Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
Vom Netzwerk:
welche gibt. «
    »Ach du Scheiße«, sagte Andi.
    »Macht das denn einen Unterschied?«, fragte Alex verwirrt.
    »Soll ich es ihm erklären, David?«, fragte Andi.
    »Wenn Sie wollen.«
    »Reine Statistik. Auf die Weise ist es wahrscheinlicher, dass Personen ausgewählt werden, die sowohl auf der Wählerliste stehen als auch im Führerscheinregister. Und da Schwarze in den Wählerlisten unterrepräsentiert sind – oder es in der Vergangenheit zumindest waren –, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass sie als Geschworene ausgewählt werden.«
    Alex hatte Mühe, das alles zu verstehen. »Und ihr glaubt, das könnte das Missverhältnis erklären, das uns zu Beginn des Prozesses aufgefallen ist?«
    »Der Kandidatenpool unseres Prozesses war vermutlich ein besonders extremer Fall«, sagte Andi. »Die Abweichungen, die ich bei meinen Recherchen entdeckt habe, sind etwas weniger drastisch. Aber wenn sie mit anderen Faktoren zusammenfallen, zum Beispiel, dass Afroamerikaner häufiger auf Anfrage vom Geschworenenamt freigestellt werden, erhalten wir eine glaubwürdige Erklärung für das Ausmaß des Problems.«
    Alex war immer noch verwirrt. »Das verstehe ich nicht ganz. Sie behaupten also, dass das Problem von vielen Faktoren verursacht wird?«
    David schaltete sich ein: »Ich glaube, Andi meint – und da stimme ich ihr zu –, dass der Softwarefehler die Hauptursache des Problems ist, das allerdings noch durch andere Faktoren verschärft wird, die in gewissen Zuständigkeitsbereichen hinlänglich bekannt sein dürften. Das Missverhältnis wäre längst nicht so groß, wenn die Software nicht so eigenartig mit Duplikaten verfahren würde.«
    Alex gestattete sich ein zufriedenes Lächeln. »Das müssen wir umgehend der Richterin vorlegen. Jetzt haben wir endlich den Beweis!«
    Sie beendeten die Videokonferenz.
    »Gute Neuigkeiten?«, fragte Martine, die in T-Shirt und schwarzem Spitzenhöschen ins Zimmer geschlichen kam. In den Händen trug sie ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee und einem Stapel Unterlagen.
    »Das weißt du doch sicher längst«, sagte Alex lächelnd. »Du hast an der Tür gelauscht, gib’s zu!«
    »Hab ich nicht!«, rief sie mit gespielter Entrüstung.
    »Süße, ich kenne dich doch. Du bist Reporterin – und eine Frau noch dazu. Du kannst also gar nicht anders.«
    »Nur zu deiner Information: Während du deine Konferenz hattest, habe ich mir diese Protokolle aus dem Labor angesehen.«
    »Was?«, rief er und riss die Unterlagen vom Tablett, wobei er um ein Haar den Kaffee verschüttete. »Das sind vertrauliche Dokumente! Die darf niemand sehen, der nicht für die Staatsanwaltschaft oder die Verteidigung arbeitet – und eine Reporterin schon gar nicht.«
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht im Dienst bin.«
    »Du bist rund um die Uhr im Dienst. Wie gesagt, ich kenne dich.«
    »Dann solltest du auch wissen, dass ich immer zu meinem Wort stehe.« Um noch mehr Salz in die Wunde zu streuen, fügte sie hinzu: »Genau wie ein Anwalt.«
    »Wohl eher wie ein Gangster«, sagte Alex schroff, aber das Grinsen auf seinem Gesicht ließ sich jetzt nicht mehr verbergen.
    »Na ja, oder wie eine fleißige Rechtsanwaltsgehilfin, denn ich habe tatsächlich etwas entdeckt, was euch helfen könnte.«
    »Was denn?«
    »Sieh dir Steven Johnsons letzten Eintrag an, bevor er die DNA der Fingernagelprobe amplifiziert hat.«
    Alex blätterte die Seiten durch und überflog die relevanten Zeilen. »Er hat Reserveproben von Bethel Newton und Elias Claymore getestet.«
    Martine nickte lächelnd. »Aber war die DNA aus den Referenzproben nicht längst amplifiziert, separiert und klassifiziert?«
    »Äh, ja«, sagte Alex nachdenklich. Dann wusste er plötzlich, worauf sie hinauswollte.
    »Warum musste er also die Reserveproben testen? Zumal er sie ein paar Minuten später schon wieder zurück ins Lager gebracht hat?«

Montag, 24. August 2009 – 10.15 Uhr
    »Und was hat das mit Rassendiskriminierung zu tun?«, fragte Richterin Wagner.
    Sie saß zusammen mit Andi, Alex, Sarah Jensen und Nick Sinclair am Schreibtisch ihres Büros. Ein Gerichtsschreiber war ebenfalls anwesend. Das Gespräch fand zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, musste aber trotzdem protokolliert werden, für den Fall, dass die Entscheidung der Richterin später von einer der Parteien angefochten wurde.
    Alex hatte seinen Antrag auf Abweisung der Klage direkt zu Beginn der Vormittagssitzung gestellt, überließ nun aber Andi

Weitere Kostenlose Bücher