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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sicherheitsbeauftragte ging dann auf die Straße und bereinigte die Sache. Herr Sváfnisson setzte sich nach hinten, und die anderen drei versprachen, ihn unter Kontrolle zu halten. Nachdem Herr Kárason dem Taxifahrer zusätzlich hundert Euro bezahlt hatte, um sie zum Hotel zu bringen, erklärte er sich dazu bereit. Das war der Grund dafür, dass der Sicherheitsbeauftragte nicht sofort bemerkt hat, dass einer der Männer fehlte, sein Pass lag immer noch in der Rezeption. Als er das feststellte, rief er unverzüglich in der Hausmeisterwohnung an, wo ich schlief, weil ich Bereitschaftsdienst hatte. Ich bin sofort aufgestanden, und wir haben das gesamte Außengelände abgesucht, aber niemanden gefunden. In der Kontrollzentrale sahen wir dann gleich, dass der Botschafter vergessen hatte, die Sicherheitsanlage in der isländischen Botschaft wieder einzuschalten. Unsere Regeln besagen aber, dass wir die Gebäude nur dann betreten dürfen, wenn irgendwelche Warnsignale eingehen oder besondere Umstände vorliegen. Das war in der Nacht zum Montag nicht der Fall, deswegen beschloss ich, Herrn Ingason anzurufen, der hier ganz in der Nähe wohnt. Er ist auch seitens der isländischen Botschaft für die Kontakte zu den Sicherheitsbeauftragten zuständig, deswegen lag das eigentlich nahe. Herr Ingason traf um 3:27 Uhr per Taxi ein und ging ganz allein in die isländische Botschaft. Um 3:43 Uhr kam er wieder zu uns in die Rezeption und teilte uns mit, dass er den fehlenden Gast tot aufgefunden hatte. Ich fragte ihn, ob er ganz sicher sei, dass der Mann tot war, ob wir nicht doch einen Krankenwagen bestellen sollten, doch Herr Ingason erklärte, daran könne kein Zweifel bestehen. Daraufhin fragte ich ihn, ob er irgendwelche Anweisungen für uns hätte, und er antwortete mir, dass er beabsichtige, sich zunächst einmal unverzüglich mit den isländischen Behörden in Verbindung zu setzen. Die Telefonate wollte er in der isländischen Botschaft machen. Schließlich bat er mich noch darum, Konferenzzimmer im Felleshus zu reservieren und die Angestellten der isländischen Botschaft dorthin zu dirigieren, sobald sie zur Arbeit erscheinen würden. Dem ist dann nur noch hinzuzufügen, dass die Kamera, die den Zugang zur Tiefgarage der isländischen Botschaft überwacht, in der Zeit vom späten Freitagnachmittag bis gestern nach Mittag, als die Leiche abtransportiert wurde, keinerlei Bewegungen registriert hat. Das stimmt im Übrigen überein mit dem Sensor an der Tür. Ihm zufolge wurde sie nicht geöffnet.«
    »Funktioniert der denn auch, wenn das System ausgeschaltet ist?«, fragte Gunnar.
    »Ja. Wenn die Tür geöffnet wird, registriert er die präzise Zeit, doch es ertönen keine Warnsignale, wenn das System ausgeschaltet ist.«
    »Könnte ein Fachmann die Tür öffnen, ohne dass der Sensor das meldet?«
    Wolf schüttelte den Kopf. »Das wäre auf jeden Fall sehr kompliziert. Der Hersteller behauptet sogar, dass es unmöglich ist.«
    »Und was ist mit den anderen Botschaftsgebäuden? War da auch den ganzen Abend niemand?«
    »Da waren ein paar wenige Leute unterwegs, aber niemand von denen hat sich der isländischen Botschaft genähert. Sie steht ein wenig abseits auf dem Grundstück. Wir haben die Aufzeichnungen von zwei Kameras, die den Eingang überwachen, und da sind nur die Leute, die ich vorhin erwähnte, hinein- beziehungsweise hinausgegangen.«
    »Die Mordwaffe ist ein ziemlich großes Messer«, sagte Gunnar und zeigte Wolf die Schachtel. »Gibt es denn keine Kontrollen, damit solche Waffen nicht in die Botschaften gelangen können?«
    »Die Waffenkontrolle ist unterschiedlich streng«, entgegnete Wolf. »Es gibt drei Sicherheitsstufen. Die höchste tritt in Kraft, wenn es politische Spannungen gibt oder wenn konkrete Drohungen vorliegen. Beispielsweise, wenn eine skandinavische Zeitung Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht oder so etwas. Dann wird zusätzlich eine externe Security-Firma hinzugezogen, und die Waffenkontrolle ist ähnlich wie bei den schärfsten Flughafenkontrollen. Die niedrigste Sicherheitsstufe gilt praktisch neunzig Prozent der Zeit, und so war es auch am Sonntag. In der doppelten Eingangstür zum Felleshus befindet sich ein Metalldetektor. Er reagiert nicht auf irgendwelche Münzen oder Handys in den Taschen von Gästen, sondern nur auf größere Objekte, beispielsweise Pistolen oder große Messer. Wenn die Anlage reagiert, öffnet sich die innere Tür nicht, und die Gäste werden gebeten

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