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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einen ganzen Tag verzögert«, sagte Gunnar. »Aber ihr habt hoffentlich nicht auf sie gehört, oder?«
    Fischer lächelte entschuldigend. »Viel konnten wir nicht tun.«
    Er holte eine in eine Plastikhülle eingewickelte Brieftasche aus seiner Aktenmappe.
    »Hier sind die persönlichen Papiere des Toten«, sagte er und reichte Gunnar das Päckchen. »Das hat er bei sich gehabt.«
    »Irgendetwas Besonderes?«
    »Nein. Bargeld, Bankkarten, Visitenkarten, ein Schlüssel.«
    »Ein Schlüssel? Meinen Sie einen Schlüsselbund?«
    »Nein, kein Schlüsselbund. Nur ein einzelner Schlüssel in einem Fach der Brieftasche. Wahrscheinlich von einem Safe oder so etwas.«
    »Ich verstehe«, sagte Gunnar. »Sonst noch etwas?«
    »Ja, allerdings«, sagte Fischer. »Aus purer Neugierde heraus habe ich den Namen des Mannes in unser Suchsystem eingegeben, um zu sehen, ob er dort irgendwo auftauchte.«
    »Und, kam etwas dabei heraus?«
    »Wir überwachen seit geraumer Zeit in verstärktem Maße deutsche Staatsbürger, die unter dem Verdacht stehen, sich in verschiedenen Ländern Asiens sexuell an Kindern zu vergehen, das System ist ähnlich wie in den anderen europäischen Ländern. Dahinter steckt der Gedanke, die rechtlichen Grundlagen zu vereinfachen, die eine Strafverfolgung hier in Deutschland ermöglichen. Und wir informieren auch die zuständigen Behörden in den entsprechenden asiatischen Ländern über verdächtige Personen, damit sie gegen diese Menschenhändler und Kinderschänder vorgehen können. Einiges von dem, was wir in diesen Ländern unternehmen, befindet sich gemessen an unseren Arbeitsanweisungen und Gesetzen in einer gewissen Grauzone, aber unserer Auffassung nach heiligt der Zweck die Mittel. Der Name dieses Eiríksson ist auf der Liste von einem unserer Informanten in Indonesien aufgetaucht. Eiríksson ist dort unter dem Namen »Tenderloin« bekannt und war sehr aktiv auf diesem Markt. Solche Typen versuchen natürlich, ihre tatsächlichen Namen weitestgehend zu verschleiern, aber unser Informant ist Eiríksson zwei Tage auf den Fersen geblieben und hat es durch Bestechung geschafft, an eine Kopie der Hotelrechnung von Eiríksson heranzukommen. Ich gehe mal davon aus, dass Anton Eiríksson kein allzu häufiger Name ist, sodass da eigentlich kaum ein Zweifel bestehen kann. Leider gibt es aber noch keine klaren Arbeitsanweisungen dazu, wie wir mit den Informationen über Angehörige anderer Nationalitäten verfahren sollen, und deswegen ist im Fall seiner Person bislang nichts in die Wege geleitet worden.«
    »Wie seid ihr auf Eiríksson aufmerksam geworden?«
    »Er war sehr häufig Gast in einem sogenannten Wellnesshotel, das in einem außerordentlich schlechten Ruf steht. Kinder in zartem Alter, Jungen und Mädchen, werden dort angeblich für einfache Dienstleistungen eingestellt, die aber in Wirklichkeit unter die Kategorie schwerer sexueller Missbrauch fallen. Die Kinder kommen aus bitterarmen Familien der untersten Gesellschaftsschichten, und es ist sehr schwierig, das, was da geschieht, zu unterbinden.«
    »Verstehe«, sagte Gunnar und betrachtete eines der Fotos von der Leiche. »Das hier ist die schlimmste Sorte. Den wird bestimmt niemand vermissen.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Fischer. »Und dieser brutale Angriff deutet darauf hin, dass sich da irgendjemand für ein schweres Vergehen gerächt hat.«
    »Was wären eure nächsten Schritte in der Ermittlung gewesen?«
    »Eine sorgfältige erkennungsdienstliche Untersuchung der ganzen Etage. Fingerabdrücke, Haare, DNA -Spuren. Wenn ihr technische Unterstützung braucht, kann ich unsere Experten hinzurufen. Euer isländischer Kollege kann alles genau mitverfolgen und sicherstellen, dass die Analyse zu eurer Zufriedenheit verläuft, und die Proben von uns entgegennehmen. Auf diese Weise geht es bestimmt schneller.«
    »Gute Idee und gutes Angebot«, sagte Gunnar. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief Birkir an. Nach kurzem Meinungsaustausch nickte er.
    »Ja, vielen Dank. Meine Kollegen und der Botschafter wären sehr dankbar für eure Unterstützung.«
    Jetzt griff Fischer zu seinem Handy.
    »Sie kommen sofort«, sagte er nach einem kurzen Telefonat. »Laut den Anweisungen des Auswärtigen Amtes sollen wir euch nach besten Kräften unterstützen.«
    Gunnar war mit dem zweiten Teller Suppe fertig und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.
    »Mahlzeit«, sagte ein Mann, der auf die fünfzig zuging. Er war mit einem Laptop unter dem Arm an ihren Tisch

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