es nicht tun, tut es die Verteidigung ganz bestimmt.«

Donnerstag, 20. August 2009 – 13.30 Uhr
    Alex aß mit Martine im Slanted Door zu Mittag, einem schicken vietnamesischen Restaurant mit Blick auf die Bay. Er bestellte eine großzügige Portion Thit Bo Luc Lac mit Biorindfleisch und Jasminreis und sie gegrilltes Hühnchen mit fünf Gewürzen und Naturreis.
    Martine hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht das zarte kleine Pflänzchen war, für das er sie zu halten schien. Schließlich hatte sie den Angreifer mit Pfefferspray in die Flucht geschlagen, und jetzt lag Louis Manning mit Beinfraktur und Schlüsselbeinbruch im Krankenhaus.
    Aber sie hatte sich bereit erklärt, den Sender zu bitten, sie vom Claymore-Fall freizustellen, was bedeutete, dass sie und Alex ihre Beziehung wieder aufnehmen konnten. Alex hatte ihr schon vor einiger Zeit gestanden, dass er es schön fände, wenn sie bei ihm einziehen würde, aber Martine hatte unmissverständlich klargestellt, dass sie ihre Freiheiten nicht aufgeben wollte. Alex hatte vollstes Verständnis dafür gezeigt. Als er sie das erste Mal in sein Haus in der Elizabeth Street eingeladen hatte, war sie über die strategisch an vielen Stellen platzierten Fotos von Melody nicht gerade begeistert gewesen. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber er hatte ihr damit zu verstehen gegeben, dass ihm seine verstorbene Frau noch zu wichtig war, um ihre Fotos wegzuräumen, und sie hatte ihm ihrerseits zu verstehen gegeben, dass sie nicht mit einer Toten konkurrieren wollte.
    Also hatten sie es beim Status quo belassen und sich regelmäßig getroffen, ohne zusammenzuziehen. Sie waren sich zwar treu gewesen, aber ohne weiterreichende Verpflichtungen. Und jetzt waren sie bereit, wieder genau da anzuknüpfen, wo sie aufgehört hatten.
    Es war schon früher Nachmittag, als Alex in die Kanzlei zurückkehrte. Juanita saß an ihrem Schreibtisch und hatte ein juristisches Fachbuch aufgeschlagen, um für ihr Abendstudium zu lernen. Sie hob zwar den Kopf, grüßte ihn jedoch nicht. Alex spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Es war, als würde sie ihn absichtlich ignorieren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja. Andi hat Besuch. Jerry Cole. Erinnerst du dich? Du hast ihn eingeladen.«
    »Jerry Cole? Ach ja. Vom kriminaltechnischen Labor in Ventura. Ich dachte, er kommt erst heute Abend, nach der Arbeit.«
    »Er ist anscheinend schon um halb drei am Flughafen gelandet, und da er sonst nichts zu tun hatte, hat er angerufen. Ich habe ihn zu Andi durchgestellt, und sie hat ihm gesagt, dass er ein Taxi nehmen und herkommen soll. Jetzt unterhält sie sich schon seit zwanzig Minuten mit ihm.«
    Die Tür des Besprechungszimmers, das Andi als Büro zugeteilt worden war, ging auf.
    »Alex, sind Sie wieder da?«
    »Ja.«
    »Ich habe Mr Cole hier.«
    Ihm fiel sofort auf, dass sie ihren Gast respektvoll mit seinem Nachnamen ansprach. Er schien ein verletzliches Ego zu besitzen.
    »Ich komme.«
    Juanita winkte Alex mit einem Fingerschnippen zu sich an den Schreibtisch. Als er sich vorbeugte, tippte sie sich verschwörerisch an die Lippen und sagte: »Er trinkt seinen Kaffee schwach und mit viel Milch.«
    Dann lächelte sie und lehnte sich selbstzufrieden zurück, als müsste diese Information Alex irgendetwas sagen. Er kam beim besten Willen nicht darauf, was sie meinte.
    Im Besprechungszimmer

Weitere Kostenlose Bücher